Biathlon-Staffel: Frankreich besiegt norwegische Übermacht - Deutschland nur Fünfter

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Biathlon-Staffel: Frankreich besiegt norwegische Übermacht - Deutschland nur Fünfter
Frankreich um Schlussläufer Quentin Fillon Maillet gewann sensationell WM-Gold vor den "enttäuschenden" Norwegern. Deutschland wurde Fünfter.
Frankreich um Schlussläufer Quentin Fillon Maillet gewann sensationell WM-Gold vor den "enttäuschenden" Norwegern. Deutschland wurde Fünfter.
AFP
Norwegen hatte alle vier Staffeln dieses Winters gewonnen, bei der WM in Oberhof endete dieser Lauf jedoch unerwartet. Deutschland hatte ebenfalls alle Staffelrennen des Saisonverlaufs auf dem Podest beendet, musste aber wie die Norweger die eigene Serie begraben.

Es war noch lange fraglich gewesen, ob die beiden Staffelwettbewerbe am Samstag stattfinden würden können. Starker Wind hatte die Gefahr dargestellt, dass Bäume in den Waldpassagen der Strecke umfallen und dadurch die Biathleten und Zuschauer gefährden könnten. Nach dem Go der Rennleitung fand das Rennen dann ohne große Einschränkungen statt. Norwegen um Superstar Johannes Thignes Bö war natürlich wieder turmhoher Favorit und an Startplatz 1 gesetzt.

Für die deutsche Staffel ging das Quartett um Startläufer Justus Strelow aufgrund der starken Platzierungen der Saison an Position zwei gesetzt ins Rennen. Die Hoffnung bei Strelow lag vor allem auf seinem starken Schießen. Der 26-Jährige besticht vor allem durch seine Stärke im Liegendschießen, läuferisch kann er nicht ganz mit der Weltspitze mithalten.

Das Feld kam wie gewohnt geschlossen zum ersten Schießen, das Strelow ohne Probleme absolvierte (96% Trefferquote im Liegendschießen dieses Jahr) und somit als Führender auf die nächste Runde ging. Ebenfalls gut im Rennen lagen die Franzosen mit Startläufer Guigonnat. Für die Norweger brauchte Vetle Sjastad Christiansen zwei Nachlader und brachte sein Land zunächst ins Hintertreffen, 22 Sekunden fehlten ihm auf die Spitze. Auf der Strecke machte der Norweger jedoch schnell wieder Boden gut und schob sich von Rang 20 zurück nach vorne auf Platz 3. Sein hohes Angangstempo rächte sich postwendend am Schießstand, denn der Norweger benötigte alle Nachlader, um seine fünf Scheiben zu räumen. Folglich handelte Christiansen seiner Nation durch sein insgesamt schwaches Schießen eine Minute Rückstand ein.

Strelow benötigte im stehenden Anschlag einen Nachlader und ging auf Platz zwei wieder auf die Runde. Auf der Strecke konnte er nicht mehr mithalten und übergab so mit 28 Sekunden Rückstand auf Frankreich an den zweiten deutschen Läufer Johannes Kühn. Strelow bestätigte den Eindruck seiner abnehmenden Laufleistung von Runde zu Runde später im Interview: "Die letzte Runde war extrem für mich, der Tank war einfach leer."

Justus Strelow ging als Startläufer für Deutschland in die Loipe
AFP

Deutschlands zweiter Läufer Johannes Kühn hatte im Einzelwettbewerb krank gefehlt, in Sprint und Verfolgung war er aber auf Rang 8 und Platz 6 gelaufen, dementsprechend große Hoffnungen hielt das deutsche Team auf den 31-Jährigen. Vorne lief ein Trio um Frankreich, der Schweiz und Tschechien, dahinter folgte mit einigem Abstand Kühn für Deutschland. Dieser traf problem- und nachladerlos alle Scheiben und konnte so den Rückstand auf die Spitze bei knapp 30 Sekunden halten. Tarjei Bö schob sich derweil für Norwegen auf Platz 8 vor, 52 Sekunden Rückstand standen  jedoch weiterhin zu Buche. 

