Leicesterkusen oder Liverkusen? Die Werkself steht vor entscheidenden Jahren

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Leicesterkusen oder Liverkusen? Die Werkself steht vor entscheidenden Jahren
Xabi Alonso hielt am Sonntag schon mal eine Nachbildung der Meisterschale in der Hand.
Xabi Alonso hielt am Sonntag schon mal eine Nachbildung der Meisterschale in der Hand.Profimedia
Vizekusen? Erledigt. Neverkusen? Vorbei. Stattdessen nun Bayer Leicesterkusen? Zumindest der britische Boulevard hat den neuen deutschen Meister bereits in eine neue Schublade gepackt - benannt nach Englands mittlerweile in der Bedeutungslosigkeit versacktem Sensationschampion von 2015/16. Dass Leverkusens Erfolg weder Zufallsprodukt noch Momentaufnahme ist, sondern logische und dauerhafte Konsequenz, gedenken die Bayer-Macher weit über diese Traumsaison hinaus zu beweisen.

"Mannschaft und Trainer haben gezeigt, dass sie gierig sind, dass sie weiter gewinnen wollen, nicht stoppen. Wir wollen jetzt nachlegen", kündigte Geschäftsführer Fernando Carro in der ARD an. Und Sportchef Simon Rolfes räumte im Spiegel zwar ein, dass "unsere Spieler nicht nur national begehrt sind, sondern international. Und natürlich kann uns immer mal wieder ein Einzelner verlassen." Aber: "Das Gerüst der Mannschaft bleibt. Darauf werden wir aufbauen."

Freilich hat auch Fußball-Europa jenseits der Bundesliga den sagenhaften Erfolgszug der einst grauen Mäuse vom rechten Rheinufer registriert. Das Viertelfinal-Rückspiel in der Europa League gegen West Ham United am Donnerstag (21.00 Uhr/RTL) wird durchaus beachtet, Startrainer Xabi Alonso und sein Sahneteam haben sich Aufmerksamkeit erspielt.

Zum Match-Center: West Ham United vs. Bayer Leverkusen

"Das ist so beeindruckend, was Xabi in seiner Karriere erst als Spieler und jetzt als Trainer geleistet hat", sagte Landsmann Mikel Arteta, Teammanager des FC Arsenal. Pep Guardiola von Manchester City fasste Alonsos und Leverkusens Entwicklung kürzlich in einem schlichten "Wow!" zusammen.

Kein Kaderumbruch, aber Veränderungen

Dass Leverkusen, 2001 knapp geschlagener Champions-League-Finalist, aber trotz aller Erfolge derzeit nicht zu Europas allerersten Adressen zählt, wird spätestens bei der kommenden Königsklassen-Auslosung deutlich. Da landet Bayer nämlich nicht in Topf eins, wo sich gemeinhin der deutsche Meister wiederfindet, sondern in Topf zwei. Einen höheren Status muss sich Bayer erarbeiten.

"Wir sind ein Verein, der jedes Jahr einen großen Verkauf tätigen muss, um die Neuverpflichtungen zu refinanzieren", sagte Carro am Dienstag der spanischen Zeitung AS: "Wir werden wahrscheinlich einen großen Verkauf machen. Und damit finanzieren wir zwei, drei Neuverpflichtungen."

Ganz klar: Der Verkauf wird nicht Florian Wirtz sein - vom Verbleib des jungen Juwels soll auch Alonso sein kürzliches Bekenntnis zum Klub abhängig gemacht haben. Ein Kandidat könnte stattdessen Außenbahn-Turbo Jeremie Frimpong (Vertrag bis 2028) sein, für den sich die Top-Klubs der Premier League immens lang machen würden. Dennoch: Rolfes' Ankündigung steht - der Kern des derzeitigen Kaders wird die Essenz des Bayer-Fußballs weitertragen.

Premierenmeister Leverkusen bleibt damit ziemlich sicher das Schicksal diverser europäischer One-Hit-Wonder erspart, die nach einem Überraschungs-Titel ihren absoluten Unterschiedsspieler verloren - wie Leicester (N'Golo Kante) oder 2012 in Frankreich HSC Montpellier (Olivier Giroud). Oder auch 2004 Werder Bremen mit Ailton in der Form seines Lebens.

Aus Bayer Leverkusen wird also, auch durch die finanzielle Stärke des Mutterkonzerns, kein zweites Leicester City werden, kein Bayer Leicesterkusen. Ob es aber - auch wenn der Vergleich im Hinblick auf die Klubhistorie hinkt - zu einem zweiten FC Liverpool reicht, der nach Jahren des Mittelmaßes wieder dauerhafte Spitzenklasse repräsentiert? Bayer Liverkusen - wäre nicht die schlechteste Schublade.