"Le Classique" in Frankreich: PSG im Pokal bei Erzrivale Marseille unter Druck

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"Le Classique" in Frankreich: PSG im Pokal bei Erzrivale Marseille unter Druck

PSG-Trainer Christophe Galtier (l.) und Marseilles Igor Tudor wollen ins Viertelfinale der Coupe de France einziehen.
PSG-Trainer Christophe Galtier (l.) und Marseilles Igor Tudor wollen ins Viertelfinale der Coupe de France einziehen.Profimedia
Wenn sich Paris Saint-Germain und Olympique Marseille begegnen, ist Spektakel vorprogrammiert. Das größte Derby des Landes elektrisiert die Fans im bürgerlichen Paris, genauso wie im traditionell von der Arbeiterklasse geprägten Marseille. In diesem Jahr stehen sich OM und PSG im Achtelfinale der Coupe de France gegenüber, zudem warten in nicht einmal einer Woche die Münchener Bayern auf das Starensemble aus der französischen Hauptstadt.

Natürlich geht es am Mittwochabend für beide Teams um den Einzug ins Viertelfinale des französischen Pokals, doch für beide kommt das Spiel zu sehr unterschiedlichen Zeiten. Während Marseille sich komplett auf den Pokal und die Liga konzentrieren kann, nachdem man in der Gruppenphase der Champions League als Vierter ausgeschieden ist, ist der "Classique" für Paris Saint-Germain nur der Auftakt zu den Wochen der Wahrheit: Nach dem Spiel in Marseille am Mittwoch trifft man am Wochenende in der Liga auf die AS Monaco, bevor bereits am Valentinstag das Champions League-Hinspiel gegen den FC Bayern auf dem Programm steht.

Das Gastspiel in Marseille könnte daher die ideale Gelegenheit für die Hauptstädter sein, Selbstvertrauen aufzubauen. Verlassen können sie sich dabei auf die direkte Bilanz in der Coupe France, denn Paris hat erst ein einziges K.O.-Duell gegen den Rivalen von der Cote d'Azur verloren (zwölf Siege). Im Lager der Südfranzosen hofft man dagegen, dass sich die Geschichte vom 28. April 1991 wiederholt, als unter anderem ein gewisser Jean-Pierre Papin für die Marseillais traf.

Marseille seit 2020 auf Augenhöhe

War das Duell gegen den großen Rivalen aus dem Norden für Marseille seit dem Einstieg der Kataris bei PSG oft mit wenig Grund zum Feiern verbunden, hat sich seit der Corona-Zeit etwas an den Kräfteverhältnissen verschoben. Auch wenn der Hauptstadtklub durch die schier unbegrenzten finanziellen Möglichkeiten in der Favoritenrolle geblieben ist, hat sich Marseille mit einem richtungsweisenden 1:0-Sieg im Parc des Princes im Jahr 2020 Respekt verschafft. Mit viel fußballerischer Klasse und einer großen Portion Biss hat man es geschafft, Paris nach langer Abstinenz mal wieder zu schlagen.

Damals flogen mit Jordan Amavi und Dario Benedetto zwei Phocéens vom Platz, die in dieser Saison gar nicht mehr im Kader von Igor Tudor stehen (zusätzlich gab es übrigens drei Platzverweise gegen Layvin Kurzawa, Leandro Paredes und Neymar). Auch Anführer Alvaro Gonzalez spielt inzwischen nicht mehr in Marseille, doch an emotionalen Leadern fehlt es dem neunmaligen französischen Meister nicht: Mit Sead Kolasinac, Jordan Veretout oder Dimitri Payet hat die Mannschaft eine klare Hierarchie, für die auch Trainer Tudor steht.

