"Ein großartiger Gentleman": Internationale Stimmen zum Tod Franz Beckenbauers

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"Ein großartiger Gentleman": Internationale Stimmen zum Tod Franz Beckenbauers

Aktualisiert
Unzählige Spieler und Funktionäre auf der ganzen Welt haben sich zum Tod des "Kaisers" geäußert.
Unzählige Spieler und Funktionäre auf der ganzen Welt haben sich zum Tod des "Kaisers" geäußert.AFP
Franz Beckenbauers Tod hat auch die internationale Fußball-Welt tief bewegt. "Franz Beckenbauer: eine Legende des deutschen Fußballs und des Weltfußballs", schrieb Gianni Infantino, Präsident des Weltverbandes FIFA, in seiner Würdigung bei Instagram. "Der Kaiser war ein großartiger Mensch, ein Freund des Fußballs, ein Champion und eine wahre Legende", fuhr Infantino fort: "Wir werden Dich niemals vergessen, lieber Franz, Danke für alles."

UEFA-Präsident Aleksander Ceferin erinnerte sich vor allem an den Spieler Beckenbauer. "Seine unvergleichliche Vielseitigkeit, seine eleganten Übergänge zwischen Abwehr und Mittelfeld, seine tadellose Ballkontrolle und sein visionärer Stil haben die Art und Weise, wie Fußball in seiner Ära gespielt wurde, neu geprägt", sagte der Slowene. "Beckenbauers Vermächtnis als einer der ganz Großen des Fußballs ist unbestritten. Wir verabschieden uns von einer wahren Legende."

"König" Pele hat seinen Bruder verloren. Mit diesen Worten reagierte die Stiftung des vor gut einem Jahr am 29. Dezember 2022 verstorbenen Weltfußballers Brasiliens bestürzt auf den Tod des deutschen "Kaisers" und schrieb weiter im Instagram-Profil: "Die beiden Legenden pflegten eine schöne und seltene Freundschaft, ein Leben lang."

Der Eintrag im Sozialen Netzwerk, begleitet von sechs Fotos vor allem aus der gemeinsamen Zeit als Spieler bei Cosmos New York, endete mit einem Wunsch: "Ein schwieriger Abschied für denjenigen, der den Fußball liebt. Dennoch hoffen wir, dass es ein schönes Wiedersehen im Himmel gibt. Danke für alles, Franz Beckenbauer."

WM-Weggefährten erinnern sich: "Ein großartiger Gentleman"

Der legendäre italienische Fußballer Gianni Rivera hat sich zu diesem traurigen Anlass an eine besondere Szene aus dem Jahrhundertspiel im WM-Halbfinale 1970 erinnert. "Ich erinnere mich an sein Gesicht, denn er war noch wütender als der Torwart Sepp Maier. Aber dann hat er sich am Ende des Spiels von uns verabschiedet. Er war ein großartiger Gentleman, auch abseits des Spielfelds", sagte Rivera, der vor 54 Jahren in Mexiko im Halbfinale das entscheidende 4:3 erzielt hatte.

Beckenbauer zog sich in der bis heute unvergessenen Begegnung eine Schulterverletzung zu und spielte den Großteil der Partie mit dem Arm in einer Schlinge. "Trotz allem kam er einem Tor nahe und brachte uns in große Schwierigkeiten", sagte der damalige italienische Mittelfeldspieler Giancarlo De Sisti.

Eine ganz besondere Situation ergibt sich nach dem Tod Beckenbauers auch für Didier Deschamps. Erst ging Mario Zagallo, dann Franz Beckenbauer. Gemeinsam hatten sie einen elitären Kreis gebildet, sie waren "Doppel"-Weltmeister geworden - als Spieler und als Trainer. Deschamps kam als letzter hinzu, tief bewegt erinnerte er nach Beckenbauers Tod an die beiden Fußball-Legenden. Zagallo war am vergangenen Freitag in Brasilien verstorben.

"Mein heutiger Kummer ist so groß wie die Freude, die ich empfand, als ich eingeladen wurde, am Tisch dieser beiden Giganten des internationalen Fußballs zu sitzen", sagte Deschamps, heute noch immer Trainer der französischen Nationalmannschaft. 1998 hatte er in der Heimat den Titel gewonnen und den Erfolg als Trainer 2018 in Moskau wiederholt.

Zagallo war an vier der fünf brasilianischen WM-Triumphe direkt beteiligt gewesen, 1958 und 1962 als Spieler, 1970 in Mexiko als Trainer sowie 1994 in den USA als Assistenztrainer von Carlos Alberto Parreira. Beckenbauer reckte den Goldpokal 1974 in München in die Höhe und schritt als triumphaler Teamchef 1990 in Rom ikonisch über den Rasen des Stadio Olimpico.

Deschamps (55) erinnerte vor allem an seine eleganten Auftritte im Trikot des FC Bayern und der Nationalmannschaft. "Franz Beckenbauer war in erster Linie ein Weltklassespieler, ein talentierter und souveräner Verteidiger", sagte Deschamps: "Er strahlte eine Klasse und Selbstsicherheit aus, die viele nachahmen wollten."

