Endlich EM-Euphorie in Deutschland: "Das Land steht hinter uns!"

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Endlich EM-Euphorie in Deutschland: "Das Land steht hinter uns!"

Julian Nagelsmann ist in bester Laune vor dem EM-Start.
Julian Nagelsmann ist in bester Laune vor dem EM-Start.Profimedia
Für seine "Regierungserklärung" im Sitzungssaal des Blankenhainer Stadrats hatte sich Julian Nagelsmann in seine EM-Trainingsklamotten geworfen. Die Arbeit auf dem Platz, betonte der Bundestrainer 18 Tage vor dem Eröffnungsspiel gegen Schottland, "ist das Allerwichtigste. Ich erwarte, dass wir Vollgas geben" - für das große Titel-Ziel. Doch sein noch arg dezimierter Kader soll beim Start der EURO-Mission mit dem Trainingslager in Thüringen auch "Luft zum Atmen" haben und die immer größere Euphorie in der Fußball-Nation genießen können.

Wie bei der Ankunft am Sonntag. All die Trikots, Schals und Deutschland-Fähnchen an den Häusern, "das gibt der Mannschaft ein tolles Gefühl, dass das Land hinter uns steht und uns alle unterstützen", schwärmte Nagelsmann. Entsprechend beseelt habe er in der ersten Nacht im noblen Spa & GolfResort Weimarer Land "was Schönes geträumt" - aber nicht vom Titel, wie er betonte. Der Delaunay-Pokal jedoch, meinte er, komme in seinen "Tagträumen" durchaus häufiger vor.

Wenige Minuten vor Nagelsmann hatte der DFB-Präsident die Hoffnungen noch einmal in Worte gegossen. "Wir wissen ja, wo wir herkommen, wie stark die Konkurrenz ist. Nichtsdestotrotz vertraue ich unserer sportlichen Leitung. Wir wollen das Maximale erreichen", sagte Bernd Neuendorf, "und das ist auch möglich." Auch er hat beobachtet, "dass eine Europameisterschaft im eigenen Land niemanden kalt lässt, dass die Menschen diesem Turnier entgegen fiebern". Entsprechend riet Sportdirektor Rudi Völler der Mannschaft und ihrem Chef Nagelsmann, "diese Euphorie mitzunehmen".

Das konnten die aktuell nur 15 einsatzfähigen Spieler am Nachmittag vor 15.000 Fans beim öffentlichen Training in Jena. Gleich zehn Akteure fehlen noch wegen Verpflichtungen bei ihren Klubs oder wie der laut Nagelsmann "immer noch ein bissl schlappe" Manuel Neuer wegen eines Magen-Darm-Infekts. Erst kommenden Dienstag, dann in der "finaleren" Vorbereitungsphase in Herzogenaurach, soll das Team komplett sein. Sollte doch noch jemand ausfallen, könnte Nagelsmann einen ursprünglich nicht Nominierten aus dem Urlaub holen. "Ausgeschlossen ist nix", sagte er.

Seine Mannschaft, betonte Nagelsmann, solle sich "nicht lähmen lassen" von all den Erwartungen. Obwohl auch er weiß: "Da wird nicht nur Europa, sondern die ganze Welt drauf schauen!" Umso lockerer lässt er die Leine abseits des Platzes.

Mit den Familien zusammen einstimmen

Einzelne Spieler stehen für Aktionen bereit wie Thomas Müller und Chris Führich am Montag für einen Besuch der lokalen Tafel. Am Dienstag steht neben dem ersten Training im Lindenstadion ein kleines Familienfest mit Grillen an, die Frauen und Kinder dürfen die ersten Tage im Teamquartier verbringen. "Wir hoffen, dass das nicht die einzige Feier ist", sagte Nagelsmann schmunzelnd mit Blick auf das Endspiel am 14. Juli in Berlin.

Am Mittwoch soll Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier "uns einstimmen" auf das Heim-Turnier, am Donnerstag sollen die Fußballer von einem Sondereinsatzkommando lernen, wie eine verschworene Gemeinschaft "perfekt funktionieren muss in allen Situationen, sich gegenseitig unterstützt und schützt, perfekt kommuniziert - eine sehr gute Idee von unserem Psychologen". Am Freitag geht es mit dem Zug weiter nach Franken zu Partner adidas.

Auch dort will Nagelsmann "die Dinge, die wir im März angestoßen haben, weiterführen". Seine Hoffnung: Dass seine Elf Fußball spielt, "der Spaß macht, der entertainen soll. Wenn wir uns selber begeistern, werden wir auch die Fans begeistern." Und das erträumte Sommermärchen 2.0 wahr machen.

Die Erfolge im März hätten "viel mehr Optimismus im inner circle und der Öffentlichkeit" gebracht, hat Völler zufrieden festgestellt. "Überall, wo ich hinkomme, herrscht unglaublicher Optimismus, auch im Ausland. Wir brauchen jetzt nicht ausflippen", aber ein "gesundes Maß" an Zuversicht sei durchaus angebracht.