Nach CL-Finale: ZDF-Sportchef verteidigt "Pionierin" Claudia Neumann

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Nach CL-Finale: ZDF-Sportchef verteidigt "Pionierin" Claudia Neumann

Seit 2011 am Mikro: Claudia Neumann
Seit 2011 am Mikro: Claudia NeumannProfimedia
ZDF-Sportchef Yorck Polus hat die in den Sozialen Medien scharf kritisierte, stellenweise auch beleidigte und angefeindete Kommentatorin Claudia Neumann öffentlich verteidigt. "Claudia Neumann ist eine professionelle und erfahrene Kommentatorin, was sie beim Champions-League-Finale einmal mehr unter Beweis gestellt hat", sagte Polus am Sonntag.

Neumann hatte am Abend zuvor als erste Frau das Champions-League-Finale der Männer zwischen Manchester City und Inter Mailand (1:0) im ZDF kommentiert.

"Konstruktive und sachliche Kritik an ihrer Arbeit ist völlig okay", so Polus weiter: "Völlig inakzeptabel ist jedoch das große Ausmaß an Hass und Beleidigung, das ihr entgegenschlägt."

Beim Champions-League-Finale kommentierte Neumann an der Seite des Experten Per Mertesacker, viele ihrer Äußerungen wurden anschließend in den Sozialen Medien kritisiert. Thematische Fehler und Versprecher sorgten für massive Kritik in den Sozialen Netzwerken. 

So nannte sie etwa Kyle Walker "Dennis Walker" oder sagte kurz vor Schluss, dass Simone Inzaghi wolle, "dass abgepfiffen wird" – obgleich Inter zu diesem Zeitpunkt zurücklag und wohl großes Interesse an einer längeren Nachspielzeit hatte. 

"Woher kommt der Hass gegen Frauen im Fußball?"

Auf inhaltliche Mängel ging der ZDF in einem Artikel mit der Überschrift: "Woher kommt der Hass gegen Frauen im Fußball?" aber nur am Rande ein. Denn unter der Oberfläche wurde Neumann heftig kritisiert und teils sexistisch beleidigt.

Laut der Geschlechterforscherin Kathrina Heger würden Fehler bei Frauen möglicher deshalb eine große Rolle spielen, weil "nicht mehr nur Männer das Spielgeschehen erklären, sondern eine Frau (...)." Manche Menschen würden sich in ihrer "vermeintlichen Deutungshoheit, in diesem Fall über den Fußball, bedroht oder an den Rand gedrängt fühlen und sich dagegen wehren."

Wenngleich auch Kommentatoren wie Bela Rethy und Marcel Reif in der Vergangenheit teils massiver Kritik ausgesetzt waren, betrachtete das ZDF die Kritik in erster Linie als sexistisch motiviert. Man appellierte, dass es "eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein", dass "Frauen Sportsendungen moderieren, Fußballspieler*innen interviewen und Live-Übertragungen kommentieren."

Neumann nannte man "eine der Pionierinnen auf dem Gebiet". Wenn Claudia Neumann am Mikro sitze, verliert Kritik oft jede Verhältnismäßigkeit, wurde in dem Artikel die ehemalige Fußball-Funktionärin und deutsche Nationalspielerin Katja Kraus zitiert. Das ZDF schrieb von einem "sexistisch unterlegten Shitstorm".

Neumann war 2011 die erste WM-Kommentatorin in Deutschland bei der Endrunde der Frauen, 2016 bei der Europameisterschaft war sie die erste deutsche Frau, die bei einem großen Männerturnier als TV-Live-Reporterin im Einsatz war. Bei der WM in Katar setzte sie jüngst ein Zeichen, als sie während der Übertragung ein T-Shirt mit Regenbogenaufdruck trug.