Deutsche Fußballer im Ausland: Das internationale Jahr von Kroos, Nübel und Co. (2/3)

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Deutsche Fußballer im Ausland: Das internationale Jahr von Kroos, Nübel und Co. (2/3)

Toni Kroos (r.) und Antonio Rüdiger haben mit Real Madrid den Titel in LaLiga gewonnen.
Toni Kroos (r.) und Antonio Rüdiger haben mit Real Madrid den Titel in LaLiga gewonnen.Profimedia
Die letzten Entscheidungen in den nationalen Ligen sind gefallen, die Spieler dürfen in den wohlverdienten Sommerurlaub. Höchste Zeit für uns, darauf zu schauen, wie sich die deutschen Fußball-Exporte im Ausland so geschlagen haben. In Teil zwei unserer Serie blicken wir auf die Ligen in Spanien, Italien und Frankreich, wo sich an Torwart Alexander Nübel in Monaco die Geister scheiden. Deutlich unglücklicher lief in der zweiten spanischen Liga für Skhodran Mustafi, der verletzungsbedingt lediglich auf drei Einsätze kam.

26 weiße Westen in 28 Ligaspielen – so die starke Bilanz von Marc-Andre ter Stegen im Tor des spanischen Meisters FC Barcelona in der abgelaufenen Saison. Nachdem es in der vorangegangenen Saison nicht so ganz laufen wollte, zeigte der ehemalige Gladbacher in dieser Spielzeit wieder seine absolute Bestform und trug einiges zum souveränen Ligatitel der Katalanen bei. 

Auch sein Coach Xavi ist restlos überzeugt vom 31-Jährigen: "Er ist der beste Torwart der Welt und er befindet sich im besten Moment seiner Karriere", so der ehemalige Weltklasse-Mittelfeldspieler kürzlich. Mit Blick auf die Europameisterschaft 2024 geht ter Stegen mit dem Anspruch in das kommende Jahr, den langzeitverletzten Manuel Neuer nach Jahren des Wartens endlich als deutsche Nummer eins abzulösen. Verdient hätte er es sich.

Marc-André ter Stegen musste im DFB-Länderspiel gegen Kolumbien auch externe Gefahren abwehren.
Marc-André ter Stegen musste im DFB-Länderspiel gegen Kolumbien auch externe Gefahren abwehren.AFP

Antonio Rüdiger & Toni Kroos (Real Madrid)

Während ter Stegen in den vergangenen Tagen immer wieder zum Leidtragenden von schwachen deutschen Länderspielleistungen wurde und gegen mittelmäßige Gegner einige Gegentore schlucken musste, stand Antonio Rüdiger dafür in der Mitverantwortung. Es war ein Abbild der Saison des gebürtigen Berliners, in der sich solide Leistungen wie beim Champions League-Rückspiel gegen Liverpool mit fehlerhaften Darbietungen wie bei der peinlichen 2:4-Niederlage gegen Girona abwechselten. Gerade wenn sein Verein Real Madrid auf der Position des Linksverteidigers nachlegen sollte, dürfte es für den Champions League-Sieger mit Chelsea ohne deutliche Leistungssteigerung wenig Chancen auf einen Stammplatz geben.

Einen sicheren Platz im Team der Königlichen hat seit Jahr und Tag Toni Kroos. Das Mittelfeld-Metronom spielte auch in diesem Jahr eine starke Saison und legte zusätzlich zum gewohnt blitzsauberen Passspiel acht Torbeteiligungen für die Madrilenen auf. Auch wenn sein Arbeitgeber mit Jude Bellingham im Mittelfeld prominent nachgerüstet hat, wird sich für Kroos auch in der kommenden Spielzeit in der Mehrheit der Spiele eine Position auf dem Feld finden. 

Skhodran Mustafi (UD Levante)

"Wie, UD Levante?" Das dürften sich einige Leser nun denken, aber tatsächlich wechselte der Weltmeister von 2014 zu Beginn der Saison 2021/22 nach Spanien in die Region Valencia. Damals noch als Erstligist konnte Skhodran Mustafi den Abstieg in die LaLiga2 nicht verhindern, und auch in diesem Jahr lief es kaum besser. Der 31-Jährige kam verletzungsbedingt nur auf drei Spiele und konnte somit kaum einen Beitrag leisten. Die vergorene Kirsche auf der sauren Sahne war dann die Aufstiegsrelegation, die die "Granotes" durch ein Gegentor in der 129. Minute gegen Deportivo Alaves verloren. Mit einem auslaufenden Vertrag ist die Zukunft des einst für 41 Millionen Euro zum FC Arsenal gewechselten Innenverteidigers völlig offen.

