Bundesliga Rückrundenvorschau 3: Wer krönt sich zum Vizemeister?

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Bundesliga Rückrundenvorschau 3: Wer krönt sich zum Vizemeister?

Bundesliga Rückrundenvorschau 3: Wer krönt sich zum Vizemeister?
Bundesliga Rückrundenvorschau 3: Wer krönt sich zum Vizemeister?Profimedia
Zugegeben: eine unfaire Überschrift. Doch seien wir uns ehrlich, die Bayern werden auch in der Saison 2022/23 unschlagbar sein. Seit Jahren beißt sich die Konkurrenz in den Hintern und die Zähne aus. Letzten Endes lautet die spannendste Frage in der deutschen Bundesliga: Wer wird Vizemeister? Wer darf sich für ein Jahr mit der Ehre schmücken, als zweitbeste Mannschaft Deutschlands zu gelten? In unserem letzten Teil der Rückrundenvorschau werfen wir einen Blick auf die sechs bestplatzierten Teams.

Borussia Dortmund

Trainingslager: Marbella (Spanien)

Testspielbilanz: 5 Siege, 0 Unentschieden, 2 Niederlagen - Tordifferenz  25:9

Testspielgegner: Lion City (7:2), Johor DT (4:1), Vietnam (1:2), Rapid Bukarest (2:1), Fiorentina (0:2), Düsseldorf (5:1), FC Basel (6:0)

Winter-Neuzugänge Stand 19. Januar: Julian Ryerson (Union Berlin)

Winter-Abgänge Stand 19. Januar: keine

Was aus den Klopp-Jahren geblieben ist? Zwei deutsche Meistertitel, die Sehnsucht nach Gegenpressing, und eine enorm breite Brust. Hundertprozentig anknüpfen konnte noch kein Nachfolger an die einstigen Leistungen. Thomas Tuchel hätte das Zeug gehabt, um in Klopps gigantische Fußstapfen zu treten. Ein Anschlag auf den BVB-Mannschaftsbus im April 2014 und die anschließend rasche Neuansetzung des Spiels gegen Monaco ließ jedoch alte Konflikte aufkochen. Der als schwierig geltende Tuchel und die als schwierig geltende Vereinsführung kamen auf keinen grünen Zweig mehr.

Peter Bosz kam mit dem Versprechen gnadenlosen Offensivfußballs nach Dortmund - und hinterließ eine brüchige Defensive. 43 Gegentore in 24 Spielen, ein magerer Punkteschnitt von 1,25 pro Spiel. Interims-Nachfolger Stöger war Liebling des Boulevards, brachte aber nicht das nötige taktische Rüstzeug für einen Spitzenverein mit. Lucien Favres Vorstellung von erfolgreichem Fußball entsprach nicht dem Dortmunder Selbstverständnis, Marco Rose fand nicht den richtigen Umgang mit der Gelben Wand. Ja, Dortmund - kein einfaches Pflaster für einen Cheftrainer.

Dass Edin Terzić trotz wenig Berufserfahrung mit einem langfristigen Vertrag bis 2025 ausgestattet wurde, der Unmut im Fanlager sich trotz nur Platz sechs nach 15 Runden und einem Zitteraufstieg ins Champions-League-Achtelfinale eher verhalten äußert, liegt an Terzić' Verbundenheit zum Verein. 2010 kam er als Juniorentrainer in den Pott, seitdem arbeitete er sich kontinuierlich nach oben. Der Deutsch-Kroate, so möchte man meinen, hat die Vereins-DNA in sich aufgesaugt. Die nackten Zahlen geben ein anderes Bild ab. In der Hinrunde wurden nur 25 Treffer erzielt - was nicht an der mangelnden Chancenverwertung liegt, laut xG-Statistik hätte man lediglich 1,63 Treffer mehr erwarten dürfen. Die Übeltäter halten sich anderswo auf: durch Standardsituationen etwa wurden erst 30 Chancen kreiert - der fünftschlechteste Wert der Liga.

Hoffnung, dass sich die Leistungen mit Ende der Winterpause bessern, haben die Dortmunder Fans jede Menge. Einerseits, weil - von der schwierigen Spielzeit 14/15 abgesehen - man noch immer irgendwie den Sprung unter die besten Vier geschafft hat. Andererseits, weil Terzić im Sturmzentrum nicht länger nur die Wahl zwischen einem 17-jährigen, ebenso talentierten wie unerfahrenen Moukoko und Brecher Modeste hat - sondern Sébastien Haller nach leidvoller Hodenkrebs-Erkrankung wieder voll im Saft steht. Haller kombiniert Spielstärke mit einem ausgeprägten und viel körperlicher Wucht. Im Testspiel gegen den FC Basel zeigte er mit einem Hattrick innerhalb von sieben Minuten auf.

