Champions League-Vorschau: Notte Italiana – Kann Milan das Super-Neapel erneut düpieren?

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Champions League-Vorschau: Notte Italiana – Kann Milan das Super-Neapel erneut düpieren?

Aktualisiert
Wie im Ligaspiel vor einigen Tagen zwischen Milan und Napoli wird auch am Mittwoch ein enges Duell erwartet.
Wie im Ligaspiel vor einigen Tagen zwischen Milan und Napoli wird auch am Mittwoch ein enges Duell erwartet.Profimedia
Unterschiedliche Wettbewerbe bieten unterschiedliche Möglichkeiten. So hofft die SSC Neapel vor dem Champions League-Duell mit der AC Mailand am Mittwochabend darauf, die heftige 0:4-Klatsche aus der Liga wettmachen zu können. Die resultierte vor allem aus einigen cleveren taktischen Kniffen von Milan-Trainer Pioli, die sogar seinen Landsmann und Trainerlegende Carlo Ancelotti beeindruckten.

Es war ein echtes Ausrufungszeichen, als die AC Mailand Anfang April im Stadio Diego Armando Maradona gastierte und den designierten italienischen Meister aus Neapel mit 4:0 vom Platz fegte. Auch wenn die SSC mit inzwischen 16 Punkten Vorsprung die Serie A anführt und ein Konzentrationsabfall in der heimischen Liga durchaus erklärbar ist, überraschte die Deutlichkeit des Resultats auch die inländischen Fußballexperten. 

Zum Match-Center: AC Mailand vs. SSC Neapel

Nicht ganz so überraschend ist das Resultat, wenn man berücksichtigt, dass keines der letzten acht Aufeinandertreffen dieser beiden Teams durch die Heimmannschaft gewonnen wurde. Milan konnte insgesamt nur eines der letzten neun Heimspiele gegen die SSC gewinnen, die letzten drei haben sie gar verloren. Ein Duell auf internationalem Parkett ist für Milan und Napoli aber Neuland, zum ersten Mal gibt es den Nord-Süd-Klassiker des italienischen Fußballs in der Champions League. Anders als in der Liga hat das CL-Viertelfinale auch finanziell einen anderen Anreiz: 12,5 Millionen Euro winken für den Einzug ins Halbfinale der Königsklasse.

Carlo Ancelotti und Milan mit <mark>der Champions</mark> League-Trophäe im Jahr 2003.
Carlo Ancelotti und Milan mit <mark>der Champions</mark> League-Trophäe im Jahr 2003.Profimedia

Einer, der solche Situationen zu Hauf erlebt hat, ist Carlo Ancelotti. Als ehemaliger Trainer der AC Mailand und der SSC Neapel ist er ohnehin prädestiniert als Experte für das Spiel am Mittwochabend (ab 21 Uhr live bei DAZN und in der Flashscore-Audioreportage), zudem hat er insgesamt viermal den größten europäischen Klubwettbewerb gewonnen (darunter 2003 und 2007 mit Milan). Der jetzige Coach von Real Madrid, der vor allem Milans Coach Stefano Pioli in den höchsten Tönen lobte, äußerte sich auf Nachfrage vorfreudig auf das Duell seiner Ex-Teams und riet den beiden Trainern, den Spielern "klare und simple Anweisungen" zu geben, um die Kicker nicht mit zusätzlichem Druck zu belasten.

Champions League als Mailänder Oase?

Unter Druck steht die AC Mailand ohnehin, konnten sie doch wettbewerbsübergreifend lediglich eines der letzten sechs Spiele gewinnen. Zuletzt gab es ein eher frustrierendes 0:0 vor heimischer Kulisse gegen den FC Empoli am Karfreitag, bei dem die Rossoneri vor allem offensiv lange Zeit viel zu harmlos agierten. Auf Rang vier in der Serie A ist für die Gastgeber die Champions League-Qualifikation alles andere als sicher, was die Bedeutung einer erfolgreichen Königsklassen-Saison nochmals erhöht.

Keine Frage, der Einzug ins Viertelfinale ist nach dem Duell mit Tottenham Hotspur im Achtelfinale (1:0 zuhause, 0:0 auswärts) bereits als Erfolg zu werten, doch auch Viertelfinalgegner Neapel scheint in diesem Jahr keine unüberwindbare Hürde zu sein. Diese Ansicht rührt vor allem von dem überzeugenden 4:0 in der Liga vor eineinhalb Wochen, bei dem Trainer Stefano Pioli sein Team taktisch so clever einstellte, dass es den Überfliegern aus Neapel kaum eine Chance ließ.

Interessant ist dabei vor allem die Rolle von Rade Krunic, der seit seinem Wechsel aus Empoli vor vier Jahren noch nicht wirklich in der Modestadt angekommen ist. Als gelernter kreativer Mittelfeldspieler fehlte ihm oft der Einfluss auf das Spiel der Mailänder, was ihn immer wieder zwischen Startelf und Bank pendeln ließ. In Neapel zog Pioli den 29-Jährigen auf eine defensivere Rolle als Sechser zurück, um das starke neapolitanische Zentrum zu bearbeiten und sich in erster Linie auf die Bewachung von Neapels Spielmacher Piotr Zielinski zu konzentrieren. Für Krunic rückte der eigentlich defensivere und laufstarke Ismael Bennacer eine Position nach vorne und nahm SSC-Metronom Stanislav Lobotka aus der Partie. Die Rochade funktionierte und die Kampanier kamen kaum in ihr gewohntes Aufbauspiel. 

