Das Sandplatz-Power-Ranking: Finaler Favoriten-Formcheck vor RolandGarros2023

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Das Sandplatz-Power-Ranking: Finaler Favoriten-Formcheck vor RolandGarros2023

Stefanos Tsitsipas (l.) und Novak Djokovic gehören auch 2023 wieder zu den Top-Favoriten.
Stefanos Tsitsipas (l.) und Novak Djokovic gehören auch 2023 wieder zu den Top-Favoriten.Profimedia
Erstmals seit seinem Debüt 2005 wird Rafael Nadal RolandGarros 2023 verpassen. Mit einer Bilanz von 112:3 Siegen wäre der Spanier trotz schwächelnder Form der Favorit gewesen. Traurig für den Tennissport, gut für alle anderen Tennisspieler, die ernsthafte Ambitionen auf einen Sieg bei den French Open hegen. In unserem finalen Sandplatz-Power-Ranking vor dem Asche-Höhepunkt der Saison präsentieren wir unsere 14 Favoriten.

10+1. Alexander Zverev

Das deutsche Sorgenkind ist nach wie vor nicht in der Form wie vor einem Jahr. In allen drei Masters-Turnieren auf Sand schaffte er es jeweils nur bis ins Achtelfinale und sieht sich selbst auf dem schwächsten Niveau seit einigen Jahren.

In Madrid wurde Zverev von Alcaraz überrannt.
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Was für Zverev spricht? Dass er es kann. Und, dass unserer Meinung nach gar nicht so viel zur Elite fehlt, wie er selbst kürzlich erklärte. Zu einem Aufeinandertreffen mit einem der Top-Spieler könnte es aufgrund des schlechtesten Rankings seit September 2016 früh kommen. In einem solchen Match wäre er gegen die Hauptfavoriten sicher erstmal Underdog. Sollte der 26-Jährigen jedoch einen der top-gestezten Spieler schlagen und das nötige Selbstbewusstsein tanken, könnte es auch bei diesen French Open weit gehen.

10. Aslan Karatsev

Karatsev hat seit seinem spektakulären Lauf in Madrid eine Pause eingelegt. Ab Dienstag muss der Russe tatsächlich erstmal in der Qualifikation ran, wo er aber immerhin auf 1 gesetzt ist. 

Vieles aus Karatsevs Spiel aus Madrid hat an das Tennis erinnert, mit dem der Russe bei den Australian Open 2021 ins Halbfinale gestürmt war. Das bisher beste Resultat in Paris ist Runde 2, ebenfalls in 2021.

Wir sind und sicher, dass er dieses Ergebnis in dieser Saison toppen wird und mindestens bis ins Achtelfinale kommt. Karatsev ist mit seiner Power ein unangenehmer Gegner für alle gesetzten Spieler. Wenn er einen guten Tag erwischt, kann er (fast) jeden schlagen. Nicht zuletzt hat er Medvedev vor weniger als vier Wochen in zwei Sätzen bei einem Masters 1000-Turnier ausgeschaltet.

9. Borna Coric

Nach dem Halbfinale in Madrid bestätigte Coric auch in Rom nochmals seine gute Form und drang erneut bis ins Viertelfinale vor. Der Kroate weiß in engen Spielen oft einen kühlen Kopf zu bewahren, hat eine der besten Rückhände auf der Tour und wirkt zudem deutlich verbessert bei seinem Aufschlagspiel.

Allerdings wurden ihm in Rom von Tsitsipas dann doch die Grenzen aufgezeigt. Zudem versagten dem 26-Jährigen bislang regelmäßig die Nerven auf der großen Bühne: Bei einem Grand Slam kam er in seiner gesamten Karriere noch nie über das Achtelfinale hinaus. In Roland Garros erreichte er dreimal die 3. Runde, dreimal war dann Schluss.

Coric war gegen Tsitsipas in Rom chancenlos
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In den letzten Wochen hat Coric durchaus eine gewisse Konstanz an den Tag gelegt, die man so nicht unbedingt von ihm kannte. Ähnlich wie Karatsev ist auch er ein gefährlicher Gegner, der beispielsweise in Madrid gegen Alcaraz lange sehr gut aussah. 

Für ganz nach oben wird es nicht reichen, doch Coric könnte bei diesen French Open immerhin erstmals unter die letzten acht kommen, wenn das Losglück und die Tagesform mitspielen.