Der Trainer von Haller heißt nicht Felix Magath
Der Trainer von Haller heißt nicht Felix MagathProfimedia

Am 16. Spieltag trifft der BVB auf den FC Augsburg. Ein giftiger Gegner, der mit klassischen Fußball-Tugenden wie Zweikampfstärke, Lufthoheit oder Heißblütigkeit für Qualitäten steht, die auch die Dortmunder einst ausgezeichnet haben - mit den zunehmenden Erfolgen aber von einer gewissen Schöngeistigkeit vertrieben wurden. Insbesondere die jungen Talente zeichneten sich nicht immer durch eine geradlinige Spielweise aus. Mats Hummels traf womöglich den Nagel auf den Kopf: "Manchmal ist der einfache 20-Meter-Rückpass die beste Lösung, auch wenn das nicht auf Social Media kommt." Was garantiert auf Social Media kommt, sind gewonnene Titel - und die erreicht man in der Regel nicht durch Pirouetten und Übersteiger - sondern durch harte Arbeit und dem unbedingten Willen, sich voll in den Dienst der Mannschaft zu stellen.

Flashscore-Prognose: Noch ist es dem BVB immer gelungen, sich unter die Top vier zu mogeln. Mit dem Meistertitel hat man im Revier nicht viel zu schaffen. Dank eines Hallers in Topform wird man sich aber souverän Platz drei krallen.

Union Berlin

Trainingslager: Campoamor (Spanien)

Testspielbilanz: 6 Siege, 0 Unentschieden, 0 Niederlagen - Tordifferenz 17:5

Testspielgegner: Hansa Rostock (2:0), St. Gallen (4:1), St. Pauli (3:2), FC Augsburg (1:0 und 4:1), MŠK Žilina (3:1)

Winter-Neuzugänge Stand 19. Januar: Jérôme Roussillon (Wolfsburg)

Winter-Abgänge Stand 19. Januar: Julian Ryerson (Borussia Dortmund), Fabio Schneider (Greifswalder FC), Tymoteusz Puchacz (Panathinaikos), Laurenz Dehl (Viktoria Berlin)

Union Berlin um Trainer Urs Fischer ritt zu Saisonbeginn auf einer Welle der Euphorie. Sicherlich waren die Eisernen die größte Überraschung der Hinrunde. Am sechsten Spieltag wurde die Tabellenspitze übernommen, diese gab man bis zum 13. Spieltag nicht mehr aus der Hand. Man spielte sich in dieser Zeit regelrecht in einen Rausch, schlug Leipzig 2:1 und den BVB 2:0, trotze sogar den großen Bayern ein Unentschieden ab. Und auch gegen die etwas kleineren Gegner der Liga konnte man überzeugen. Auf Schalke fertigte man die Knappen mit 6:1 ab, das Stadtderby gegen die Hertha entschied man am ersten Spieltag souverän mit 3:1 für sich.

Eines muss klargestellt werden: Union präsentierte sich in dieser Zeit weniger stark, als es die Punkteausbeute vermuten ließ. Statistisch gesehen wies Union nicht die Werte eines Tabellenführers auf - und weist auch jetzt nicht die Werte eines Tabellenfünften auf: die schlechteste Passquote der Liga, am zweitwenigsten Ballbesitz, die zweitwenigsten gewonnenen Zweikämpfe. Aber: die meisten gepfiffenen Fouls ligaweit. Tabellenführer ist Union auch nach 15 Spieltagen, wenn es um die absolvierte Laufdistanz geht.

Was uns dieses Datenmaterial sagen will? Union spielt nicht den ansehnlichsten Fußball, dafür aber unglaublich effektiv. Untermauert wird das durch die xG-Statistik. Union hat in dieser Saison 24 Treffer erzielt, statistisch erwartbar wären nur 15 gewesen. Keine andere Mannschaft präsentiert sich so effizient wie die Ost-Berliner. Auch Expected Points wurden berechnet: Union steht bei 27 Punkten, laut Statistik wären 19 erwartbar gewesen. Das entspräche Platz zehn in der aktuellen Tabelle.

