Champions League-Preview: Leipzig gegen Angstgegner Haaland und Manchester City

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Champions League-Preview: Leipzig gegen Angstgegner Haaland und Manchester City

Ilkay Gündogan (links) trifft mit City auf Nkunkus Leipziger, auch wenn der Franzose wohl erst einmal von der Bank kommt
Ilkay Gündogan (links) trifft mit City auf Nkunkus Leipziger, auch wenn der Franzose wohl erst einmal von der Bank kommtProfimedia
Freudensprünge gab es in Leipzig nach der Auslosung des Champions League-Achtelfinales sicherlich keine. Mit Manchester City hat man einen der vielleicht schwersten Brocken im gesamten Wettbewerb erwischt — und trotzdem: Leipzig ist nicht chancenlos.

Die Verbindung zwischen Dominik Szoboszlai und Manchester City ist schnell hergestellt. Wie das? Der Ungar hat mit der Torversicherung Citys, Erling Haaland, noch 2019 in derselben Mannschaft gespielt. Da befanden sich beide noch in Diensten des österreichischen Serienmeisters RB Salzburg. Die Freundschaft, die damals zwischen den beiden entstand, hält noch heute an.

Für 90 Minuten wird die Freundschaft am Mittwoch (21 Uhr, live auf DAZN und im Flashscore-Audiostream mit Kommentator Ralf Bosse) pausieren müssen. Im Gespräch mit dem "kicker" erinnert sich Szoboszlai an die gemeinsamen Erlebnisse in Österreich: "Wir hatten in Salzburg eine sehr gute gemeinsame Zeit, sind gute Freunde geworden. Als er mit 18 nach Salzburg kam, habe ich ihm geholfen, weil ich wusste, wie es sich anfühlt, wenn du neu bist und die Sprache nicht kennst. Ich wollte ihm alles zeigen und beibringen." 

Dementsprechend haben nach der Auslosung auch einige Telefonate stattgefunden. Die Vorfreude ist auf beiden Seiten ebenso groß, wie der Siegeswille. Klarer Favorit ist jedenfalls Manchester City. Doch auch RB hat einige Trümpfe in der Hinterhand. Beispielsweise kennen viele Leipziger Haaland bestens, nicht nur aus den Duellen in der Bundesliga. Das entscheidende Puzzlestück heißt in diesem Fall Marco Rose. Der Leipziger Übungsleiter hat Haaland nämlich schon einmal selbst gecoacht — eben bei RB Salzburg, zusammen mit Szoboszlai. 

Zusammen bei Salzburg erfolgreich gewesen: Szoboszlai und Haaland
Zusammen bei Salzburg erfolgreich gewesen: Szoboszlai und HaalandProfimedia

RB Leipzig

Nach zuletzt schwankenden Leistungen und nur einem Punkt aus zwei Spielen hat sich RB Leipzig am Wochenende mit einem 3:0 gegen den VfL Wolfsburg zurückgemeldet. Eine starke Form - wie beim zurückliegenden Erfolgslauf von 18 ungeschlagenen Spielen - wird die Mannschaft von Marco Rose auch am Mittwoch unbedingt benötigen.

In Leipzig wird man nicht vollkommen unvorbereitet an die Aufgabe herangehen. Erfahrungen, wie es gegen Manchester City funktionieren kann, hat man bereits gesammelt. In der vergangenen Champions League-Saison trafen die roten Bullen zweimal auf das Starensemble der Skyblues.

Positive Aspekte aus diesen beiden Aufeinandertreffen? Man konnte das Rückspiel für sich entscheiden (2:1) und erzielte über beide Partien verteilt fünf Tore. Negatives? Der direkte Vergleich ging klar an City und Peter Gulacsi musste siebenmal den Ball aus dem eigenen Netz holen. Allein im Hinspiel fing er sich ein halbes Dutzend Gegentore (6:3-Sieg für Manchester City).

Die Ergebnisse aus dem Vorjahr verdeutlichen, worauf Leipzig verstärkt das Augenmerk legen muss: die Defensive. Wenn man weiterkommen möchte, sind sieben Gegentore eindeutig zu viel. Ärgerlich ist in dieser Hinsicht, dass Peter Gulacsi weiterhin mit einem Kreuzbandriss ausfällt, den er sich beim Sieg in der Gruppenphase gegen Celtic Glasgow zuzog. Sein Backup Janis Blaswich macht seitdem aber einen sehr guten Job und vertritt den Ungarn einwandfrei. Doch Gulacsis Qualität und Erfahrung hätte man gut gebrauchen können. City hat viele vorzügliche Distanzschützen in den eigenen Reihen und verschenkt nur selten mehrere hochkarätige Chancen, wie am Wochenende gegen Nottingham Forest.