8. Jan-Lennard Struff

Die deutsche Sensation hat sich nach Madrid eine Auszeit von der großen Bühne genommen und spielte letzte Woche in Bordeaux anstatt Rom. Dort verlor er als top-gesetzter Spieler sein Halbfinal-Match gegen Tomas Martin Etcheverry.

Ganz Tennis-Deutschland hofft natürlich darauf, dass "Struffi" dann ab nächster Woche genau daran anknüpft, womit er in Madrid aufgehört hat: dominante Schläge von der Grundlinie gegen die absolute Elite des Tennis.

Struffs Halbfinal-Match gegen Karatsev in Madrid.
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Es bleibt abzuwarten, ob Struff nochmals einen mental so anstrengenden Lauf bis ins Finale eines großen Turniers hinlegen kann. Wie kommt er mit dem Druck zurecht, die deutsche Nummer 1 bei einem Grand Slam zu sein? Trotz aller ungewissen Faktoren ist Struff wohl die größte deutsche Hoffnung in Paris.

7. Andrey Rublev

Der Sieger aus Monte-Carlo schien nach seinem ersten Sieg der 1000er-Kategorie der Name der Sandplatzsaison zu sein, auf den es ganz besonders zu achten gilt. Doch seit dem größten Erfolg in seiner Karriere ist es eher ruhig geworden um "Evryone's darling":  Es setzte Niederlagen gegen Dusan Lajovic im Finale der Srpska Open und in den Achtelfinals von Madrid und Rom gegen Karen Khachanov, beziehungsweise Yannick Hanfmann. Gegner, die ein Topfavorit auf den Sieg der French Open schlagen muss.

Es scheint, als wäre der Russe ein wenig ausgebrannt nach dem Meilenstein in Monte-Carlo. Oder will er seinen Formhöhepunkt für eben jene French Open aufsparen?

Rublev schlug Rune im Finale von Monte-Carlo.
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Aktuell ist die Form des 25-Jährigen schwierig einzuschätzen, gegen jeden aus der Top-6 unserer Liste wäre er wohl zunächst (leichter) Außenseiter. Sollte Rublev jedoch an die Form von April anknüpfen können, ist er ein ganz heißer Kandidat für das Halbfinale - und vielleicht sogar mehr.

6. Stefanos Tsitsipas

Solide, in den Matchen, die er dominiert, teilweise überragend - und am Ende ist doch immer irgendwer besser. Dieses Motiv scheint sich auch weiterhin durch die Karriere von Stefanos Tsitsipas zu ziehen wie ein roter Faden.

In Monte-Carlo war es Taylor Fritz (Viertelfinale), in Barcelona Alcaraz (Finale), in Madrid Struff (Halbfinale), in Rom dann Erzrivale Medvedev (Halbfinale). Mit Ausnahme von Alcaraz sind das Spieler, mit denen Tsitsipas für seine hohen Ansprüche eigentlich kein Problem auf Sand haben sollte. Eigentlich. 

Etwas scheint dem 24-Jährigen zu fehlen. Wir sind uns sicher, dass Tsitsipas es auch in diesem Jahr wieder weit in Roland Garros bringen wird, Tendenz: Habfinale. Doch fehlt uns die Fantasie, dass es ausgerechnet der Grieche ist, der sich am Ende zum Sieger krönt.

5. Casper Ruud

Der einzige "Newcomer" auf unserer Liste ist Casper Ruud. Nach einer Sandplatzsaison zum Vergessen mit für seine Verhältnisse frühen Niederlagen in Monte-Carlo, Barcelona und Madrid war in Rom doch eine deutliche Formsteigerung beim Norweger zu sehen. Bis ins Halbfinale drang er vor, schnappte dort Rune auch den 1. Satz weg und war im 2. Satz nur einen Punkt entfernt davon, zum Match-Gewinn aufzuschlagen.

Im weiteren Verlauf waren dann aber doch die Defizite zu sehen, die normalerweise untypisch für ihn sind und ihn aktuell vom Spot der Top-5-Favoriten trennen: Konstanz und Selbstvertrauen in den eigenen Schlägen.