Italien: Thiaw auf dem Weg zur Weltklasse – Meister Demme vergeblich gesucht

Robin Gosens (Inter Mailand)

Eher enttäuschend verlief auch das Jahr von Robin Gosens bei Inter Mailand. Auch wenn Gosens insgesamt zu respektablen 49 Einsätzen kam und mit seinem Klub sensationell das Finale der Champions League erreichte, sind die persönlichen Leistungsnachweise doch deutlich ernüchternder. Lediglich 16 Mal stand der 28-Jährige in der Startelf, nur sechsmal spielte er über die vollen 90 Minuten. In diesen Spielen gelangen ihm vier Tore, auch das deutlich unter den Möglichkeiten des offensiv so gefährlichen Emmerichers. 

Robin Gosens hat keine leichte Saison bei Inter verlebt.
Robin Gosens hat keine leichte Saison bei Inter verlebt.AFP

Flüchten wird Gosens deshalb aber wohl nicht. Kürzlich gab er in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung selbstkritisch zu Protokoll, dass er "nicht derjenige" war, "den Inter gehofft hatte zu kaufen". Sollte Gosens wieder an seine Bestform aus Zeiten bei Atalanta Bergamo herankommen, ist er für jede Mannschaft eine gern gesehene Verstärkung. Gerüchte um einen Wechsel zum VfL Wolfsburg dürften somit schnell ad acta gelegt werden.

Malick Thiaw (AC Mailand)

Der Lokalrivale AC Mailand spielte international ebenfalls eine starke Saison und musste sich erst im Derby della Madonnina im Halbfinale der Champions League verabschieden. Einer der wesentlichen Faktoren für diesen Erfolg war der junge Malick Thiaw. In der Dreierkette von Trainer Stefano Pioli eroberte sich der ehemalige Schalker einen Stammplatz und lieferte konstant solide Leistungen ab. Ab Februar machte Thiaw praktisch alle Spiele und überzeugte beispielsweise in den Champions League-Vergleichen gegen die Tottenham Hotspur oder im kürzlichen Serie A-Topspiel gegen Juventus Turin.

Malick Thiaw hat sich in Mailand zum Stammspieler gemausert.
Malick Thiaw hat sich in Mailand zum Stammspieler gemausert.Profimedia

Mit einem Transfermarkt-Marktwert von nun 20 Millionen Euro ist Thiaw zu einem der besten deutschen Verteidiger aufgestiegen. Wenig verwunderlich war da auch die Berufung für die deutsche Nationalmannschaft, in der er seitdem eine feste Rolle spielt. Sollte die Entwicklung des erst 21-jährigen gebürtigen Düsseldorfers so weitergehen, steht dem 1,94m großen Manndecker wenig zu einer großen Karriere im Weg.

Diego Demme (SSC Neapel)

Ein Traum ging 2020 für Diego Demme in Erfüllung, als er den Wechsel zur SSC Neapel wagte. Schon immer träumte der Deutsche mit den italienischen Wurzeln davon, in der Serie A im Einsatz zu sein. Hätte ihm damals jemand gesagt, dass sein Verein drei Jahre später mit ihm im Kader auch noch den Scudetto gewinnen würde, er hätte wohl an einen Scherz geglaubt. Tatsächlich kam es genau so, nur dass Demme selbst daran denkbar wenig Anteil hatte. Nur 143 Minuten stand der einmalige deutsche Nationalspieler für die Partenopei in der Liga auf dem Feld, eine Torbeteiligung gelang dem wuseligen Mittelfeldspieler nicht.

Auch wenn er noch ein Jahr unter Vertrag steht, verdichten sich die Anzeichen, dass Demme in der kommenden Saison zurück nach Deutschland kommt. Ein heißer Anwärter ist Bundesliga-Absteiger Hertha BSC, mit denen der ehemalige Leipziger schon eine persönliche Einigung erzielt haben soll. Einigen sich jetzt auch noch die beiden Klubs, sollte der flexible Wadenbeißer in der nächsten Saison wieder eine deutlich größere Rolle spielen.

Jeremy Toljan (US Sassuolo)

Ein Jahr nach Demme ging auch der Ex-Dortmunder Jeremy Toljan den Schritt in die Serie A. Und für Toljan hat sich dieser Schritt absolut gelohnt. Bei US Sassuolo kam der Außenverteidiger in einer guten Saison auf 31 Einsätze, davon 29 von Beginn an. Wurde er im vergangenen Jahr noch mit einer Rückkehr nach Deutschland in Verbindung gebracht, ist der 28-jährige Stuttgarter inzwischen unumstritten in Reggio Emilia und hat dazu beigetragen, dass der Dorfklub einen ungefährdeten 13. Tabellenplatz erreichte.

Tolgay Arslan (Udinese Calcio)

Sogar einige Spiele mehr, genauer gesagt 36, hat Tolgay Arslan in der Serie A absolviert. Bei Udinese Calcio gehörte der 32-Jährige zu den festen Bestandteilen in der Rotation, stand allerdings nur zwölfmal in der Startelf. Der defensive Mittelfeldspieler erzielte seinen einzigen Saisontreffer im September beim Heimsieg gegen Inter Mailand – zu einer Zeit, als Udine nach einem grandiosen Saisonstart und 16 Punkten aus sieben Spielen ganz oben in der italienischen Liga mitmischte.

