Bundesliga: Keine Angst vor den Wölfen - FC Bayern hat Winterschlaf beendet

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Bundesliga: Keine Angst vor den Wölfen - FC Bayern hat Winterschlaf beendet

Aktualisiert
Die Bayern setzen zum nächsten Höhenflug an
Die Bayern setzen zum nächsten Höhenflug anAFP
Am Sonntag (17:30 Uhr, live auf DAZN und in der Flashscore-Audioreportage) reist der FC Bayern München zum VfL Wolfsburg. Aus Sicht der Gäste ein enorm wichtiges Spiel. Nachdem die Tabellenführung am Samstag vorläufig an Union abgegeben wurde, soll ein Erfolg gegen die Wölfe von Niko Kovac wieder gute Stimmung verbreiten. Nach dem geglückten Auftritt im DFB-Pokal-Achtelfinale ist die Brust schon mal etwas breiter geworden.

Es fehlt nicht mehr viel, bis der FC Bayern wieder der FC Bayern ist - und die restliche Bundesliga mit übertriebener Dominanz zum Wahnsinn treibt. Unter der Woche hat man beim FCB ordentlich Selbstvertrauen getankt. Nun gilt es in der Bundesliga gegen die Wölfe (live in der Flashscore-Audioreportage) nachzulegen.

Neuzugang Joao Cancelo bereitete den ersten Treffer beim 4:0-Pokalerfolg gegen Mainz 05 mit einer butterweichen Flanke vor. Der portugiesische Außenverteidiger ist ein Weltklassespieler und könnte zu einem wichtigen Puzzlestück im System von Julian Nagelsmann werden. Am Mittwoch setzte er nicht – wie gewohnt – auf eine 4-2-3-1-, sondern auf eine 3-4-2-1-Formation. Auf links agierte Davies als Schienenspieler, rechts übernahm diese Aufgabe der prominente Neuzugang. Dank Cancelos technischer Fertigkeiten, seiner Athletik und seinem durch 154 Einsätze unter Pep Guardiola bestens geschulten taktischem Verständnis wirkte der FC Bayern im DFB-Pokal wieder wie eine europäische Spitzenmannschaft. Im neuen Kalenderjahr 2023 war das nur phasenweise der Fall.

Nach dem 4:0-Erfolg gegen Mainz hat sich die Stimmung in München stark verbessert
Nach dem 4:0-Erfolg gegen Mainz hat sich die Stimmung in München stark verbessertAFP

In der Bundesliga reichte es dreimal nur zu einem 1:1. Zu Nagelsmanns Verteidigung sei erwähnt: Die Gegner hätten einfachere sein können. RB Leipzig spielt unter Marco Rose konstant auf hohem Niveau. Köln kam mit dem Selbstvertrauen eines 7:1-Erfolgs in die Allianz Arena. Eintracht Frankfurt gilt ohnehin als einer der “sexiesten” Vereine in Europa, wie es Max-Berater Volker Struth ausdrückte.

Der Sieg gegen den FSV Mainz 05 gab viel neuen Auftrieb
Der Sieg gegen den FSV Mainz 05 gab viel neuen AuftriebFlashscore

Ändert alles nichts daran, dass ein Unentschieden bei den Münchenern noch nie als Erfolgserlebnis galt. Egal, ob der Gegner aus Unterhaching, Bochum, Leipzig oder Madrid kam. Dementsprechend spekulierte der deutsche Boulevard bereits, dass Julian Nagelsmann als Bayern-Coach angezählt sei. Thomas Tuchel stünde als Nachfolger ebenso bereit, wie Pochettino oder Jogi Löw, schmückten Bild und Co. die Erzählung weiter aus.

Tatsächlich wirkte der Bayern-Vorstand in den abgelaufenen Tagen nicht perfekt aufeinander abgestimmt. Die Causa Gnabry schlug hohe Wellen. Dass sich Torwarttrainer Toni Tapalovic nach seiner Entlassung einen neuen Arbeitgeber suchen muss, heizte die Debatte um Manuel Neuer erneut an. Zur Erinnerung: Neuer hatte sich bei einer missglückten Skitour den Unterschenkel gebrochen. Dementsprechend waren die ersten zwei Wochen des Wintertransferfensters fast exklusiv für die Torhüterfrage beim FCB reserviert. Nübel wollte in Monaco bleiben, weil – wie der “Kicker” berichtete – sein Verhältnis zu Tapalovic angespannt war, er außerdem keine Lust hatte, nach Neuers Rückkehr wieder auf die Ersatzbank degradiert zu werden.