Während in der Abwehrreihe der Franzose Pierre Kalulu nach einer Verletzung bei der U21 weiterhin ausfallen wird, muss Mailand den Blick auch auf die Offensive richten, wenn sie zum ersten Mal seit 2007 das Viertelfinale der Champions League überstehen wollen. Rafael Leao ist einer der kreativen Schlüsselspieler für Milan, hat aber seit dem 13. November nicht mehr im San Siro getroffen. Olivier Giroud ist mit vier Toren Milans Top-Torschütze in der Königsklasse in dieser Spielzeit und ist der einzige Spieler, der bereits gegen Napoli in der Champions League gespielt und getroffen hat: 2013/14 mit Arsenal. Inklusive des Offensivduos wird Pioli mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die selbe Startelf bauen, die bereits in der Liga in Neapel einen herausragenden Job gemacht hat.

Voraussichtliche Aufstellung (4-2-3-1): Maignan - Calabria, Kjaer, Tomori, Theo - Krunic, Tonali - Brahim Diaz, Bennacer, Rafael Leao - Giroud

Bleibt Napoli im Flow?

Umgekehrt zur Situation bei Milan weiß Napoli-Trainer Luciano Spalletti genau, wie seine Mannschaft es gegen den Gegner am Mittwoch nicht tun sollte. Seine Mannschaft spielt eine unglaubliche Saison und darf guten Gewissens als das heißeste Teams Europas bezeichnet werden. Neapel dominiert die italienische Liga mit 16 Punkten Vorsprung nach Belieben, auch in der Champions League marschierte man mit Leichtigkeit durch die Gruppe mit Liverpool, Ajax und den Rangers und setzte Duftmarken wie den 4:1-Erfolg im heimischen Rund gegen das Team von Jürgen Klopp.

Im Achtelfinale traf man auf Eintracht Frankfurt und gewann zweimal souverän (2:0 auswärts, 3:0 zuhause), gerade offensiv waren die Italiener für die Eintracht nicht zu kontrollieren. Mit 25 erzielten Treffern verfügt die SSC Neapel über die torhungrigste Angriffsreihe der laufenden Champions League-Kampagne und auch am Mittwochabend wird viel auf die Durchschlagskraft der Partenopei ankommen. Besonders deshalb, weil Neapel personell stark geschwächt ist: Top-Stürmer Victor Osimhen, der mit 25 Toren in 29 Pflichtspielen eine herausragende Saison spielt, fiel die letzten zwei Ligaspiele verletzungsbedingt aus und ist auch für Mittwoch fraglich. Präsident Aurelio de Laurentiis gab am Dienstagmorgen bekannt, dass er davon ausgehe, dass Osimhen es nicht schaffen werde.

Sein Einsatz wäre entscheidend für die SSC, die zudem auf Ersatzstürmer Giovanni Simeone verzichten muss. Der Angreifer verletzte sich im Spiel gegen Lecce am Karfreitag (2:1) und wird das Spiel gegen Mailand verpassen. Da auch der dritte Mann im Bunde, Giacomo Raspadori, angeschlagen ist, könnte Trainer Spalletti am Ende ohne Stürmer dastehen und müsste auf eine kreative Lösung mit Hirving Lozano oder Eljif Elmas in der Spitze setzen. 

Hinter ihm wird es insbesondere auf Shooting-Star Khvicha Kvaratskhelia ankommen. Der Flügelspieler ist einer von nur fünf Akteuren der Top 5-Ligen, der in dieser Saison das "Double-Double" aus Toren und Assists gelungen ist (momentan 12 Tore und 12 Vorlagen). Seine Kreativität wird gefragt sein, um den Sturm – aus wem auch immer er bestehen wird – richtig einzusetzen. Neben allen taktischen Vorgaben wird vor allem Leidenschaft von Nöten sein, so Kapitän Giovanni di Lorenzo vor der Partie, der auf ein "enthusiastisches" Napoli setzt.

Voraussichtliche Aufstellung (4-3-3): Meret - Di Lorenzo, Kim, Rrahmani, Mario Rui - Zambo Anguissa - Lobotka, Zielinski - Lozano, Osimhen, Kvaratskhelia

Flashscore-Prognose: Milan hält Napoli in Schach

Das Ligaspiel vor einigen Tagen hat bei den Neapolitanern tiefe Spuren hinterlassen und die Süditaliener werden ein hartes Brett zu bohren haben. Gegen ein defensiv ausgerichtetes Milan kommt die SSC nur zu wenigen Torchancen und auch Stürmer Osimhen kann seine körperliche Überlegenheit gegenüber Manndecker Simon Kjaer zu selten nutzen. Am Ende steht ein 1:1, das alle Optionen für das Rückspiel offen lässt.