Tolgay Arslan (l.) war in Udine nur Teilzeitkraft.
Tolgay Arslan (l.) war in Udine nur Teilzeitkraft.Profimedia

Am Ende lief man erwartungsgemäß im gesicherten Mittelfeld ein, doch für Arslan war es das Ende der Zeit an der slowenischen Grenze. Nach Auslaufen seines Vertrages entschied sich der gebürtige Paderborner für einen Wechsel nach Australien zu Melbourne City.

Koray Günter (Sampdoria Genua)

Richtig schlecht lief es unterdessen für Koray Günter. Der Innenverteidiger von Hellas Verona, der in der Rückrunde an Sampdoria Genua ausgeliehen war, musste mit seinem Leih-Klub den Abstieg in die Serie B hinnehmen. In der Hinrunde hatte er zwischenzeitlich eine schwarze Serie von neun Niederlagen in Folge hinnehmen müssen. Als Stammspieler machte Günter zehn Spiele in der Rückrunde, von denen kurioserweise nur eines gewonnen werden konnte: Das Duell mit seinem Mutterverein Hellas. Ob der 35-malige deutsche U-Nationalspieler mit Verona in die nächste Serie A-Saison geht, ist aber trotz Vertrages bis 2025 unklar.

Lennart Czyborra (CFC Genua)

Ähnlich vom Pech verfolgt war auch Außenverteidiger Lennart Czyborra beim Zweitligisten CFC Genua. Zunächst konnte er sich in der Hinrunde sportlich nicht durchsetzen, dann scheiterte ein Wechsel zu Stade Rennes in der Winterpause an wenigen Sekunden und zu viel Bürokratie. Wenige Wochen später sprang dem ehemaligen Schalker und Bielefelder dann die Kniescheibe heraus, was für ihn das vorzeitige Saisonaus bedeutete.

Ohne Czyborra schaffte sein Verein den direkten Wiederaufstieg, doch ob es auch für den Linksverteidiger in die Serie A geht, ist offen. Zuletzt wurden verschiedene deutsche Vereine mit einem Transfer des 24-Jährigen in Verbindung gebracht, auch wenn sich der gebürtige Berliner nach eigenen Angaben in Italien sehr gut eingelebt hat. Inzwischen habe er "sogar angefangen zu kochen. Am liebsten Pasta Genovese", gab der Mann aus der Jugend von Energie Cottbus im Bild-Interview bekannt. Na dann: Guten Appetit!

Frankreich: Neuer-Nachfolger in Monaco? – Volland auf Abstellgleis

Alexander Nübel & Kevin Volland (AS Monaco)

Als absolute Stammkraft stand Alexander Nübel in allen 38 Partien der Ligue 1 für die AS Monaco auf dem Feld. Dass die Monegassen ganze 58 Gegentore kassierten und am Ende zum ersten Mal seit langer Zeit die Qualifikation für das internationale Geschäfts verpassten, lag sicher nicht nur in der Verantwortung von Nübel. Doch der 26-Jährige ist im Fürstentum seit seiner Ankunft eine Reizfigur: Stark mit dem Ball am Fuß zeigt er immer wieder unerklärliche Aussetzer, die nicht selten auch Punkte kosteten.

Nach Ablauf der Leihe in wenigen Tagen wird Nübel, der vor zwei Jahren noch vom damaligen Trainer Niko Kovac an die Cote d'Azur geholt wurde, zunächst nach München zurückkehren. Ob er dort aber wirklich die Nachfolge von Manuel Neuer antreten wird, ist mehr als fraglich. Wahrscheinlicher ist derzeit der Wechsel zu einem ambitionierten europäischen Erstligisten.

Alexander Nübel (l.) und Kevin Volland (r.) im Trikot der AS Monaco.
Alexander Nübel (l.) und Kevin Volland (r.) im Trikot der AS Monaco.Profimedia

Ganz ähnlich sieht die Lage auch bei Stürmer Kevin Volland aus. Aufgrund zahlreicher Verletzungen kam der bullige Angreifer nur auf 17 Einsätze in der Ligue 1, in denen ihm sechs Torbeteiligungen gelangen. War er in den vergangenen Jahren stets gesetzt, konnte Volland in diesem Jahr nicht an seine Top-Form anknüpfen und gilt deshalb trotz Vertrags bis 2024 als Abgangskandidat bei den Monegassen. 

Zuletzt gab Volland in einem Interview an, seine Familie "ziehe es zurück nach Deutschland". Laut der Braunschweiger Zeitung bietet sich da eine Wiedervereinigung mit Niko Kovac an, der ihn bereits im Fürstentum trainierte. Ein Wechsel zum VfL Wolfsburg würde für den mittlerweile 30-Jährigen aus der Jugend von 1860 München allerdings – wie in Monte Carlo – den Verzicht auf europäischen Fußball in der kommenden Saison bedeuten.