Gut gekleidet, aber nach seinem Paris-Ausflug nur für die Ersatzbank vorgesehen: Serge Gnabry
Gut gekleidet, aber nach seinem Paris-Ausflug nur für die Ersatzbank vorgesehen: Serge GnabryAFP

Yann Sommer hatte zwischenzeitlich abgesagt. Mönchengladbach wollte ihn nicht ziehen lassen. Gerüchte um die WM-Helden Martinez, Livakovic und Bono wurden laut – bis sich die Borussia und die Bayern doch noch einigen konnten. 8 Millionen Euro Ablöse mussten gezahlt werden. Eine ganze Stange Geld für einen 34-jährigen Tormann, der bei seinem Verein nur mehr ein halbes Jahr Vertrag hatte. Ausgezahlt hat sich die Investition trotzdem. Denn eines steht bereits fest: Der Schweizer verfügte über genügend Erfahrung und Qualität, um sich ansatzlos in eine Spitzenmannschaft wie dem FC Bayern einzufügen und die nervenaufreibenden Debatten mit gelassener Körpersprache und guter Leistung zu beenden. Wäre nach den wochenlangen Spekulationen ein Tormann mit weniger Prominenz oder Erfahrung gekommen, hätte sich dieser schon in einem seiner ersten Einsätze grobe Patzer geleistet – müsste sich Fußball-Deutschland wohl weiterhin an der Torhüterfrage in München aufreiben.

Spekulationen rund um den FC Bayern erfreuen sich bei deutschen Moderatoren und Kommentatoren traditionell großer Beliebtheit. Dass die mediale Berichterstattung oft auch Störfeuer beinhaltet – weiß man beim sechsfachen Champions-League-Sieger bestens. Man erinnere sich bloß an die Amtszeit von Niko Kovac in München. Wie der Deutsch-Kroate mittlerweile eindrucksvoll bewiesen hat, endete Kovac’ Engagement beim Stern des Südens nicht aufgrund fehlenden taktischen Verständnisses. Sondern, weil er die medialen Hebel nicht richtig zu betätigen wusste. Thomas Müller ließ er phasenweise auf der Ersatzbank schmoren. Ein No-Go, mit dem er sich an der Säbener Straße keine Freunde machte. Nagelsmann soll vor kurzem eine ähnliche Erfahrung gemacht haben - ein Glück für ihn, dass Müller mit Wunderkind Jamal Musiala bestens harmoniert. Schon im ersten Aufeinandertreffen zwischen dem VfL und dem FCB (Runde zwei, 2:0-Heimerfolg für Bayern) trafen beide jeweils einmal. 

Damals, im August 2022, hoffte Kovac noch, der statt Wimmer ins Spiel gebrachte Max Kruse könnte die Wende bringen. Ja, tatsächlich, Kruse! Ein Zeichen dafür, dass Kovac erst allmählich erkennen musste, welche Spieler auf dem Weg zum Erfolg zu echten Stützen werden sollten. Dass sich Wolfsburg vom Abstiegskandidaten klammheimlich zum Europacup-Anwärter verbesserte, polierte den nach Kovac' Entlassung in München 2019 arg in Misskredit geratenen Status wieder auf. Würde die Formkurve nicht klar für die Bayern sprechen, könnte man guten Gewissens behaupten: jetzt hat Kovac Gelegenheit, auch den Bayern zu beweisen, ein Top-Trainer zu sein.