Auch bei Ruud bleibt es abzuwarten, wie er seine Formkurve zeitlich abpasst. Kann er in Paris nochmals eine ordentliche Schippe drauflegen, ist für den Vorjahresfinalisten auch in diesem Jahr wieder alles, inklusive des Titels drin. Auch ein Aus vor dem Viertelfinale wäre aktuell jedoch keine Sensation.

4. Daniil Medvedev

Dass ausgerechnet Medvedev so weit oben in der Favoritenliste der French Open steht - damit hätten wohl viele selbst vor einigen Tagen nicht gerechnet. Doch Medvedev hat vor allem in Rom bewiesen, dass er ein Multi-Talent und anpassungsfähig ist. So könnte man ihn sogar noch weiter oben platzieren.

Daniil Medvedevs Reise in Rom.
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Auch bei ihm muss man schauen, wie er dieses mentale Hoch kurz vor Paris verarbeitet und ob er die Form bis dahin halten kann. Der Platz in Rom gilt zudem als etwas schneller, was Medvedevs Stil in die Karten spielt.

Fakt ist: Ein Medvedev in dieser Form ist unberechenbar und kann jeden schlagen. Sollte der Russe sich in einen Rausch spielen, kann er auch den Titel mit nach Hause nehmen.

3. Holger Rune

Zwar musste sich Holger Rune, wie schon zuvor im Monte-Carlo-Finale gegen Rublev, im Endspiel gegen Medvedev geschlagen geben. Doch sind es die konstant guten Leistungen, die uns vom jungen Dänen überzeugen, der von der Grundlinie phasenweise an eine junge Version von Djokovic erinnert.

Rune verlor im Finale von Rom gegen Medvedev.
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Stichwort Djokovic: Einer der größten Pluspunkte Runes ist es, dass er einer der wenigen Spieler ist, die der serbische Gladiator wahrscheinlich am liebsten komplett vermeiden würde. Im direkten Aufeinandertreffen steht es nämlich 2:1 für Rune, der Dreisatz-Sieg in Rom hätte auch genauso gut ein Zweisatzsieg sein können und die Dominanz, die der 20-Jährige auf dem Platz ausgestrahlt hatte, ließen den Serben phasenweise aussehen wie selten zuvor: hilflos.

Rune treibt zudem ein Riesenhunger auf große Gewinne: "Ich will in diesem Jahr einen Grand Slam gewinnen. Ich hoffe natürlich, dass ich es in Paris schon schaffen kann." Der Däne hat die Werkzeuge dazu, die Ambition und auch den Spirit. Wir sind uns sicher, dass Rune das Viertelfinale aus dem Vorjahr nochmals überbietet und in die Runde der letzten vier vormarschiert. Ab dort ist alles möglich.

2. Carlos Alcaraz

In einem breiten Favoritenfeld sticht ein Name in der bisherigen (Sandplatz)-Saison hervor: Carlos Alcaraz. Die Nummer 1 der Welt landete in Rom mit zwei Turniersiegen aus Barcelona und Madrid im Gepäck. Dann folge der Schock: Bereits in Runde 3 von Rom musste der Topfavorit die Koffer packen - glatt verlor er gegen Fabian Marozsan, zu dem Zeitpunkt Nummer 135 der Welt.

Alcaraz verlor in Rom völlig überraschend in Runde 3
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"Ich habe mich einfach nicht wohlgefühlt. Er hat mir das Gefühl gegeben, dass ich mich auf dem Platz nicht wohlfühle. Er war die ganze Zeit über aggressiv. Er hat die ganze Zeit an der Grundlinie gespielt. Es war schwer für mich, ins Spiel und in den Ballwechsel zu kommen. Ich habe eine Menge Fehler gemacht, die ich normalerweise nicht so oft mache", sagte ein ratloser Alcaraz nach der Partie.

Kürzlich ist er 20 Jahre alt geworden, ein solcher Ausreißer kann da schon einmal passieren. Er ist dennoch untypisch für den Spanier, der sich in den letzten Monaten eigentlich durch noch mehr Konstanz auszeichnete.

Die meisten hatten wohl damit gerechnet, dass Alcaraz auch in Rom gewinnt und damit als klarer Titelfavorit nach Paris reist. Nun steht da so ein kleines Fragezeichen. Kann ein solcher Schnitzer erneut passieren?