Sepp Maier mit emotionalem Abschiedsbrief

Torhüter-Ikone Sepp Maier hat in einem emotionalen Brief Abschied von seinem langjährigen Weggefährten genommen. "Ich werde Dich niemals vergessen - als Teamkollege, Sportsmann und vor allem als Mensch", schrieb der einstige Weltklasse-Schlussmann bei Sport1. Er bezeichnete Beckenbauer als "Lichtgestalt" und "Popstar", er werde "dem deutschen Fußball und mir wirklich sehr fehlen".

Mit Beckenbauer, der am Sonntag im Alter von 78 Jahren gestorben war, hatte Maier über Jahre zusammen bei Bayern München gespielt. Gemeinsam wurden sie unter anderem 1972 Europameister und zwei Jahre später Weltmeister im eigenen Land. Maier hob neben der sportlichen auch die menschliche Seite hervor. "An Deiner Eleganz auf dem Platz kann sich jeder Fußballer eine Scheibe abschneiden". Dazu sei er "nie abgehoben", sondern "immer ein Mann des Volkes geblieben", schrieb der 79-Jährige.

Zudem habe Beckenbauer "Deutschland 2006 das Sommermärchen geschenkt und damit eine ganze Fußballnation glücklich gemacht und geeint", betonte Maier. Die WM und "diese vier unfassbaren Wochen werden immer mit Deinem Namen verbunden sein". Die nie ganz aufgeklärte "Sommermärchen-Affäre" sei Beckenbauer später "sehr nahe gegangen. Das tat mir in der Seele weh", schrieb Maier.

Klopp schwärmt von Beckenbauer: "Er war alles, was du sein wolltest"

Jürgen Klopp wird sich trotz der unvergleichbaren sportlichen Karriere von Franz Beckenbauer immer zuerst an den Menschen erinnern. "Ihn zu treffen, war das Größte", sagte der Teammanager des FC Liverpool am Dienstag im Interview auf der Klub-Homepage: "Er war lustig, er war intelligent - er war alles, was du sein wolltest."

Der "Kaiser", den Klopp während der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland 2006 kennengelernt hatte, lehrte den heute 56-Jährigen eine wichtige Lektion. "Er hat mir etwas beigebracht, wovon ich damals nicht wusste, dass ich es in meinem Leben brauchen würde: Du kannst berühmt, in den Medien präsent und in aller Munde sein - und dennoch du selbst sein. Das war Franz Beckenbauer", erinnerte sich Klopp.

Vogts: DFB-Pokal könnte bald Franz-Beckenbauer-Pokal heißen

Der ehemalige Bundestrainer Berti Vogts wünscht sich vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) unterdessen eine besondere Ehrung für den Verstorbenen. "Es ist wichtig, dass sein Name nicht in Vergessenheit gerät bei den folgenden Fußballer-Generationen. Vielleicht sollte man beim DFB darüber nachdenken, zum Beispiel den DFB-Pokal nach Franz Beckenbauer zu benennen", sagte Vogts der Rheinischen Post.

Beckenbauer war am Sonntag im Alter von 78 Jahren verstorben. Er wurde als Spieler (1974) und Teamchef (1990) Weltmeister. "Deutschland verliert den besten Fußballer, den Deutschland je gehabt hat, und den besten der Welt neben Pele", sagte Vogts dem SID.

Der dreimalige Wimbledonsieger Boris Becker hat den "Kaiser" als sein "Vorbild und Mentor" bezeichnet. "Er hatte immer eine Schulter zum Anlehnen für mich", schrieb der bekennende Fußball-Fan Becker beim Nachrichtenportal X und fügte an: "Franz hatte immer ein Lächeln auf den Lippen. Du wirst uns allen sehr fehlen. Servus, mein Freund."

Auch Deutschlands Basketballidol Dirk Nowitzki hat die enorme Bedeutung des Geehrten hervorgehoben. "Mit Franz Beckenbauer hat uns eine der größten deutschen Persönlichkeiten des Sports leider verlassen", schrieb der Würzburger am Dienstag bei X, "Ruhe in Frieden!" Beckenbauer habe "die letzten Jahrzehnte wie kein anderer auf und außerhalb des Spielfeldes geprägt", verneigte sich der einzige deutsche NBA-Champion Nowitzki (45) vor dem "Kaiser".

Rummenigge möchte Trauerfeier in der Allianz Arena

Geht es nach Karl-Heinz Rummenigge, dann können sich die Fans in ganz großem Rahmen vom verstorbenen Franz Beckenbauer verabschieden. "Die ganze Welt des Fußballs und darüber hinaus trauert um unseren Freund Franz. Der FC Bayern sollte ihm zum Dank und Andenken eine Trauerfeier im Stadion ausrichten, das es ohne ihn nie gegeben hätte", sagte der 68-Jährige der Bild-Zeitung.