Welche Möglichkeiten hat RB, um mehr als bloße Laufkundschaft zu werden? Eine Option wäre auf jeden Fall, das Heil in der Offensive zu suchen. Dort liegt schließlich eine der großen Stärken Leipzigs, wie das 3:0 über Wolfsburg eindrucksvoll bewiesen hat. Ein weiterer Aspekt gibt Grund zum Optimismus, dafür, an die eigenen Stärken im Angriff zu glauben: Am Wochenende gab Christopher Nkunku nach langer Verletzungspause sein Comeback. Das macht RB nochmals deutlich stärker.

Der Unterschiedsspieler bekam von Marco Rose immerhin 20 Minuten Spielzeit, übertreiben will es man es in Leipzig angesichts der Wichtigkeit Nkunkus noch nicht. Diese Wichtigkeit stellte der Franzose auch direkt wieder unter Beweis. Beim knappen Spielstand von 1:0 für die Sachsen kam Nkunku auf den Rasen, zog das Offensivspiel der Leipziger sofort an sich und sorgte mit dem Assist zum 2:0 für die Vorentscheidung.

Wie Rose bereits bestätigt hat, wird Nkunku im Hinspiel nur als Joker eine Alternative sein. Volle 90 Minuten kann der Star der Leipziger noch nicht absolvieren. Doch auch als Einwechselspieler ist er eine nicht zu unterschätzende Waffe für RB: Bei der 6:3-Niederlage gegen City vor eineinhalb Jahren erzielte Nkunku einen Dreierpack. Das gelang zuvor nur Lionel Messi. Der Franzose weiß also, wie man gegen die Skyblues trifft.

In Nkunkus Abwesenheit blühten bei RB unterdessen Dominik Szoboszlai und Emil Forsberg vermehrt auf. Sie werden die Aufgaben des Franzosen auch am Mittwoch und solange übernehmen, bis er wieder über die volle Distanz gehen kann. Sowohl der Ungar als auch der Schwede trugen sich gegen Wolfsburg als Torschützen ein und hoffen, dass ihnen selbiges auch gegen City gelingt.

Voraussichtliche Aufstellung: Blaswich — Raum, Orban, Gvardiol, Klostermann — Schlager, Laimer — Forsberg, Szoboszlai, Werner — Silva

Manchester City

Auf dem Weg zum ersehnten Champions League-Titel wird auch Manchester City nicht vor Freude gejubelt haben, als man RB Leipzig zugelost bekam. Die roten Bullen sind unangenehm zu bespielen, das frühe Pressing Leipzigs stellt auch vermeintlich stärkere Gegner vor Probleme. Selbst so ballsichere Teams wie Bayern München oder Real Madrid in der Gruppenphasen wurden bereits Opfer des sächsischen Gegenpressings. Fehler im Spielaufbau, wie zuletzt gegen Tottenham, sollten sich die Citizens nicht erlauben. Leipzig würde das ebenso konsequent bestrafen wie Harry Kane beim 1:0-Sieg der Spurs Anfang Februar. 

City muss großes Interesse daran haben, Leipzig in die eigene Hälfte zu drücken und mit viel Ballbesitz die Spielkontrolle an sich zu reißen. Fußballerisch sind die Mittel gegeben, um das Pressing RBs mit Kombinationsspiel auszuhebeln und im Anschluss eine desorganisierte Leipziger Defensive zu knacken.

Gegen Nottingham Forest musste sich City kaum mit Gegnerdruck auseinandersetzen, die Tricky Trees verteidigten ihr eigenes Tor sehr engmaschig, tief in der eigenen Hälfte. Auch wenn am Ende 23 Torschüsse zubuche standen — City kam im ersten Durchgang trotz teilweise 90 % Ballbesitz lange zu keinen hochkarätigen Gelegenheiten. Einzig ein Kopfball von Rodri stand als gefährliche Aktion im Strafraum auf dem Chancenzettel. Den Bann brach Bernardo Silva schließlich kurz vor der Pause mit einem Distanzschuss. City hätte das Spiel im Lauf der zweiten Halbzeit entscheiden müssen, aber man ließ viele Torchancen liegen, auch in Person von Erling Haaland. Die Quittung dafür erhielt der Meister in der 84. Minute, als Chris Wood eine Hereingabe von Morgan Gibbs-White nur noch über die Linie drücken musste. 

