Milwaukee: Auch ohne Middleton der Favorit
Als die Milwaukee Bucks 2021 zum zweiten Mal in der Historie die NBA-Finals gewannen, war Khris Middleton zentraler Baustein der Spielidee von Mike Budenholzer. Nach Giannis Antetokounmpo sammelte er die meisten Punkte, durchschnittlich stand er in den Playoffs 40,1 Minuten pro Spiel auf dem Court.
2023 machten die Bucks erneut gute Figur, mauserten sich neben Denver und Boston zu den großen Titelfavoriten. Auf Middleton kann Budenholzer aber nicht zählen. Verletzungsbedingt verpasste der 31-Jährige 49 Partien in der Regular Season. In der Serie gegen die Miami Heat wird er noch keine entscheidende Rolle spielen.
Ins Training – welches von Grayson Allen und Brook Lopez als extrem intensiv beschrieben wurde – konnte er erst am Donnerstag einsteigen. Gegen Miami sollte Middletons Absenz noch kein Problem darstellen – im weiteren Saisonverlauf werden sein Tempo und seine Fähigkeit, geduldig den eigenen Korb zu verteidigen, dringend benötigt werden.
Ihren Gegner in der ersten Runde kennen die Bucks erst seit wenigen Stunden. Miami zählt zu den großen Enttäuschungen dieser Spielzeit. In der Pre-Season noch als Mitfavorit auf die Finals gehandelt, stürzte das Team aus Florida tief ab und sicherte sich nur knapp den 8-Seed.
Headcoach Budenholzer erschwert das die Vorbereitung nicht. Seit Jahren betont er gebetsmühlenartig, dass er sein Team nicht auf den kommenden Gegner vorbereitet, sondern sich auf die Fähigkeiten im eigenen Kader und die eigene Spielidee konzentriere. Das kommt ihm angesichts des dichten Terminkalenders immer wieder zugute.
Überragender Mann bei Milwaukee ist selbstverständlich “The Greek Freak”. Giannis ist der wohl kompletteste Spieler der Liga. Andere Superstars wie Doncic und Jokic weisen erhebliche Schwächen in der Defensive auf. Den Griechen zeichnet neben seiner starken Physis und hohen Spielintelligenz auch sein Verteidigungsverhalten aus. Nicht umsonst stehen die Bucks im Defensivrating ganz vorne.
Im Januar gelang ihm ein Karrierehoch, als er gegen die Washington Wizards 55 Punkte sammelte. Verletzt war Antetokounmpo ebenfalls kaum. Die zentrale Frage für die Heat wird also sein: Wie verteidigen wir Giannis?
Miami: Wie bekommt man Giannis in den Griff?
In der Regular Season trafen Milwaukee und Miami viermal aufeinander. Auf den ersten Blick macht es den Eindruck, als hätten die Heat die Duelle gut überstanden, zweimal konnten sie gewinnen. Antetokounmpo spielte aber nur in einem Duell für längere Zeit mit und sicherte sich dabei sofort ein Triple-Double (35/15/11). Die Bucks gewannen ungefährdet 123:115.
Double Team funktioniert gegen Antetokounmpo nur bedingt. Er weiß, welchen Pass er spielen muss, um die freien Räume zu nutzen und einen Mitspieler in Szene zu setzen.
Erik Spoelstra hat in der Vergangenheit bewiesen, das richtige Gegenmittel für Giannis parat zu haben. Mithilfe großer Flügelspieler wie Jae Crowder (heute bei den Bucks) oder PJ Tucker (bei den 76ers) und dem sich auf den Flügel orientierten Bam Adebayo schaffte er es regelmäßig, ihn unter Kontrolle zu halten. Im Jahr 2023 fehlt Spoelstra dafür das richtige Material. Und selbst mit dieser bewährten Strategie konnte Spoelstra 20/21 ein 0:4 in der ersten Playoff-Runde nicht verhindern.
Vieles hängt aktuell von Jimmy Butler ab. Vielleicht zu viel. Mit 31 Punkten war er gegen die Bulls erneut der entscheidende Faktor. Wenn man bedenkt, dass Milwaukee nicht nur in der Spitze, sondern auch in der Breite einen starken Cast besitzt – sieht es verdammt düster um den dreifachen NBA-Champions aus.
Spoelstra möchte den Kopf noch nicht in den Sand stecken: “Offensichtlich war dieses Jahr kein perfektes. Aber eines weiß ich über die Jungs in der Kabine. In den letzten 48 Stunden waren sie verdammt motiviert und fokussiert. Sie sind bereit für diese verdammte Sache.” Gemeint sind natürlich die Playoffs.
Zum Match-Center: Bucks vs. Heat
Voraussichtliche Line-ups:
Milwaukee Bucks: Jrue Holiday (PG), Grayson Allen (SG), Bobby Portis (SF), Giannis Antetokounmpo (PF), Brook Lopez (C)
Miami Heat: Kyle Lowry (PG), Tyler Herro (SG), Jimmy Butler (SF), Kevin Love (PF), Bam Adebayo (C)
Flashscore-Prognose: Bucks eine Nummer zu groß
Die Heat stehen vor einem echten Problem. Jimmy Butler kann das Team nicht allein retten. Allmählich stellt sich die Frage, ob man sich nicht besser auf einen Rebuild vorbereiten sollte. Die Postseason wird für Miami ein kurzes Vergnügen werden. 4:1 für die Bucks.