Er hat es geschafft, trotz des unglücklichen Ausscheidens in der Champions League in letzter Sekunde eine stabile Mannschaft zu formen, die in der Ligue 1 auf Platz zwei liegt. In der aktuellen Saisonphase muss der kroatische Übungsleiter allerdings auf einige Stammkräfte verzichten, gerade in der Defensive wird es langsam eng: Eric Bailly, Leonardo Balerdi und Nuno Tavares fallen gegen PSG sicher aus, drei von fünf Positionen in der Fünferkette der Marseillais müssen also neu besetzt werden.

Da nicht alle Spieler eins zu eins ersetzt werden können, spekuliert die französische Sportzeitung "L'Equipe", dass Mittelfeldspieler Valentin Rongier als linker Mann in die Dreierkette rücken könnte. Für den 28-Jährigen, der sich seit seinem Wechsel aus Nantes unverzichtbar gemacht hat, wäre es kein komplett unbekanntes Terrain, hat er doch in den vergangenen Jahren einige Male auf der Linksverteidigerposition gespielt. 

In jedem Fall wird Olympique Marseille eine lange Serie brechen müssen, um PSG am Mittwochabend gefährlich zu werden. Seit dem 27. November 2011 haben die Männer aus der Provence nicht mehr im heimischen Stade Velodrome gegen die Pariser gewonnen, damals trafen Namen wie Loic Remy und Andre Ayew

Pokalschreck Paris vor entscheidenden Wochen

Historisch gesehen war Paris Saint-Germain auch vor dem Einstieg von Qatar Sports Investments eine erfolgreiche Pokalmannschaft und ist mit 14 Titeln Rekordpokalsieger in Frankreich. 2016 (4:2) und 2018 (3:0) gewann man die letzten Coupe de France-Duelle gegen OM deutlich, daher geht man sicherlich auch in der aktuellen Saison mit Selbstvertrauen in das Aufeinandertreffen mit dem Rivalen aus dem Süden.

Mit sechs Siegen, einem Unentschieden und zwei Niederlagen ist die Bilanz von PSG seit der WM-Pause nicht schlecht, aber auch alles andere als makellos. Zuletzt gewann man mit etwas Mühe gegen Montpellier und gegen Toulouse, davor gab es ein enttäuschendes 1:1 im Parc des Princes gegen Stade Reims.

Trainer Christophe Galtier, der seit Beginn der Saison am Ruder sitzt, weiß genau, dass jetzt die wichtigen Wochen beginnen - auch für ihn persönlich. Für seine Hauptstädter geht es darum, die Belastung und die Konzentration auf die wichtigen Spiele der kommenden Wochen zu verteilen. Böse formuliert kann Paris dabei im Velodrome nur verlieren: Wenn sie gewinnen, waren sie der klare Favorit und haben nur ihre Pflicht erledigt. Sollten sie ausscheiden, ist eines der Saisonziele verpasst und ein wichtiges Duell mit dem Erzrivalen verloren.

Auch personell gilt es für Galtier, die richtige Balance aus Professionalität und Belastungssteuerung zu finden: Während Kylian Mbappé verletzungsbedingt weiterhin keine Option ist, stehen die beiden Co-Stars Lionel Messi und Neymar im Kader für das Spiel am Mittwochabend. Dass sie in der Startformation stehen, gilt als sicher, während vor allem in der Defensive die Ausfälle von Nordi Mukiele und allen voran Presnel Kimpembe ins Gewicht fallen.

Ob Sergio Ramos und Marquinhos die Innenverteidigung bilden, oder der Coach doch auf den Portugiesen Danilo in der Zentrale baut, wird sich erst kurz vor Spielbeginn entscheiden. Und dann wären da noch die Fans, die aufgrund der großen Abneigung gegenüber Marseille harte Tacklings gegen die eigenen Starspieler befürchten. Sie fordern, Neymar und Messi gar nicht erst aufzustellen, um sie für die entscheidenden Duelle gegen die Bayern fit zu wissen. Unwahrscheinlich, dass Galtier vor diesem richtungsweisenden Spiel auf sie hört.