Wachablösung in Wimbledon 2023: Der Triumph des Alcaraz und die Bedeutung für die GOAT-Debatte

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Wachablösung: Was der Alcaraz-Triumph für die GOAT-Debatte bedeutet

Carlos Alcaraz ist der neue Platzhirsch im Herren-Tennis.
Carlos Alcaraz ist der neue Platzhirsch im Herren-Tennis.AFP
2 and counting... Carlos Alcaraz ist mit seinem ersten Triumph in Wimbledon 2023 über Dominator Novak Djokovic endgültig in den Tennis-Olymp aufgestiegen. Mit seinen erst 20 Jahren ist er blutjung und hat die Zukunft vor sich. Wie viele Grand Slams kann der Spanier sammeln? Und warum der Sieg über Novak Djokovic im Endspiel des All England Clubs als eines der bedeutendsten Spiele des Sports in die Geschichtsbücher eingehen wird. Ein Kommentar von Heik Kölsch

Es war nicht nur die Tatsache, dass Carlos Alcaraz bei Wimbledon 2023 sein zweites Grand-Slam-Finale gewonnen hat - im wohl wichtigsten Turnier des Sports, gegen Novak Djokovic, in dessen Wohnzimmer in Wimbledon, auf dem wohl stärksten Belag des Serben.

Millionen von Menschen begeisterte noch viel mehr die Art und Weise, wie Alcaraz Ballwechsel dominierte, die schwierigen Punkte gewann, mehr als doppelt so viele Winner schlug oder in Big Points immer wieder eine Lösung fand, die Djokovic in die Knie zwang. Und vor allem: Wie er den "Djoker" auch mental in einem Grand-Slam-Finale über 5 Sätze zu zermürben wusste, wie kaum ein Zweiter. Genauer gesagt gelang dies einzig Andy Murray bei den US Open 2012.

Alcaraz etabliert sich als neue Macht im Tennis

Seit über einem Jahrzehnt wird nun die Debatte geführt, wer denn der beste Spieler aller Zeiten im Tennis ist. Novak Djokovic, Rafael Nadal oder Roger Federer? Geht man nach den Titeln, Erfolgen und der Aura der Dominanz, fällt es schwer, Argumente gegen einen Djokovic zu finden. Und das wird sich so schnell auch nicht ändern.

Mit Alcaraz hat der Sport nun jedoch einen neuen Star gefunden, der die Bühne im Tennis in den nächsten Jahren dominieren wird, wenn es die Gesundheit erlaubt. Sein aktueller Hauptrivale Djokovic wiederum ist mittlerweile 36 Jahre alt und wird nicht ewig um die großen Titel mitspielen können.

Des einen Freud ist des anderen Leid: Djokovic muss zusehen, wie Alcaraz seinen ersten Wimbledon-Triumph feiert.
Des einen Freud ist des anderen Leid: Djokovic muss zusehen, wie Alcaraz seinen ersten Wimbledon-Triumph feiert.AFP

Denkt man einen Schritt weiter, könnte Alcaraz schon sehr bald Grand Slams am Fließband sammeln. Denn schon jetzt ist der Mann aus El Palmar dem Rest der Konkurrenz um Meilen voraus. Wenn nicht einmal ein Djokovic in seiner Prime auf seinem besten Belag ihn stoppen kann. Wer soll es in den kommenden Jahren dann?

Match Centre des Wimbledon-Finals: Novak Djokovic vs. Carlos Alcaraz

Djokovic Prime: Wie ein guter Wein

Stichwort: Prime. Wenn ein Spieler in einer halben Saison die Australian Open und die French Open scheinbar mühelos gewinnt, und obendrein mit nur zwei verlorenen Sätzen ins Finale von Wimbledon spaziert, dann muss man sicher von einem Höhepunkt sprechen. Vor allem, wenn man sich die Entwicklung des Spiels von Novak Djokovic in den letzten Jahren ansieht.

Djokovic in Tränen
Djokovic in TränenAFP

Reifer, druckvoller, einfach unüberwindbar über drei Gewinnsätze - so schien Djokovic in dieser Saison scheinbar unaufhaltbar in Richtung Kalender-Grand-Slam zu marschieren. Ohne Zweifel ist der Djokovic aus 2023 die stärkste Ausgabe des 23-fachen Major-Gewinners, die wir je gesehen haben.

Wimbledon 2023 - die Wachablösung?

Gehen wir nun davon aus, Alcaraz stößt, hinsichtlich gewonnener Grand Slams, irgendwann in die Späheren eines Djokovics oder eines Nadals auf. Zwei Argumente würden stets gegen ihn als den besten Tennisspieler aller Zeiten sprechen.

Erstens, er wird es den Großteil seiner Karriere eben nicht mit den anderen Schwergewichten Djokovic, Nadal und Federer zu tun bekommen, die sich die großen Titel in den letzten zwei Jahrzehnten beinahe ausschließlich unter sich aufteilten.

Zweitens, Alcaraz hatte nie die Chance gegen einen Nadal oder einen Federer auf deren Höhepunkten zu spielen. Und bis zum Finale von Wimbledon 2023 hat er das einzig große Match gegen Djokovic, das Halbfinale von Roland Garros 2023, aufgrund von Krämpfen verloren.

Doch diesen zweiten Punkt hat er nun bereits widerlegt, auf höchst eindrucksvolle Art und Weise. Denn er hat den "Prime-Djokovic" in dessen "Wohnzimmer", dem Centre-Court von Wimbledon, in einem der vielleicht bedeutendsten Finals der Tennis-Geschichte geschlagen.

Die endgültige Wachablösung? Djokovic gratuliert Alcaraz
Die endgültige Wachablösung? Djokovic gratuliert AlcarazAFP

Alcaraz kann der GOAT werden!

Es waren nicht nur Djokovics Tränen, die diesen Triumph schon unmittelbar nach dem Match wie eine generelle Wachablösung im Herren-Tennis wirken ließen. Seit Jahren wartete die Tenniswelt darauf, dass einer der Youngsters des Sports einen der Big 3 in einem großen Finale schlägt. Wenn es darauf ankam, waren es am Ende doch immer ein Djokovic oder ein Nadal, die die großen Trophäen in die Höhe strecken durften und dem Gegner dennoch gute Perspektiven für die Zukunft in Aussicht stellten. Eine Zukunft, die scheinbar nie Realität werden würde. Dies hat sich mit dem heutigen Tag geändert.

Alcaraz während dem Wimbledon-Finale
Alcaraz während dem Wimbledon-FinaleAFP

Ich bin darüber hinaus fest davon überzeugt, dass dieser Sieg noch mehr bedeutet als nur die Wachablösung. Dieser historische Fünfsatz-Thriller wird Alcaraz und seinen Anhängern dazu dienen, eines Tages den Ruf des Spaniers als bester Tennis-Spieler aller Zeiten zu rechtfertigen, auch wenn er davon aktuell (noch) weit entfernt ist.

Hält man sich sein spektakuläres Spiel vor Augen, seine Dominanz auf dem Platz, die scheinbar unmöglichen Bälle, die er noch ins Feld bringt, die Freude, die er dem Sport bringt, und die Verzweiflung, die er ins Gesicht eines Novak Djokovics trieb. Eine Verzweiflung, die vielleicht nie zuvor in dieser Form gesehen wurde.

Dann wird klar, dass Alcaraz das Potenzial dazu hat, die Errungenschaften der Top 3 sogar nochmals zu überbieten.

Ein Kommentar von Senior Editor Heik Kölsch
Ein Kommentar von Senior Editor Heik KölschFlashscore