"Spieler für die großen Momente": Pastrnak verhindert Schweizer "Bankraub"

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"Spieler für die großen Momente": Pastrnak verhindert Schweizer "Bankraub"

Boris Pastrnak erzielte im Finale der Eishockey-WM 2024 den entscheidenden Treffer.
Boris Pastrnak erzielte im Finale der Eishockey-WM 2024 den entscheidenden Treffer.AFP
Tschechien feiert in Prag seinen 13. WM-Titel, der Schweiz bleibt auch im dritten Finale nur Silber.

Der Goldschütze David Pastrnak stimmte mit den ekstatischen tschechischen Fans immer wieder Jubelgesänge an, als die Schweizer mit den falschen Medaillen das Eis schon längst verlassen hatten.

"Ich kann Silber nicht mehr sehen", sagte Trainer Patrick Fischer nach dem bitteren 0:2 im ohrenbetäubenden Lärm der WM-Arena in Prag. Und Torhüter Leonardo Genoni flüchtete sich in Galgenhumor: "Den Pokal hier zu holen, wäre wie ein Bankraub gewesen. Doch dann ging die Türe zu."

Match-Center: Tschechien vs. Schweiz

Die große Stunde des Superstars

Auch in ihrem dritten Finale hatte die Nati den großen Coup verpasst, der "Kübel", wie der Oldie zwischen den Pfosten den WM-Pokal nannte, ging wieder an den Gegner. Nach Schweden 2013 und 2018 schnappten diesmal die Tschechen Genoni und Co. Gold vor der Nase weg - weil ihr Superstar das tat, was Superstars tun sollten.

Zehn Minuten vor Schluss knallte Pastrnak den Puck ins Netz, genauso wie es alle erwarteten und doch niemand verhindern konnte.

Pastrnaks Statistiken im WM-Finale.
Pastrnaks Statistiken im WM-Finale.Flashscore

Der Torjäger der Boston Bruins, der zweitteuerste Spieler der NHL, erst sechs Tage zuvor nach dem Play-off-Aus in Prag eingetroffen, rutschte danach auf den Knien übers Eis und wunderte sich selbst darüber: "Ich hätte nie gedacht, dass es ein Tor geben würde, das mich auf die Knie zwingen würde." Es war das wichtigste seiner Karriere - wichtiger als alle 387 Treffer in der NHL.

"Wir haben so lange auf Gold gewartet, wir haben es zu Hause geschafft", sagte der 28-Jährige und dachte an seine Familie: "Sie musste immer reisen, um mich spielen zu sehen, seit ich als Kind weggegangen bin." Dass ausgerechnet Pastrnak der goldene Schuss gelang, überraschte seine Teamkollegen nicht. "Er ist ein Spieler für die großen Momente", sagte Verteidiger Radko Gudas: "Er hatte Riesenchancen in der Woche, die er hier ist. Alle haben ihn kritisiert, weil er nicht getroffen hat. Und er hat gemacht, was die besten Spieler der Welt machen."

Der 13. WM-Titel für die Gastgeber, der vierte in Prag, markierte das Ende einer langen Wartezeit. 2010 in Köln hatten die Tschechen zum letzten Mal Gold gewonnen, zwei Jahre später ihre letzte Medaille. Pastrnak war da ebenso noch ein hoffnungsvoller Nachwuchsspieler wie Gudas, der nun zu Hause die Nummer eins ist: "Jetzt kann mein Vater endlich aufhören, Witze zu machen, dass er drei Bronzemedaillen hat. Jetzt habe ich eine bessere Medaille als er."

Trotz Silber: Schweizer Presse überschlägt sich mit Lobeshymnen

Eine, die gerne auch endlich die Schweizer gewonnen hätten. "Wir waren so nahe dran", klagte Genoni, der sich vor allem über den "eingeübten Spielzug, den wir analysiert hatten", zum entscheidenden Tor ärgerte: Als Pastrnak mit seinem Direktschuss aus dem Bullykreis traf, kam er ebenso um ein paar Zentimeter zu spät wie Starverteidiger Roman Josi beim Blockversuch.

"Weltmeister der Herzen" nannte das Portal watson.ch die wohl beste Schweizer WM-Mannschaft der Geschichte, die im Viertelfinale ihr Deutschland-Trauma mit dem ersten K.-o.-Sieg gegen den Nachbarn seit 32 Jahre überwunden hatte. Nur um dann ein Finaltrauma zu entwickeln.

Wird diese "goldene Generation" (Tagesanzeiger) auch das besiegen? "Wir müssen daran glauben, irgendwann wird es klappen", sagte Verteidiger Michael Fora, und Genoni, mit bald 37 Jahren fast am Ende der Karriere ergänzte kämpferisch: "Diesen Kübel zu holen, bleibt weiterhin mein Ziel."