Niko Kovac musste sich zuletzt für zwei Niederlagen verantworten - alles in allem verrichtet er in Wolfsburg aber ausgezeichnete Arbeit
Niko Kovac musste sich zuletzt für zwei Niederlagen verantworten - alles in allem verrichtet er in Wolfsburg aber ausgezeichnete ArbeitAFP

In den jüngsten Duellen setzte er auf Jonas Wind, der dänische Mittelstürmer dankt es mit gnadenloser Effizienz. In neun Einsätzen für die Wölfe erzielte er bislang vier Tore – obwohl laut Expected-Goal-Modell von ihm lediglich 1,5 Treffer zu erwarten gewesen wären. Besonders gut harmonierte er mit Patrick Wimmer. Wind agiert als Wandspieler, welcher mit seiner Körpergröße von 1,90 Metern die gegnerischen Innenverteidiger auf Distanz hält, der aber auch Qualitäten als Ballverteiler besitzt. Davon profitiert Wimmer enorm, er sticht gerne in die sich auftuenden Lücken. Wegen einer Oberschenkelverletzung hatte Kovac lange Zeit auf den Dänen verzichten müssen, mittlerweile dürfte er Lukas Nmecha nachhaltig aus der Sturmspitze verdrängt haben.

Nicht, dass Nmecha kein guter Fußballer wäre – doch als klassischer Mittelstürmer bringt Jonas Wind höhere Qualitäten mit. Laut fbref.com findet nur rund ein Drittel von Nmechas Schüssen den Weg auf das Tor – bei Jonas Wind werden 50 % der Abschlüsse zur Herausforderung für den gegnerischen Torhüter. Kovac forciert zudem ein laufintensives und frühes Pressing. Stürmer, die bereit sind, nach hinten mitzuarbeiten, erfreuen sich in derartigen Systemen logischerweise großer Beliebtheit. Wind entscheidet sich im Zweifelsfall eher dafür, hinten auszuhelfen, Nmecha eher dafür, in der Angriffszone zu bleiben und auf eine Umschaltsituation zu lauern. Für den 23-jährigen Deutschen spricht sein enormes Tempo und seine Qualität im Eins-gegen-Eins.

Viele Tore, eine mannschaftsdienliche Spielweise: Jonas Wind nimmt bei den Wölfen eine essentielle Rolle ein
Viele Tore, eine mannschaftsdienliche Spielweise: Jonas Wind nimmt bei den Wölfen eine essentielle Rolle einProfimedia

Es deutet vieles darauf hin, dass Lukas Nmecha – sobald er sich von seinem Patellasehnenanriss erholt hat – eher ein Mann für die Außenbahn als das Sturmzentrum sein wird. Noch ist nicht bekannt, wann er ins Mannschaftstraining zurückgekehrt. Für das Spiel am Sonntag steht er nicht zur Verfügung, so viel steht fest. Torhüter Casteels war wegen einer Erkältung zuletzt fraglich. Im DFB-Pokal durfte sich Pavao Pervan als Nummer eins beweisen. Nicht zur vollen Zufriedenheit seines Trainers: "Gegen die Bayern braucht man ein Quäntchen Glück und einen absolut guten Keeper", so Kovac auf der Abschluss-Pressekonferenz. Was übersetzt bedeutet, dass Koen Casteels wieder den Wolfsburger Kasten hüten wird.

Wer jenen der Bayern am Sonntag vor unliebsamen Gegentreffer schützen soll, wissen wir auch bereits. Die Liste der rekonvaleszenten FCB-Spieler ist lang, neben Neuers Ausfall mussten auch jene von Lucas Hernandez, Mazraoui, Sarr und Mane hingenommen werden. Letztgenannter darf seit dieser Woche wieder mit Ball am Fuß trainieren. Einem Bericht der "Bild" zufolge haben außerdem Dayot Upamecano (Adduktoren) und Eric-Maxim Choupo-Moting (Magen-Darm-Infekt) kurzfristig absagen müssen.

Mögliche Aufstellungen

VfL Wolfsburg (4-1-4-1):

Casteels - Baku, Bornauw, Van de Ven, Otavio - Arnold - Wimmer, Gerhardt, Svanberg, Marmoush - Wind

FC Bayern München (3-4-2-1):

Sommer - Pavard, Upamecano, Blind - Cancelo, Kimmich, Gravenberch, Davies - Sané, Musiala - Müller