Zweifelsohne: Luke Littler ist ein Genie, sobald er den Oche betritt. Mit gerade einmal 18 Jahren hat der Engländer so gut wie alles erreicht, was es zu erreichen gibt.
Im Vorjahr krönte er sich zum jüngsten Darts-Weltmeister aller Zeiten, nachdem er im Jahr zuvor im Finale an Luke Humphries gescheitert war. Bereits 2024 feierte er den Gewinn der Premier League. Zudem belegt er in der Order Of Merit seit November den ersten Platz. Viele Fans trauen dem Jungstar zu, dass er im Verlaufe seiner Karriere Phil Taylor als Rekord-Champion ablösen wird.

War er insbesondere bei seinem sensationellen Debüt vor zwei Jahren noch der große Liebling im Ally Pally, droht die Stimmung bei den Anhängern langsam zu kippen. Bei seinem 4:2-Sieg gegen den früheren Weltmeister Rob Cross wurde er von den anwesenden Zuschauern immer wieder durch Störgeräusche aus der Ruhe gebracht.
"Danke, dass ihr gebuht habt"
Nach seinem vergleichsweise mühevollen Weiterkommen ließ sich der Teenager im Interview mit Sky Sport zu einer Wutrede hinreißen: "Das juckt mich nicht. Ich will eines sagen: Ihr zahlt für Tickets – ihr zahlt also mein Preisgeld. Danke für mein Geld. Danke, dass ihr gebuht habt. Come on!"
Er sei vom Verhalten der Fans überrascht gewesen, sagte Littler später bei der Pressekonferenz. "Es ist, wie es ist. Sie wollten, dass der Favorit rausfliegt", stellte The Nuke fest: "Ich musste einfach meinen Job machen."
Tatsächlich ging der Spott im Anschluss in den Sozialen Medien ungebremst weiter. Fotomontagen zeigten Littler mit einem Gehörschutz – eine Reminiszenz an Gerwyn Price. Der Waliser versuchte sich mithilfe dieses Utensils im Duell mit Gabriel Clemens von den Buhrufen der Fans abzuschotten. Vergeblich.
Der "Bösewicht" schärft sein Profil
Stattdessen sorgte er für einen ebenso skurrilen wie denkwürdigen Augenblick in der WM-Geschichte. Einer dieser Momente eben, die der Londoner Alexandra Palace liebt. Das Publikum möchte unterhalten werden. Weichgespülte Stars und medien-geschulte Perfektion sind nicht im Sinne dieser Sportart.
Angesichts seines unglaublichen Talents drohte Littler, früh all seine Ecken und Kanten zu verlieren. Die Gefahr ist abgewendet, mit seinen bissigen Kommentaren hat er nun auch seine menschliche Seite gezeigt. Der britische Guardian stellte sogar vergnügt fest, dass sein Wandel "zum Bösewicht vollzogen" sei: "Für die restlichen drei Spiele muss der junge Titelverteidiger alleine durchkommen."
Jede gute Heldengeschichte benötigt seine Höhen und Tiefen. Und so muss sich Littler ab dem Viertelfinale nicht nur gegen seine Konkurrenz durchsetzen – sondern auch mit der Stimmung im Ally Pally. Sein nächster Gegner ist der Pole Krzysztof Ratajski.
