Die HSV-Testspiele im Überblick:
Rückblick: Wenige Minuten vom Wiederaufstieg entfernt
Es war ein Schlag ins Gesicht für alle Fans des Hamburger Sportverein. Als am 34. Spieltag der Schlusspfiff in Sandhausen erklang und der Sieg gesichert war, wartete man nur noch sehnsüchtig darauf, dass bei der Konkurrenz in Form von Heidenheim dasselbe geschah. Würde der 1. FCH nur maximal einen Punkt holen, wäre der Ex-Dino zurück im deutschen Oberhaus.
Doch bevor das dortige Spiel, das zum Zeitpunkt des Abpfiffs noch 1:2 stand, beendet war, gratulierte der Stadionsprecher in Sandhausen bereits den HSV-Fans. Euphorie, Jubel, Ekstase – alle standen auf dem Rasen, jedoch viel zu früh. Im Parallelspiel gab es rekordverdächtige 15 Minuten Nachspielzeit und damit die Chance für Heidenheim, gegen erschöpfte Regensburger das Wunder zu schaffen.
Als es bei 90+3 dann den Ausgleich per Elfmeter durch Beste gab, zitterten bereits alle vor dem TV-Gerät oder beim Public Viewing – 12 Minuten Zeit, um hier noch den Aufstieg der Rothosen zu verhindern. Dies wurde dann perfektioniert in 90+9 durch Goalgetter Tim Kleindienst. Der HSV hatte sein Bestes gegeben und wurde doch nicht belohnt. In der Relegation fehlte dann sichtlich die Energie, die Enttäuschung wog schwer und bereits im Gastspiel bei den Stuttgartern war die Messe halbwegs gelesen.
Das sechste Jahr in der zweiten Bundesliga war damit besiegelt, doch dieses Mal wird nicht alles umgestoßen, was aufgebaut wurde. Die Hamburger setzen weiterhin auf das Gespann Walter und Boldt, konnten mit Ludovit Reis und Robert Glatzel wichtige Leistungsträger halten und außerdem namenhafte Verstärkungen verzeichnen – dieses Jahr geht’s aufs Ganze.
Die Chemie stimmt einfach
Das Volksparkfestival zum Auftakt in die neue Zweitliga-Saison war ein voller Erfolg. Trotz des typischen „Hamburger Schietwetters“ pilgerten 7000 Fans zum Gelände des legendären Stadions und feierten mit der Mannschaft. Dabei zeigte sich, dass die Neuzugänge direkt ins Mannschaftsgefüge integriert wurden und auf menschlicher Ebene eine Einheit besteht.
Ein großes Problem, das schon seit Jahren durch hohe Volatilität im Kader und viele Trainerwechsel zur chronischen Krankheit geworden ist scheint damit, Stand jetzt, gelöst zu sein. Ein Immanuel Pherai rappt im strömenden Regen seine liebsten US-Tracks, Jonas Meffert brüllt zusammen mit den Fans schräg seine Guilty-Pleasure-Songs und alle haben eine Menge Spaß.
Dieser sollte direkt in den Saison-Auftakt übertragen werden, um in dieser zweiten Liga ein Zeichen zu setzen. Man hat durch die angesammelte Erfahrung, die Beständigkeit im Trainer-Team, den qualitativ hochwertigen Kader und den Rückhalt der Fans beste Möglichkeiten, um den Durchmarsch zu bewerkstelligen.
"Die Gier ist riesengroß", es wird "ein geiles Gefühl"
Wenn man sich auf einen Spieler verlassen konnte, dann war es zumindest in der Offensive Robert Glatzel. Der Rothosen-Stürmer setzte mit seinem Verbleib im Norden ein Zeichen, dass dieses Jahr alles besser wird, vergangene Saison steuerte er 19 Tore und 7 Assists bei. Auch er ist trotz der Vorbereitung, welche von den Ergebnissen her nicht viel zu bieten hatte, überzeugt von der kommenden Saison: „Am Freitag geht es bei null los. Fest steht, dass wir gute Neuzugänge bekommen haben. Die Jungs haben sich super integriert und wir haben mit ihnen viel Qualität dazugewonnen.“ – so seine Worte in der Medienrunde des HSV.
