2023/24 wird die Champions League zum letzten Mal in jener Form ausgetragen, wie wir sie seit 20 Jahren kennen und lieben. Nach der am Dienstag beginnenden Ausgabe wird die UEFA einen neuen Kurs einschlagen - und ein neues Ligensystem einführen. Statt 32 werden dann erstmals 36 Mannschaften in der europäischen Königsklasse antreten.
Die Gejagten: Manchester City
Alle Teilnehmer haben ein großes Ziel vor Augen: Am 1. Juni 2024 im Londoner Wembley-Stadion das Finale zu bestreiten - und dort idealerweise den Henkelpötte in die Nachtluft zu heben. Manchester City ist Titelverteidiger und bei den Buchmachern auch in der neuen Saison der Titelfavorit.
Die Skyblues haben sich im Transfersommer weiter verstärkt. Erfahrene Spieler wie Riyad Mahrez und Ilkay Gündogan mussten den Verein verlassen, spannende Akteure wie Matheus Nunes oder Jeremy Doku sollen nun ins Rampenlicht rücken.
Viele Augenpaare sind natürlich wieder auf Erling Haaland gerichtet, der sich im Vorjahr mit insgesamt zwölf Treffern die Torjägerkrone aufsetzte. Bis zur Winterpause muss er auf seinen kongenialen Teamkollegen Kevin de Bruyne verzichten. Der belgische Spielmacher laboriert an einer Oberschenkelverletzung.
Die Citizens haben eine machbare Gruppe erwischt und treffen in Gruppe G auf die Young Boys, Roter Stern Belgrad und RB Leipzig. Leipzig ist wohl der größte Herausfordere des englischen Meisters - wenngleich den Roten Bullen keine guten Erinnerungen an die Truppe von Pep Guardiola haben. Im Rückspiel des CL-Achtelfinales vergangenen März kassierte man eine 7:0-Klatsche. Haaland erzielte damals fünf Treffer.
Zum Auftakt trifft der große Favoriten zuhause auf Belgrad (Dienstag, 21 Uhr).
Viel Veränderung bei PSG
Weitere aussichtsreiche Titelaspiranten sind Paris SG, Real Madrid und Bayern München. Alle drei Teams hatten im Vorjahr mit diversen Problemen zu kämpfen, sind aber immer wieder für dominante Auftritte zu haben.
Bei PSG gab es einen großen Umbruch - die direkte Konsequenz des frühen CL-Aus in der Vorsaison (Achtelfinale gegen den FC Bayern). Der neue Trainer Luis Enrique muss ohne die Superstars Neymar und Lionel Messi auskommen. Kapitän Kylian Mbappe stand lange Zeit vor einem Wechsel zu Real Madrid.
Enrique - der 2014/15 die UEFA Champions League mit dem FC Barcelona gewinnen konnte - bevorzugt einen auf Ballbesitz konzentrierten Spielstil. Anstelle von Neymar und Messi rücken die beiden schnellen französischen Angreifer Ousmane Dembele und Randal Kolo Muani in den Fokus. In die Liga starteten die Pariser eher enttäuschend, zuletzt kassierte man eine 2:3-Niederlage gegen Nizza.
Die Franzosen wurden einer wahren Todesgruppe zugeteilt. In Gruppe F trifft auf Newcastle United, die AC Milan und Borussia Dortmund - gegen die Dortmunder kommt es am Dienstag (21 Uhr, live in der Flashscore Audioreportage) zur ersten großen Bewährungsprobe.
Neuee Stars bei Rekordsieger Real
Real Madrid musste im vergangenen Jahr die spanische Meisterschaft dem Erzrivalen aus Barcelona überlassen und ging im CL-Halbfinale gegen Manchester City sang- und klanglos unter (4:0-Niederlage im Rückspiel).
Carlo Ancelotti musste im Sommer einen sanften Kaderumbruch vornehmen. In die neue Saison startete die Mannschaft ohne Karim Benzema, der nach Saudi-Arabien wechselte. Marco Asensio verließ den Verein Richtung Paris. Die routinierten Mittelfeldspieler Toni Kroos (33 Jahre) und Luka Modric (38) zusehends ins zweite Glied, stattdessen gehörten die Schlagzeilen zuletzt Jude Bellingham.
Der 20-jährige Engländer wurde für über 100 Millionen Euro von Borussia Dortmund verpflichtet und übernimmt in Ancelottis System die Rolle des Schattenstürmers. Bellingham erzielte an den ersten vier Liga-Spieltagen fünf Treffer - eine beeindruckende Quote. Die Königlichen starteten in die neue LaLiga-Saison mit fünf Siegen in fünf Spielen.
Gruppe C dürfte für die Madrilenen nicht zum Problem werden. Der italienische Meister SSC Neapel bringt nach dem Abgang von Luciano Spalletti kaum noch dieselbe Dominanz auf den Rasen wie in der überragenden Spielzeit 2022/23.
Zum Auftakt empfängt Real den Champions League Neuling aus Deutschland, Union Berlin, im eigenen Stadion (Mittwoch 18:45 Uhr, live in der Flashscore Audioreportage).