Nach Informationen der Bild hat der frühere Bayern-Vorstandschef Rummenigge bereits mit Uli Hoeneß, Ehrenpräsident des Klubs, über die Trauerfeier gesprochen. Am Dienstag soll ein Treffen zur Sache stattfinden und die Machbarkeit geprüft werden.

Ministerpräsident Markus Söder und Bayern-Bosse gedenken Beckenbauer

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder und führende Vertreter des FC Bayern um den langjährigen Patron Uli Hoeneß haben des verstorbenen Fußball-Kaisers Franz Beckenbauer auf besondere Weise gedacht. Söder, Hoeneß, Bayern-Präsident Herbert Hainer, Vorstandschef Jan-Christian Dreesen und Karl-Heinz Rummenigge trugen sich am Mittwoch in ein Kondolenzbuch in der Hofkapelle der Residenz München ein.

"Ich habe Franz über mehr als 20 Jahre kennengelernt", sagte Hainer bei der kleinen, sehr stillen Zeremonie am Vormittag und ergänzte: "Aus einer Arbeitsgemeinschaft hat sich eine tolle Freundschaft entwickelt. Franz war ein unheimlich liebenswerter Mensch. Er hat immer versucht, den Menschen auf Augenhöhe zu begegnen."

In der prunkvollen Kapelle finden sonst klassische Konzerte statt, schon Wolfgang Amadeus Mozart führte hier seine frühen Klavierkonzerte und die "Missa Brevis" vor. Das Buch für Beckenbauer liegt dort vor dem Hauptaltar auf einem Tisch mit schwarzem Tuch, dahinter ist ein schwarz-weiß gehaltenes Porträt des älteren Kaisers mit Trauerbinde zu sehen. Auf der anderen Seite stehen die Fahnen Deutschlands, Bayerns und der EU, auch sie mit Trauerflor.

In Gedenken an den am Sonntag verstorbenen Beckenbauer liegen überdies weitere Kondolenzbücher aus: Im Münchner Rathaus, am Eingang zum Vereinsgelände der Bayern sowie in der "Hall of Fame" des Klubmuseums in der Allianz Arena. Auch ein "digitales Kondolenzbuch" gibt es. Überall können auch Fans ihre Trauerbekundungen eintragen.

Boris Becker über Freund Beckenbauer: "Sehr geschätzt, sehr gemocht"

Boris Becker stand mit Franz Beckenbauer bis kurz vor dem Tod der Fußball-Legende in Kontakt und hat den "Kaiser" als Freund und Ansprechpartner hoch geschätzt. "Ich bin glücklich, ihn als Freund kennengelernt zu haben. Also in vielen privaten Momenten, in denen ich einfach Fragen hatte", sagte der 56-Jährige im Rahmen eines Pressegesprächs des TV Senders Eurosport: "Der Franz ist über 20 Jahre älter und hat Dinge erlebt, die auch mir widerfahren sind."

Er habe sich mit Beckenbauer, dessen Ableben am Sonntag im Alter von 78 Jahren für große Trauer über den Sport hinaus gesorgt hatte, stets auf Augenhöhe austauschen können. "Insofern habe ich ihn wirklich persönlich sehr geschätzt, sehr gemocht und bis vor Kurzem auch noch engen Kontakt zu ihm gehabt, als es ihm noch ganz gut ging", sagte Becker.

Beckenbauer habe zu seinem "engeren Freundeskreis" gehört, die Nachricht vom Tod sei ein "Riesenschock" für Becker und seine Familie gewesen. "Deutschland hat einen sehr großen Mann verloren", sagte das Tennis-Idol abschließend.

Deutsches Fußballmuseum mit Dauerausstellung

Auch das Deutsche Fußballmuseum in Dortmund ehrt Franz Beckenbauer mit besonderen Aktionen. Im sogenannten Spiegel-Kabinett wird eine filmische Inszenierung abgespielt, die das bewegte Leben des "Kaisers" nacherzählt. Zudem zeigt das Museum auf einer riesigen LED-Leinwand die besten Bilder von Beckenbauer, dem mit der Beckenbauer-5 als einzigem Spieler eine personalisierte Dauerausstellung gewidmet ist.

Im Foyer wird zudem eine Staffelei mit einem Bild Beckenbauer aufgestellt, auch ein Kranz wird niedergelegt. Außerdem wird ab Mittwoch ein Kondolenzbuch ausgelegt, als "Anlaufstelle für persönliche Trauer", wie Nils Hotze vom Fußballmuseum dem SID sagte. Auch online wird ein Kondolenzbuch eingerichtet.

Beckenbauer ist Gründungsmitglied der Hall of Fame des Deutschen Fußballmuseums und war am Tag der Eröffnungsgala durch die Ausstellung geschlendert. "Ich kann nur jedem raten, der sich für Fußball interessiert, dass er sich das hier anschaut", hatte er danach gesagt.

Beckenbauer war am Sonntag im Alter von 78 Jahren verstorben. Er wurde als Spieler (1974) und Teamchef (1990) Weltmeister.