Urs Fischer hat seine Spieler fest im Blick
Urs Fischer hat seine Spieler fest im BlickProfimedia

Reines Jonglieren mit Zahlen? Wohl doch etwas mehr, nämlich der Hinweis, dass diese Überleistung allmählich vergeht. Wie auch die Schlussphase der Hinrunde bewies. Man blieb in der Liga dreimal in Folge sieglos, verlor dabei krachend gegen Leverkusen (0:5) und Freiburg (1:4). Urs Fischer legte in der Vorbereitung den Fokus auf die Defensive - obwohl diese zu Saisonbeginn noch als Prunkstück angesehen wurde. Dem Vernehmen nach ließ der Schweizer neben der gefühlt in Stein gemeißelten Fünferkette auch die Viererkette trainieren - um taktisch variabler zu werden.

Flashscore-Prognose: In einen erneuten Rausch wird sich Union nicht spielen. Am Ende könnte es eng werden mit einem Platz in Europa.

Eintracht Frankfurt

Trainingslager: Dubai (Vereinigte Arabische Emirate)

Testspielbilanz: 3 Siege, 2 Unentschieden, 2 Niederlagen - Tordifferenz 17:13

Testspielgegner: Urawa Red Diamonds (2:4), Gamba Osaka (1:2), Sandhausen (5:1), Atalanta Bergamo (2:2), RB Leipzig (4:2), Lech Posen (1:0 und 2:2) 

Winter-Neuzugänge Stand 19. Januar: Paxten Aaronson (Philadelphia), Simon Simoni (FK Dinamo), Nacho Ferri (Nachwuchs)

Winter-Abgänge Stand 19. Januar: Jérôme Onguéné (RB Salzburg)

Üblicherweise beginnt eine Saison von Eintracht Frankfurt mit einer Schwächephase, vielen Sorgen und einem Rundschau-Artikel der das Wörtchen "Krise" beinhaltet. Das war 2022/23 nicht viel anders, obwohl es nach dem sensationellen Triumph in der Europa League genügend Anlass zu Optimismus gab. Als Joshua Kimmich mit einem frechen Freistoß nur fünf Minuten nach Saisonbeginn das 1:0 für den FC Bayern erzielte, als die Anzeigetafel eine 1:6-Heimniederlage ankündigte, als man zwei Wochen später auch gegen Hertha und Köln nicht gewinnen konnte - war es wieder so weit. Das Wunder vom Main schien vorbei zu sein. Heute wissen wir: nein, ist es nicht. Vielleicht hat es überhaupt erst begonnen. 

In Lissabon gelang der Aufstieg ins Champions-League-Achtelfinale. Das Tempo, mit dem die Hessen die erteilten Lektionen verinnerlichten, war beeindruckend. Im Waldstadion fertigte Sporting die SGE 3:0 ab, am letzten Spieltag wurde ein Rückstand zur Halbzeit in einen 2:1-Sieg umgewandelt. Oliver Glasner brachte zur Halbzeit Sebastian Rode ins Spiel, der Kapitän lieferte die Leistung seines Lebens ab. Im Achtelfinale wartet nun der italienische Tabellenführer aus Neapel. Ermöglicht wurde das unglaubliche Jahr 2022 durch eine exzellente Scouting-Abteilung. Der mittlerweile zu Watford abgewanderte Ben Manga setzte sich unter anderem für die Verpflichtungen von Evan N'Dicka oder Randal Kolo Muani ein. Letztgenannter hatte dank enormer Explosivität entscheidenden Anteil am Fast-Comeback Frankreichs im WM-Finale. 

Randal Kolo Muani hat sich ins Rampenlicht gespielt
Randal Kolo Muani hat sich ins Rampenlicht gespieltProfimedia

Mangas Abgang ist bitter, ließ Gerüchte laut werden, er hätte sich mit Markus Krösche zerstritten. Reine Spekulation? Womöglich. Jedenfalls nahm Manga zwar einige Mitarbeiter mit, hinterließ aber auch viel Fachwissen und neue Strukturen in Frankfurt/Main. Der Kader hingegen blieb auch während der Transferperiode beisammen. Das Achtelfinale gegen Napoli möchte niemand verpassen. Die FC Bayern sollen mit einem Angebot für Kevin Trapp ebenso abgeblitzt sein wie Manchester United mit einer Offerte für Kolo Muani. Ob Krösche auch ein utopisches Gebot im dreistelligen Millionenbereich ablehnen würde, fragte Sky nach: "Ja, das ist so! (...) Wir haben klar gesagt, dass wir keinen Leistungsträger verkaufen wollen. Dafür gibt es keinen Grund. Das bleibt auch so." Was der Grund ist? Vielleicht, dass man Platz zwei angreifen möchte? Oder gar Platz eins?