Das Stehendschießen wirbelte das Feld durcheinander, gerade weil der Wind für die Verfolger des Spitzenduos wieder stärker wurde. Die Schweiz schoß vier Strafrunden, Kühn musste dreimal 150 Meter extra drehen. Bö blieb bei sehr widrigen Bedingungen bei einer Strafrunde und schob Norwegen auf den fünften Platz (+1:30 Minuten). Das Feld zog sich nun weit auseinander. An der Spitze lagen Frankreich und Tschechien, die den schlimmsten Windböen am Schießstand noch entgangen waren. Kühn ging schließlich mit 2:10 Minuten Ballast in die Schlussrunde (10. Platz). Norwegen pirschte sich an das Podest heran.

Beim Wechsel führte überraschend die tschechische Staffel vor den Franzosen. Schweden übergab an drei, Norwegen und Italien mit 1:10 Minuten Rückstand auf Platz 4 und 5. Kühn schickte Roman Rees mit gleichem Rückstand im Vergleich zum Schießen auf Platz 9 in die Runde. Der zweite Läufer des DSV-Quartetts sagte nach seinem Rennen: "Es war einfach unmöglich zu schießen, als ich an den Schießstand kam. Es war auch unglücklich, dass ich zwei Laufrunden alleine gelaufen bin, das war aber nicht das größte Problem."

Der Norweger Sturla Holm Laegreid, chronisch Zweiter in dieser Saison hinter Dominator Johannes Thignes Bö, holte Sekunde um Sekunde für die Skandinavier auf und machte deutlich, dass Norwegen den fünften Staffelsieg dieser Saison noch nicht abgeschrieben hatte. Der Wind hatte sich am Schießstand beruhigt, fehlerlose Schießen waren wieder eher die Regel als die absolute Ausnahme. Norwegen schob sich durch Laegreid, den besten Liegendschützen des Weltcups (98% Trefferleistung), auf Platz 3. Rees machte einen Platz durch sein fehlerloses Schießen gut, sein Rückstand blieb jedoch weiterhin enorm (2:16 Minuten). Auf der Strecke setzte sich Frankreich von Tschechien ab, der Vorsprung auf die Norweger schmolz erwartbarerweise, wenn auch langsam. 

Der Schießstand entwickelte sich wieder zu einer Lotterie, das Feld rückte dadurch wieder näher zusammen. Tschechien führte sensationell zum letzten Wechsel knapp vor Frankreich, Laegreid übergab mit 49,5 Sekunden Rückstand auf Platz 3 an den Überläufer dieser WM, Johannes Thignes Bö. Roman Rees wechselte für den DSV auf Rang 5 auf Schlussläufer Benedikt Doll (1:50 Minuten Rückstand). 

Das siebte Schießen sorgte erneut für weitere Verschiebungen im Feld. Frankreich setzte sich ab, weil Tschechien in die Strafrunde musste. Norwegen übernahm Platz 2 und führte das Verfolgertrio vor Schweden und Tschechien an, der Rückstand auf Frankreichs letzten Läufer Fillon Maillet lag dennoch bei 52 Sekunden. Bö setzte sich mit seiner Laufform schnell ab und nahm die Fährte von Fillon Maillet auf.

Das letzte Schießen sollte dennoch die Entscheidung bringen. Fillon Maillet traf alle Scheiben und sah schon wie der sichere Sieger aus. Der Norweger Bö riskierte aber noch einmal alles: In 16 (!) Sekunden (übliche Schießzeiten betragen zwischen 25 und 30 Sekunden) räumter er alle Scheiben ab und lag nur noch 32,6 Sekunden hinter der Spitze. Doch auch der Übernorweger musste auf halber Strecke auf der Schlussrunde einsehen, dass er den Franzosen nicht mehr einholen konnte. Samuelsson sicherte den Schweden derweil die Bronzemedaille ab. 

Doll schoss für Deutschland eine Strafrunde und konnte so nach vorne nichts mehr ausrichten: "Es wäre wahrscheinlich noch etwas möglich gewesen, aber die anderen vorne haben sich keine Fehler erlaubt", resümierte der enttäuschte Welt-Cup-Fünfte nach dem Rennen.

Fillon Maillet sicherte Frankreich - angesichts der sonst überirdischen norwegischen Leistungen - sensationell die Goldmedaille. Dementsprechend gedrückt war die Stimmung im norwegischen Lager beim Zieleinlauf ihres Superstars an zweiter Stelle. Schweden komplettierte das Podest vor den überragenden Tschechen, die lange um eine Podiumsplatzierung gekämpft hatten. Bendikt Doll lief als Fünfter mit fast vier Minuten Rückstand über die Ziellinie, gemessen an den vorherigen Staffelergebnissen war das eine herbe Enttäuschung für den DSV.