Girona dominiert LaLiga - auch dank Manchester City

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Girona dominiert LaLiga - auch dank Manchester City

Girona ist zurzeit spansicher Tabellenführer.
Girona ist zurzeit spansicher Tabellenführer.Profimedia
Etwa 60 Kilometer von Barcelona entfernt, im Nordosten Kataloniens, liegt das beliebte Touristenziel Girona. Bislang war das knapp 100.000 Einwohner zählende Städtchen vorwiegend als Drehort für die beliebte TV-Serie Game of Thrones bekannt. Seit einigen Wochen beheimatet Girona aber auch den aktuellen Tabellenführer der spanischen Liga.

Der FC Girona hat LaLiga im Sturm erobert und reiht sich - zumindest für diesen Herbst - in die Riege der großen spanischen Traditionsvereine ein. Aktuell führt Girona die Tabelle in Spanien an - mit zwei Punkten Vorsprung auf Real Madrid und vier Zählern Vorsprung auf den FC Barcelona.

Was verbirgt sich hinter diesem kleinen Wunder? Erst vor zwei Jahren waren die Katalanen in die spanische Eliteklasse aufgestiegen, im Vorjahr beendete man die Saison auf Rang zehn. In der aktuellen Spielzeit hat der 1930 gegründete Verein in 13 Spielen nur eine Niederlage erlitten. Mit 31 Treffern ist man das außerdem das offensivstärkste Team der Liga.

Girona ist Tabellenführer - noch vor Teams wie Real, Barca und Atletico.
Girona ist Tabellenführer - noch vor Teams wie Real, Barca und Atletico.Flashscore

Unter freundlicher Mithilfe der City Football Group

Im August 2017 nahm das Projekt in Girona allmählich Gestalt an. Der Verein wurde von der City Football Group gekauft, einem Investorenkonsortium aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, dem unter anderem das namensgebende Manchester City gehört. Ebenfalls erwähnenswert: Der Bruder von City-Manager Pep Guardiola ist aktuell Vorstandsvorsitzender in Girona.

Doch Geld allein schießt bekanntlich keine Tore. Und so war trotz des wirtschaftlichen Wohlstands nicht immer alles eitel Sonnenschein. Im Jahr 2019 stieg man aus LaLiga ab und verharrte anschließend drei Spielzeiten lang in der zweithöchsten spanischen Spielklasse.

Erst 2021 wurde die große Wende eingeleitet, als das Management den heutigen Trainer Michel verpflichtete. Die Grundlage für eine grandiose Erzählung wurde geschaffen. Michel hatte zuvor bereits Rayo Vallecano und Huesca zu Aufsteigern gemacht. Ein Versprechen, das er auch bei seinem neuen Arbeitgeber einlösen sollte. Bereits im ersten Jahr unter Michel wurde die Rückkehr ins Oberhaus fixiert. Dort mischte man auf Anhieb vorne mit.

Dank mutigem Offensivfußball - häufig positionieren sich bis zu sechs Spieler im Angriffsdrittel - schien bereits im Vorjahr die Qualifikation für den Europapokal in Reichweite zu liegen.

Trainer Michel ist eine der Schlüsselfiguren in Girona.
Trainer Michel ist eine der Schlüsselfiguren in Girona.Profimedia

Rundum erneuerter Kader

Nach der relativ erfolgreichen Spielzeit 2022/23 kam, was kommen musste. Man schien die Grenzen des Möglichen erreicht zu haben. Also entschieden sich im Sommer zahlreiche Schlüsselspieler für einen Wechsel zu vermeintlich größeren Vereinen. Santiago Bueno ging zu den Wolverhampton Wanderers, Oriol Romeu zum FC Barcelona, Rodrigo Riquelme zu Atletico und Torjäger Valentin Castellanos zu Lazio.

Trainer Michel gelang es, die Abgänge zu kompensieren und eine neue Mannschaft auf die Beine zu stellen, die noch besser auf die Vorstellungen des 48-jährigen Spaniers zugeschnitten ist. Der Kader ist eine Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern.

Einer der geläufigsten Name darin ist wohl Daley Blind. Der 103-fache niederländische Nationalspieler stand zuvor beim FC Bayern München unter Vertrag - spielte dort aber nur eine untergeordnete Rolle. Der ukrainische Stürmer Artem Dovbyk wechselte für eine Ablöse von 7,75 Millionen Euro nach Katalonien - und steht nach 13 Partien bereits bei zwölf Scorern (sieben Tore, fünf Vorlagen). 

Weitere interessante Spieler sind der junge brasilianische Flügelspieler Savio - welcher vom französischen Schwesterverein Troyes ausgeliehen wurde - oder Yangel Herrera, der zuvor bei Manchester City unter Vertrag stand. Auch der vom FC Barcelona ausgeliehene Erik Garcia hat Vergangenheit in Manchester.

Der Brasilianer Savio ist die wohl heißeste Aktie Gironas.
Der Brasilianer Savio ist die wohl heißeste Aktie Gironas.Profimedia

Wie geht es weiter?

Ein finanzstarkes Netzwerk, gute Beziehungen mit einem der weltweit renommiertesten Trainer: Es gibt gute Gründe, wieso Gironas Formhoch nicht als "Märchen" bezeichnet werden sollte. Ein von langer Hand geplantes Konzept, das die Regeln des Financial Fairplays aushebelt, sollte bei Fußballromantikern besser keine sentimentalen Gefühle hochkochen lassen.

Dennoch ist die herausragende Siegesserie ein Beweis dafür, dass seriöse Arbeit, eine ausgefeilte Taktik und eine vernünftige Politik der kleinen Schritte oft mehr wert sind als ein prall gefülltes Bankkonto.

Im Schnitt erzielt Girona pro Spiel über zwei Treffer pro Partie. Auch wenn sich im weiteren Saisonverlauf die Verhältnisse wieder normalisieren sollten, steht der Verein auf stabilen Beinen und kann auch in Zukunft für Überraschungen sorgen. Michel hat noch Vertrag bis 2026. Die Scoutingabteilung kann sich aus einem riesigen Talentpool bedienen und ist dazu in der Lage, schmerzhafte Abgänge umgehend zu kompensieren. 

Die nächsten Herausforderungen für Girona.
Die nächsten Herausforderungen für Girona.Flashscore

Das ist auch unbedingt notwendig. Der erst 19-jährige Brasilianer Savio hat bereits die Aufmerksamkeit zahlreiche europäischer Spitzenvereine auf sich gezogen. Seine Fähigkeiten im Eins-gegen-Eins suchen ihresgleichen, in der Saison 2023/24 verbuchte er bislang die zweitmeisten erfolgreichen Dribblings in LaLiga.

Dem ukrainischen Flügelstürmer Viktor Tsyhankov wird ebenfalls eine große Zukunft prophezeit. Mittelfeldspieler Aleix Garcia ist mit 753 Ballkontakten einer der am häufigst gesuchten Spielmacher Spaniens, auch der 26-Jährige kann noch den Schritt zu einem Spitzenteam schaffen.