Flashscore-Prognose: Enges Renne mit Freiburg um Platz vier - am Ende haben die Adler knapp das Nachsehen. 

RB Leipzig

Trainingslager: Abu Dhabi (Vereinigte Arabische Emirate)

Testspielbilanz: 3 Siege, 0 Unentschieden, 1 Niederlage - Tordifferenz 14:5

Testspielgegner: Radomiak Radom (6:0), AC Horsens (2:1), Eintracht Frankfurt (2:4), Mladá Boleslav (4:0)

Winter-Neuzugänge Stand 19. Januar: Örjan Nyland (vereinslos)

Winter-Abgänge Stand 19. JanuarHugo Novoa (FC Basel)

Auf einen schwachen Saisonstart unter Domenico Tedesco folgten zunächst schwankende Leistungen dessen Nachfolger Marco Rose. Doch inzwischen hat sich Leipzig hervorragend gefangen, Beständigkeit bewiesen und steuert mit Bestimmtheit auf die Champions-League-Ränge zu. Gegen Ende des abgelaufenen Kalenderjahres startete man eine Serie von 13 Pflichtspielen ohne Niederlage. Sogar Real Madrid wurde mit einer 3:2-Pleite zurück nach Spanien geschickt.

Als Tabellendritter besteht natürlich weiterhin eine gewisse Scheu, von der Meisterschaft zu sprechen. Wenngleich man mit einem Sieg gegen die Bayern zum Jahresauftakt auf drei Zähler verkürzen könnte. Problematisch bleibt in dieser Saison weiterhin das Auftreten auf fremdem Boden. Auswärts stehen neun Punkte aus acht Spielen zu Buche. Durch Siege in Bremen und Hoffenheim wertete man aber auch diese Statistik etwas auf.

Wenn Nkunku am Boden liegt, bekommen Bullen-Fans in der Regel einen Herzstillstand
Wenn Nkunku am Boden liegt, bekommen Bullen-Fans in der Regel einen HerzstillstandProfimedia

Aus der WM-Pause bringt man einige Verletzte mit. So fehlt Leipzigs Toptorjäger Christopher Nkunku noch mehrere Wochen. Auch Timo Werner ist nach seinem Syndesmosebandriss nicht im Spielrhythmus. Gegen die Bayern gilt zumindest als Alternative. Gleichwohl ist Leipzigs Kader ähnlich breit aufgestellt, wie der eines echten Spitzenteams. In der Offensive hat Rose die Qual der Wahl: mit Forsberg, Olmo und Szoboszlai befinden sich drei Klassespieler im Aufgebot, die als Vorarbeiter großartige Arbeit leisten, vor dem Tor aber keineswegs eiskalte Vollstrecker sind. Angesichts der Verletzungen von Nkunku und Werner stellt sich die simple Frage: Wer übernimmt jetzt das Toreschießen? Drittbester Schütze im Team mit drei Saisontoren ist Abwehrchef Willi Orban. Ob die große Stunde von André Silva schlägt?

Flashscore-Prognose: Marco Rose und RB, das passt bislang wie die Faust aufs Auge. Für den Angriff nach ganz vorn reicht es nicht, aber Platz zwei und damit die souveräne CL-Qualifikation ist möglich, da Dortmund die gewünschte Konstanz vermissen lässt.

SC Freiburg

Trainingslager: Sotogrande (Spanien)

Testspielbilanz: 3 Siege, 2 Unentschieden, 0 Niederlagen - Tordifferenz 15:9

Testspielgegner: Luzern (2:2), Karlsruher SC (3:2), Young Boys Bern (1:1), FC Basel (3:2), HSV (6:2)

Winter-Neuzugänge Stand 19. JanuarKenneth Schmidt (Nachwuchs)

Winter-Abgänge Stand 19. Januar: Kevin Schade (Brentford), Keven Schlotterbeck (Bochum), Hugo Siquet (Cercle Brügge)

