Ganz emotionslos erlebte Jürgen Klopp die Verkündung seines Abschieds zum Saisonende aber nicht. "Es gab einige Gespräche, es gab ein paar Tränen", berichtete er, "aber das ist nach so langer Zeit zusammen doch normal."
Seine Spieler hätten "top" auf seine Ankündigung reagiert. "Es war nicht so, dass sie aufgestanden sind und Party gemacht haben, als ich es ihnen gesagt habe", berichtete Klopp schmunzelnd. Seine Entscheidung soll niemanden im Saisonendspurt ablenken.
"Wir wollen alles aus dieser Saison herausquetschen", betonte er, "dass ich gesagt habe, ich bin nächstes Jahr nicht mehr hier, ist keine Entschuldigung, einen Schritt weniger zu laufen."
Was kommt für Klopp - und wer für Klopp?
Klopps große Frage lautet nun, wie er fortan sein Leben gestalten möchte. Nach 23 Jahren ununterbrochener Tätigkeit als Cheftrainer - die viermonatige Auszeit zwischen BVB und Liverpool ausgeklammert - fühlt er sich ausgebrannt. Ein Karriereende ist nicht ausgeschlossen. Klar ist auch: Eine Auszeit steht unmittelbar bevor.
Klopp sehnt sich nach einem "normalen Leben", das er "schon zu lange" nicht mehr hatte. Er wisse zwar nicht mehr, "was normal ist", aber: "Ich werde schon Dinge finden."
Und wenn es Klopp in ein, zwei oder drei Jahren wieder juckt? Einen neuen Arbeitgeber könnte er mit seiner Vita quasi frei wählen. Doch Klopp selbst hat den Kreis schon eingeschränkt: Einen anderen englischen Klub als Liverpool wird er "never ever" trainieren.
In der Bundesliga kämen nur der FC Bayern oder der BVB infrage. Real oder Barca? Schwierig für einen Trainer, der vornehmlich über Ansprache funktioniert, aber kein Spanisch beherrscht. Die Nationalmannschaft? Möglich. Nur: welche? Dem DFB-Team käme Klopp gelegen, doch auch bei Englands FA würde er mindestens auf einer Kandidaten-Shortlist landen.
Klopp hat keinen Druck, der FC Liverpool hat ihn sehr wohl. Die Reds benötigen einen neuen Säulenheiligen, der das Erbe des Deutschen in seinem Sinne und mit eigenem Input weiter trägt. Ein Wanderprediger wie Jose Mourinho passt nicht zum Klub. Eine deutsche Lösung wie Julian Nagelsmann oder Thomas Tuchel? Das hängt von deren sportlicher Entwicklung ab.
Auch ein mögliches Engagement von Xabi Alonso stößt auf gewisses Interesse. Der Erfolgstrainer von Bayer Leverkusen hat eine Ausstiegsklausel für seine Ex-Vereine - also auch für die Reds.