Wo steht Bayern München?
Der FC Bayern München hat die erste Saisonvorbereitung unter Thomas Tuchel absolviert und sich im Sommer am Transfertrubel rege beteiligt. Harry Kane wurde zum Rekordeinkauf der Münchener, Kim Min-jae kam aus Neapel, Konrad Laimer (von RB Leipzig) und Raphael Guerreiro (Borussia Dortmund) wurden von direkten Konkurrenten in der Bundesliga verpflichtet.
Allerdings musste Bayern auch viele namhafte Abgänge verkraften. Passender Ersatz für Benjamin Pavard wurde ebenso wenig verpflichtet wie der von Tuchel häufig geforderte Sechser. In letzter Sekunde zerschlug sich die Verpflichtung von Fulhams Palhinha.
Nach einer durchwachsenen Vorbereitung mit sieben Gegentreffern in fünf Spielen kassierte der deutsche Rekordmeister im DFL-Supercup eine demütigende 3:0-Klatsche gegen RB Leipzig. Davon erholte man sich rasch. In der Bundesliga liegt man nach 3 Siegen und 1 Unentschieden punktgleich mit Tabellenführer Leverkusen auf Platz 2.
Gruppe A mit Manchester United, dem dänischen FC Kopenhagen und Galatasaray Istanbul wird in Deutschland gemeinhin als einfaches Los wahrgenommen.
United offenbarte zum Saisonauftakt tatsächlich eklatante Schwächen und steht in der Premier League nach fünf Spieltagen nur auf Rang 13. Unterschätzt werden sollten die Red Devils aber ebenso wenig wie der FC Kopenhagen, dessen Kader mit zahlreichen Talenten geschmückt ist. Auch Galatasaray ist eine harte Nuss. Im Kader des türkischen Meisters tummeln sich bekannte Namen wie Lucas Torreira, Hakim Ziyech, Kerem Demirbay, Dries Mertens oder Mauro Icardi. Die Türken stehen voll im Saft, von bislang zehn Pflichtspielen wurden acht gewonnen, zweimal spielte man Unentschieden.
Am Mittwoch (21 Uhr, live in der Flashscore Audioreportage) trifft der FCB in der Allianz Arena auf Manchester United.
Weitere große Namen: Barca, Arsenal und Inter
Der FC Barcelona musste in den letzten zwei Jahren jeweils in der UEFA Europa League sein Glück probieren, die Champions League erwies sich für den von Turbulenzen geplanten Traditionsverein als zu hartes Pflaster.
Allerdings führte Trainer Xavi Hernandez die Blaugrana mit einem klaren Plan und viel Struktur zum Meistertitel in Spanien. Ob die Mannschaft dieses Jahr bereit ist, auch in der Königsklasse nach den Sternen zu greifen?
Barca hat vermeintlich einfache Gegner erwischt und trifft in Gruppe H auf Royal Antwerpen, den FC Porto und Schachtar Donezk. Donezk wird seine Gruppenspiele aufgrund der Kriegswirren in der Ukraine außerdem im Hamburger Volksparkstadion austragen. Die Spanier starten ihr CL-Abenteuer am Dienstag gegen Royal Antwerpen (21 Uhr).
Hohe Erwartungen stellt man auch an den englischen Vizemeister Arsenal. Nach sieben Jahren Abstinenz nehmen die Gunners endlich wieder an der UEFA Champions League teil. Das Team von Mikel Arteta wurde im Transfersommer an wichtigen Schlüsselpositionen gestärkt. Vor allem die Verpflichtung von Declan Rice hat den Londonern zusätzliche Stabilität im Mittelfeld verliehen.
In die Premier League startete man erneut vielversprechend, man ist seit fünf Spielen ungeschlagen. Am Mittwoch (21 Uhr) empfängt Arsenal die PSV Eindhoven. Die weiteren Gegner in Gruppe B sind der französische Vizemeister RC Lens und der amtierende Europa-League-Sieger FC Sevilla.
Zum erweiterten Favoritenkreis zählt zweifelsohne der Vorjahresfinalist Inter. Die Nerazzuri treffen auf interessante Gegner: den österreichischen Serienmeister RB Salzburg, das unter Roger Schmidt wiedererstarkte Benfica und den baskischen Traditionsverein Real Sociedad.
Die Nerazzurri haben zum Saisonauftakt ihre starke Form aus dem Vorjahr bestätigt und gelten in der italienischen Serie A mittlerweile als erster Titelkandidat. In die neue Spielzeit startete man mit vier Siegen und einem Torverhältnis von 13:1 - zuletzt gewann man das Mailänder Derby auf beeindruckende Weise mit 5:1.
Namhafte Abgänge (Andre Onana, Milan Skriniar, Marcelo Brozovic, Edin Dzeko, Romelu Lukaku) konnten die Lombarden problemlos auffangen. Zum CL-Auftakt reist Inter nach San Sebastian (Mittwoch, 21 Uhr).