Die sonnigste Stadt Deutschlands: Freiburg. Epizentrum des Mittelstands, des Grauburgunders, der Gemütlichkeit.  Es lässt sich gut leben im Schwarzwald. Das wissen mittlerweile auch viele Bundesligaspieler. Vincenzo Grifo hat ohne Zweifel das nötige Talent, um im internationalen Spitzenfußball mitzuhalten. Auf die Qualitäten des Deutsch-Italieners möchte auch Roberto Mancini nicht mehr verzichten. Das Talent hätte ausgereicht, um sich bei Gladbach oder Hoffenheim durchzusetzen. Doch Grifo ist ein sensibler Spieler, der sich in seinem Umfeld wohlfühlen muss, um Top-Leistungen zu erbringen. 87 seiner 95 Scorerpunkte sammelte er im Breisgau. Er ist das perfekte Beispiel für den Freiburger Weg - Kontinuität, Stabilität, Bodenständigkeit. Für diese Werte steht der Sportclub, für diese Werte steht Christian Streich.

Der ebenso kauzige wie erfolgreiche Cheftrainer weiß, wie er seine Spieler anfassen muss, um sie zu Höchstleistungen anzutreiben. Darüber ist sich Grifo etwa vollkommen im Klaren. Gegenüber Sport Bild schilderte er die großen menschlichen Qualitäten und den fußballerischen Sachverstand seines Vorgesetzten: "Sein Anspruch ist es, immer einen draufzusetzen. Für mich zählt Christian Streich zu den Allergrößten im Fußball. Warum sind Ronaldo und Messi die besten Spieler? Weil sie sich nie zurücklehnen, immer besser sein wollen. Genau das trifft auch auf Christian Streich als Trainer zu. (...) Er hat bei mir deutlich mehr rausgeholt, als es andere gemacht haben. Und nicht nur bei mir. Mit welcher Energie er jeden Spieler Tag für Tag besser macht, ist außergewöhnlich."

Kevin Schade zeigte in Freiburg sein Können - und bringt dem SC womöglich 25 Millionen Euro Ablöse ein
Kevin Schade zeigte in Freiburg sein Können - und bringt dem SC womöglich 25 Millionen Euro Ablöse einProfimedia

Kein Zufall also, dass junge Spieler wie Matthias Ginter, Nico Schlotterbeck oder neuerdings Kevin Schade hier ihre ersten Gehversuche als Fußballprofis machten. Kein Zufall, dass empfindliche Spieler wie Petersen, Grifo oder Flekken hier Top-Leistungen erbringen oder erbracht haben, sich anderswo den großen Stars unterordnen mussten. Christian Streich ist seit über 27 Jahren im Verein aktiv. Während Uli Hoeneß wutentbrannt im Doppelpass-Studio angreift, um für die WM in Katar zu lobbyieren, verliert Streich kein positives Wort über moralisch fragwürdige Praktiken, im Gegenteil: häufig nutzt er Pressekonferenzen, um auf Missstände aufmerksam zu machen. Starallüren sind Tabu in diesem Verein. Fußball-Nostalgiker kommen in Freiburg voll auf ihre Kosten.

Nach 15 Spieltagen hält sich Streich' Truppe sensationell auf Platz zwei. Zum ersten Mal in der Vereinshistorie scheint die Qualifikation für die Champions League in Reichweite zu sein. Gegnerische Trainer und Spieler zollen den Breisgauern mittlerweile unheimlich viel Respekt. Man ist sich einig: Was beim SC entstanden ist, ist längst nicht mehr Mittelstand. Klammheimlich, über viele Jahre hinweg, ist hier eine Spitzenmannschaft aufgeblüht. Dank verloren geglaubter Werte wie Bodenständigkeit, Fleiß und Herzlichkeit.

Flashscore-Prognose: Das Orakel sagt: Freiburg landet auf Platz vier. Der Erfolg in der (nicht zu Ende gespielten) Hinrunde war kein Zufall, Leistungsträger im klassischen Sinne sind keine abhandengekommen. Die WM-Pause hat der im November schon etwas müde gewordenen Stammabwehr um Günter, Lienhart und Ginter bestimmt gutgetan.