Auch dem Goalgetter liegt der 34. Spieltag der vergangenen Saison noch schwer auf dem Magen: "Die Gier, unser Ziel zu erreichen, ist riesengroß. Es war eine Riesenenttäuschung, in der letzten Saison nicht aufgestiegen zu sein. Es hat sehr wehgetan, zweimal in Folge Dritter zu werden. Wir wollen alles daran setzen, dass das nicht noch einmal passiert. Wir hatten in Sandhausen für ein paar Minuten das Gefühl, aufgestiegen zu sein. Das war unglaublich und dieses Gefühl möchte ich wieder haben - und zwar in der Form, dass es dieses Mal Wirklichkeit ist."
Die Motivation des Stürmers ist groß und zieht auch sein Team mit, sein persönliches Ziel aber sei es seine "Torquote noch weiter zu verbessern" - bei 26 Scorer-Punkten in der Vorsaison ein mutiges Ziel und vielleicht genau die Zielstrebigkeit, die am Ende zum Aufstieg führt.
Fazit:
Aus den letzten Jahren haben die Hamburger einiges an Erfahrung mitgenommen, die Enttäuschungen wurden verarbeitet und in Spielstärke auf den Platz umgewandelt. Nun sind sie von allen Favoriten auf den Aufstieg in die erste Liga das Team mit dem wohl stärksten Kader und der meisten Ruhe innerhalb des Clubs.
Das Duo aus Boldt und Walter sorgt für die Kontinuität, die der HSV seit Jahren sucht und muss nur noch die letzten Meter besser gestalten. Schaffen es die Rothosen, auch ihren gefürchteten Schlussspurt zu meistern, wird ihnen kein Gegner mehr im Weg stehen können.
Natürlich ist es bitter für den Verein, dass zum Saisonauftakt gegen Schalke mit Ludovit Reis und Sebastian Schonlau zwei Leistungsträger fehlen werden, aber hier zeigt sich dann direkt, ob die nötige Kadertiefe kreiert werden konnte. Für einen Schonlau kann sowohl Ramos als auch Ambrosius auf hohem Niveau mithalten, Ludovit Reis kann von Pherai oder Öztunali vertreten werden. Gelingt ihnen der geplante Traumstart, könnte es für die HSV-Fans auch endlich die heiß ersehnte Traum-Saison werden.
Zum Match-Centre: Hamburger SV vs. FC Schalke 04
Alle Transfers in der Übersicht:
Neuzugänge:
Immanuel Pherai (Eintracht Braunschweig, 750.000 Euro), Levin Öztunali (Union Berlin, Ablösefrei), Guilherme Ramos (Arminia Bielefeld, Ablösefrei), Dennis Hadzikadunic (FK Rostov, Leihe), Ignace Van der Brempt (RB Salzburg, Leihe), Daouda Beleme (HSV II, hochgezogen), Tom Sanne (HSV U19, hochgezogen), Nicolas Oliveira (HSV II, hochgezogen), Stephan Ambrosius (KSC, Rückkehr von Leihe), Marko Johansson (VFL Bochum, Rückkehr von Leihe)
Abgänge:
Maximilian Rohr (SC Paderborn, 500.000 Euro), Filip Bilbija (SC Paderborn, 500.000 Euro), Sonny Kittel (Rakow, Ablösefrei), Robin Meißner (Dynamo Dresden, Ablösefrei), Xavier Amaechi (1. FC Magdeburg, Ablösefrei), Daouda Beleme (FC Ingolstadt, Leihe), Leo Oppermann (Arminia Bielefeld, Leihe), Javi Monteiro (Besiktas Istanbul, Leih-Ende), Noah Katterbach (1. FC Köln, Leih-Ende)