Fürth/München (SID) Als die Überraschungsmannschaft der 2. Liga auf den zweiten Platz stürmte, blickte Alexander Zorniger erst einmal in den Tabellenkeller. "Wenn ich sehe, wer da unten steht, bin ich heilfroh, dass wir 35 Punkte haben", sagte der Trainer der SpVgg Greuther Fürth nach dem jüngsten 2:1 gegen Holstein Kiel.
So recht ist der aktuelle Höhenflug beim Kleeblatt offenbar noch nicht angekommen. Dabei bietet sich dem Altmeister aus Franken im Topspiel am Samstag (13.00 Uhr/Sky) beim FC St. Pauli die Chance, bis auf einen Punkt an den Spitzenreiter heranzurücken. Es ist eine erstaunliche Entwicklung, die kaum einer dem sehr jungen Team von Zorniger zugetraut hatte. Im Oktober 2022 hatte der Coach die Fürther auf dem letzten Tabellenplatz übernommen. Auch im vergangenen Herbst schien alles seinen "normalen" Verlauf zu nehmen, als die SpVgg nach dem sechsten Spieltag auf dem Relegationsplatz stand und zu allem Überfluss im Pokal auch noch gegen Viertligist Homburg ausschied.
Erfolg trotz des kleinsten Etats der 2. Liga
Und jetzt? Ist das Kleeblatt, das über einen der kleinsten Etats der Liga verfügt, in aller Munde. Dennoch: Sportvorstand Rachid Azzouzi bremst. Man sei zwar "ambitioniert, aber wir haben noch nichts erreicht". Nur nicht abheben.
2012 und 2021 hatte es mit der gleichen Herangehensweise mit dem Aufstieg geklappt. Favoriten waren immer andere, viel größere Klubs, wie auch jetzt der Hamburger SV, Fortuna Düsseldorf, Hannover 96, Schalke 04 oder Hertha BSC. Doch momentan steht Fürth oben - und will nun auch St. Pauli ärgern. "Das ist doch eine geile Aufgabe für unser junges Team", sagte Azzouzi mit Blick auf seine No-Name-Truppe um die Routiniers Branimir Hrgota und Julian Green. Seit neun Spielen ist der Meister von 1914, 1926 und 1929 ungeschlagen, gewann davon sieben Partien. Das Erfolgsrezept? "Die Spieler betrachten jeden verlorenen Zweikampf als persönliche Niederlage, sie werfen sich in alles rein", erklärte Zorniger. Bei St. Pauli ist die Stimmung nach dem Pokalaus gegen Düsseldorf nicht ganz so rosarot. Die Hamburger würden "zu 100 Prozent mit einem fetten Hals antreten", vermutet Zorniger. Im Blickpunkt bei Pauli steht vor allem Trainer Fabian Hürzeler, der sich im Pokal einmal mehr mit dem Schiedsrichter angelegt hatte und auf die Tribüne musste. Zudem zögert er mit der Verlängerung seines auslaufenden Vertrags.
Hürzeler erinnerte sein Team vor dem Fürth-Kracher an Basketball-Superstar Kobe Bryant. Der habe "über 9000 Würfe versemmelt" und "über 300 Spiele verloren". Doch genau diese Momente hätten ihn "erfolgreich gemacht", meinte er. Und was heißt das für St. Pauli? "Wir müssen es als Mannschaft schaffen, aus der Niederlage positive Energie zu schöpfen."