Wie wird sich Alcaraz gegen Djokovic schlagen? Seit Monaten wartet die Tennis-Welt gebannt auf ein Duell Djokovic gegen Alcaraz im Rahmen eines großen Turniers. Bei den French Open 2023 könnte es aufgrunddessen, dass Djokovic nur noch die Nummer 3 der Welt ist, sogar schon im Halbfinale zum Aufeinandertreffen kommen. Und wie verhält sich Alcaraz in kniffligen Spielen über drei Sätze?

1. Novak Djokovic

Da der Serbe der absolute Meister jener Dreisatz-Spiele ist - und sich in den letzten Wochen nach dem Knick von Alcaraz kein glasklarer Favorit herausgestellt hat, ist die Wahl auf Novak Djokovic als Hauptfavorit nur logisch. Trotz der Rune-Niederlage hat sich der 35-Jährige in Rom deutlich verbessert gezeigt. Es ist kein Geheimnis, dass er sein bestes Tennis in den so wichtigen Momenten auspackt - und im Zweifelsfall über sich hinauswachsen kann.

"Ich schätze meine Chancen bei Grand Slams in Best-of-Five-Matches stets gut ein - gegen jeden und egal auf welchem Belag", gab sich der "Djoker" auch nach der Niederage in Rom selbstbewusst.

Djokovic unterlag Rune in Rom in drei Sätzen.
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Djokovic ist mental der stärkste Spieler auf der Tour. Ihn in einem Slam zu schlagen, ist eine andere Sache, als in Rom, Madrid oder Barcelona. Aus unserer Top-10 ist lediglich Medvedev dieses Kunststück gelungen, ein einziges Mal. Djokovic ist nach dem Nadal-Aus unser Hauptfavorit auf den Titel bei den French Open. Es bleibt ein großes "aber". Bei den Australian Open 2023 war es ebenfalls Djokovic, der damals jedoch als haushoher Favorit ins Rennen ging und sich den Titel dann mit scheinbar spielender Leichtigkeit schnappte.

Wie wir in unserem Sandplatz-Power-Ranking vor RolandGarros 2023 jedoch mehrfach angedeutet haben, könnten die French Open in diesem Jahr das offenste und spannendste Major seit Jahren werden. Alle Spieler unserer Top-7 machen sich nicht unberechtigte Hoffnungen, am Ende des Turniers als strahlender Sieger hervorzugehen. Wir erwarten daher keine One-Man-Show von Djokovic, sondern einen offenen Kampf um die Nachfolge von Rafael Nadal. Spielerisch sind einige Kandidaten auf einem ähnlichen Level, doch wer kann es über 3 Sätze mental mit Djokovic aufnehmen?

RolandGarros 2023: Weitere Stars auf der Beaobachtungsliste

Drei weitere Namen wollen wir nicht unerwähnt lassen. Jannik Sinner gilt natürlich ebenso zum Kreis der Favoriten. Der Italiener fiel aber nach einem starken Beginn der Sandplatz-Saison in Monte-Carlo, als er erst im Halbfinale von Rune gestoppt wurde, etwas ab. Das Erreichen des Viertelfinals in Barcelona und des Achtelfinals in Rom werden Sinner nicht sonderlich zuversichtlich stimmen. Doch sollte er die richtige Form finden, ist auch mit ihm zu rechnen.

Sein bezwinger im Achtelfinale der Italian Open soll ebenfalls nicht auf unserer Liste fehlen. Francisco Cerundolo spielt aktuell wohl das Tennis seiner Karriere. Neben dem Sinner-Erfolg besiegte er in Monte-Carlo, wo genau wie in Rom im Viertelfinale Schluss war, auch Ruud in zwei Sätzen. Der Argentinier ist sicher kein Anwärter auf den Titel, aber könnte den ein oder anderen Favoriten durchaus überraschen.

Karen Khachanov ist dagegen kein unbeschriebenes Blatt. Doch auch er fliegt etwas unter dem Radar, hat doch kaum jemand auf dem Schirm, dass er zuletzt bei zwei Grand Slams in Folge im Halbfinale stand. In Paris will er den Hattrick perfekt machen oder sogar noch einen Schritt weitergehen.

Das Viertelfinale von Madrid war sein bestes Resultat der Sandplatz-Vorbereitung. Dort scheiterte er genau wie in Monte-Carlo am späteren Sieger. Den Russen darf man sicherlich nicht unterschätzen.

Khachanov unterlag in Monte-Carlo dem späteren Sieger Rublev.
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