FC Bayern

Trainingslager: Doha (Katar)

Testspielbilanz: 0 Siege, 1 Unentschieden, 0 Niederlagen - Tordifferenz 4:4

Testspielgegner: RB Salzburg (4:4)

Winter-Neuzugänge Stand 19. Januar: Yann Sommer (Mönchengladbach), Daley Blind (Ajax Amsterdam), Arijon Ibrahimovic (Nachwuchs)

Winter-Abgänge Stand 19. Januar: keine

Das Jahr 2022 war nicht das Jahr von Thomas Müller - seinen Humor hat der Raumdeuter trotz Horror-WM und Herbstkrise mit den Bayern aber nie verloren. Egal, ob mit Comedian Joko Winterscheidt oder Bayern-Spielerin Sarah Zadrazil, nur zu gerne teilt Müller private Momente aus seinem Leben mit YouTube und Instagram. Ein Traum für Journalisten und Fans, doch auch gefundenes Fressen für gelernte Neider und Kritiker. Wenn es nicht läuft bei Müller, kriechen die Experten schnell aus ihren Löchern. Nachdem Müller nicht seinen Rücktritt von der Nationalmannschaft erklärt hatte, befand Lothar Matthäus, der 33-Jährige sei "in der Spitze falsch aufgehoben". Als die Bayern im Hebst vier Spiele in Folge sieglos blieben, war auch Mario Basler mit einem unbarmherzigen Kommentar zur Stelle: "Ein Thomas Müller, der völlig aus der Form ist – raus mit dem!"

Beim Trainingslager in Doha nahm sich Müller viel Zeit für die Fans
Beim Trainingslager in Doha nahm sich Müller viel Zeit für die FansProfimedia

Kritik, die den Routinier mittlerweile kaltlässt. Obwohl in seiner Spielweise schon immer höchst unkonventionell, obwohl keine der klassischen Positionen hundertprozentig zu ihm passt - Müller folgte seinem Pfad, unbeirrt von gerechtfertigten oder ungerechtfertigten Beanstandungen. Trotz angeblicher technischer Mängel wurde er Torschützenkönig der WM 2010, vier Jahre später Weltmeister, zweimal Champions-League-Sieger, elfmal deutscher Meister. In 641 Pflichtspielen für die Bayern erzielte er 230 Treffer, gab 249 Vorlagen. Zum Vergleich: von erwähntem Basler sind lediglich 119 Pflichtspieltore dokumentiert.

Fakt ist auch, dass Müller immer älter wird, nicht mehr dieselbe Qualität auf den Rasen bringt wie im Champions-League-Halbfinale 2013, als er den katalanischen FCB beinahe eigenhändig aus dem Bewerb schoss. Der nur zwei Jahre ältere Nagelsmann weiß um die Qualitäten der Vereinslegende, ebenso um dessen Status in München. Thomas Müller nicht ins System zu integrieren, ihn angesichts der starken Konkurrenz komplett außen vorzulassen, käme einer Majestätsbeleidigung gleich. Stammplatzgarantie gibt es trotzdem keine.

Auf der Neuner-Position ist Choupo-Moting mittlerweile unverzichtbar. Auf den Außenbahnen herrscht dichtes Gedränge, mit Mané, Gnabry, Sané und Coman duellieren sich gleich vier Weltklasse-Spieler um zwei offene Plätze. Jamal Musiala müsste auf der Spielmacher-Position eigentlich gesetzt sein, die Dynamik und das Durchsetzungspotenzial des deutschen Riesentalents hat Müller nicht mehr. Die Frage, die sich Nagelsmann stellen muss: gibt sich Thomas Müller mit einer Jokerrolle zufrieden? Falls ja, kann er gerade in engen Spielen eine unheimlich gefährliche Waffe von der Bank kommen lassen. Falls nein - kann man sich sicher sein, dass Müller in jedem Training Vollgas geben wird, um seinem Coach zu zeigen: Ich bin in der Spitze absolut richtig aufgehoben.

Flashscore-Prognose: Ach, da war ja was! Doch nicht alles Müller hier. Also: üblicherweise erlauben sich die Bayern exakt ein Formtief pro Saison. Das hatten sie bereits. Julian Nagelsmann weiß mittlerweile, dass eine falsche Neun an der Säbener Straße nichts verloren hat. Er hat aus seinen Fehlern gelernt, das 4-2-3-1 verspricht Dominanz über den gesamten Platz verteilt. Bei der Achtelfinalauslosung hatten die Bayern ordentlich Pech - es gibt schwächere Teams als PSG. Sollte Nagelsmanns Truppe schon in der Runde der letzten 16 ausscheiden, wird man mit viel Wut in den Bauch und ohne echte Probleme Titel Nummer 33 verzeichnen.