Viele Chancen, wie im zweiten Durchgang gegen Nottingham, werden sie gegen den amtierenden deutschen Pokalsieger nicht bekommen. Effizienz lautet darum das Stichwort. Fraglich ist, ob Pep Guardiola auf das gegen Arsenal erprobte und gegen Nottingham ebenfalls eingesetzte, aus personeller Sicht höchst interessante 3-2-4-1 setzen wird. Eine neue Idee des Katalanen ist es, Bernardo Silva in dieser mittlerweile häufig genutzten Variante auf der Doppelsechs aufzubieten. Zuvor wurde diese Position durch die gelernten Außenverteidiger Rico Lewis und Joao Cancelo bekleidet. Dank deren Spielintelligenz und Robustheit im Zweikampfverhalten funktionierte das gut. Doch Cancelo ist inzwischen nach München abgewandert, was City defensive Stabilität nimmt — wie wir im Folgenden sehen werden.

Durch Silva steht neben Rodri ein weiterer sehr spielstarker Mann im Zentrum des Geschehens. Mit seiner Passstärke kann der Portugiese Chancen kreieren und zugleich aus der Distanz — wie gegen Nottingham — erfolgreich abschließen. So weit, so gut. Muss City allerdings in die Defensive gehen und gegnerische Angriffe verteidigen, wandelt sich Guardiolas Formation zu einem defensiveren 4-2-3-1. Silva bekommt eine neue Rolle zugeteilt, dadurch treten häufig Probleme auf.

Ein offensiver Mittelfeldspieler - meist Ilkay Gündogan - lässt sich neben Rodri fallen und wird zum defensiven Mittelfeldspieler. Der zuvor als Sechser agierende Bernardo Silva muss sich dann eine Reihe tiefer lassen. Was bedeutet, dass Silva auf der linken Defensivposition in der Viererkette agiert. Dass dies nicht seine Kernkompetenz ist, offenbarten die letzten Spiele. Gegen Nottingham fiel über seine Seite der Ausgleich. Im Spitzenspiel zuvor gegen Arsenal hatte der Portugiese enorme Probleme gegen den dribbelstarken Bukayo Saka, sodass Guardiola das Experiment zur Pause beendete.

Wird Pep — womit eher nicht zu rechnen ist — gegen die konterstarken Leipziger wieder mit diesem System antreten, sollte es Leipzig vorzugsweise über die rechte Seite versuchen. Dort befindet sich Citys Schwachstelle.

Auf einen Unterschiedsspieler muss Pep Guardiola verzichten. Kevin de Bruyne steht angeschlagen nicht im 22er-Kader der Citizens, wie der amtierende englische Meister am Dienstag bekannt gab. Durch den Ausfall fehlt City laut RB-Trainer Marco Rose "ein Weltklassespieler". De Bruyne sehe Räume und habe "eine unglaubliche Dynamik". Zudem sei er torgefährlich und bereite Tore vor. Über ihn laufe schon "sehr, sehr viel", so Rose. Mit 13 Assists ist De Bruyne auch aktuell der beste Vorlagengeber der Premier League. Weiterhin nicht im Aufgebot stehen Aymeric Laporte und John Stones, sodass in der Innenverteidigung kaum noch Optionen übrig bleiben.

Kevin de Bruyne wird Manchester City gegen Leipzig angeschlagen fehlen.
Kevin de Bruyne wird Manchester City gegen Leipzig angeschlagen fehlen.AFP

Voraussichtliche Aufstellung: Ederson — Akanji, Dias, Walker — Aké, Rodri — Grealish, Gündogan, Foden, Mahrez — Haaland

Flashscore-Prognose: Leipzig hat das bisher einzige Heimspiel gegen City mit 2:1 gewonnen. Das hilft den Sachsen aber nicht viel. City ist spielerisch zu stark und wird seine Torgelegenheiten besser nutzen als zuletzt. Vor allem Erling Haaland wird nach seinen Fehlschüssen gegen Forest heiß sein: Gegen keinen Gegner hat er in seiner Karriere häufiger getroffen als gegen Leipzig (6 Treffer). RB wird City mit Nadelstichen stressen, zu guter Letzt setzt sich Guardiolas Team in der Red Bull Arena aber mit 2:1 durch.