"Kein Zufall": Baumann macht Schalke vom Beinahe-Absteiger zum Herbstmeister

Baumann macht Schalke vom Beinahe-Absteiger zum Herbstmeister
Baumann macht Schalke vom Beinahe-Absteiger zum HerbstmeisterFoto von SEBASTIAN EL-SAQQA / FIRO SPORTPHOTO / DPA PICTURE-ALLIANCE VIA AFP

Frank Baumann hat Schalke 04 in kürzester Zeit vom Beinahe-Absteiger zum Zweitliga-Herbstmeister gemacht.

Frank Baumann hat den Widerstand aufgegeben. "Ich würde nicht widersprechen, wenn wir als Aufstiegskandidat betitelt werden", sagt der Sportvorstand von Schalke 04, der aus dem Beinahe-Absteiger in einem halben Jahr den Herbstmeister der zweiten Liga gemacht hat. Aber, und da bleibt sich der unaufgeregte Ex-Nationalspieler treu, "es gibt eben auch noch sieben, acht andere".

Allerdings steht niemand so gut da wie der Traditionsverein, dem im Frühjahr noch der Absturz in die Drittklassigkeit drohte. Mit einem Sieg am Sonntag (13.30 Uhr/Sky) zum Hinrundenabschluss bei Eintracht Braunschweig könnten die Königsblauen auf 40 Punkte kommen - eine Marke, die zuletzt ausgerechnet die Niedersachsen vor 13 Jahren erreichten.

"Kein Zufall, dass wir oben sind"

In kürzester Zeit ist Baumann ein eindrucksvoller Wiederaufbau gelungen: Aus dem verunsicherten Team, das von den eigenen Fans verhöhnt wurde, ist eine stabile Einheit geworden, die mit der besten Defensive der Vereinsgeschichte beinahe unschlagbar geworden ist. Wie schnell das ging, hat auch den langjährigen Bremer überrascht. "Es ist kein Zufall, dass wir oben sind", sagt Baumann, aber "dass wir so viele Punkte geholt haben, ist überhaupt nicht selbstverständlich".

Das Erfolgsrezept? Vor allem bei der Auswahl des Trainers schaute Baumann nach den vielen Fehlschlägen der Schalker in den vergangenen Jahren ganz genau hin. Vor allem, weil die Qualitätsunterschiede zwischen den Zweitligisten deutlich geringer sind als in der Bundesliga, und es deshalb noch mehr auf den richtigen Coach ankommt.

Muslic passt wie die Faust aufs Auge

Miron Muslic, für den der hochverschuldete Traditionsklub sogar eine Ablösesumme zahlte, macht in dieser "Trainer-Liga" bisher den Unterschied. "Er hat vom ersten Tag an keine Ausreden gesucht, sehr viel eingefordert, einen sehr klaren Plan mit der Mannschaft besprochen, den in jeder Trainingseinheit, in jeder Videoanalyse gut vermittelt", lobt Baumann. Das Ergebnis: Sein Team spielt nicht den schönsten, aber den effektivsten Fußball der Liga.

Die zuletzt so enttäuschten Fans sehen "bedingungslosen Einsatz, absoluten Willen" - und das zerrüttete Verhältnis ist nicht nur gekittet, sondern so gut wie lange nicht mehr. Die 62.000 Zuschauer in der Arena sind keine Belastung mehr, sondern wieder ein enormer Motivationsschub.

Hinzu kommt, dass Baumann - anders als seine zahlreichen Vorgänger der letzten Jahre - genau die Spieler holte, die in den Malocher-Fußball von Muslic passten. Die die vogelwilde Defensive stabilisierten, die aber auch eine neue Führungsachse bildeten. Nicht nur die fußballerischen Qualitäten hatte der neue Sportchef im Blick, auch die Charaktere - es sollten möglichst unterschiedliche Typen sein.

Kaderplanung noch nicht abgeschlossen

Nach nur einer Transferperiode hat Baumann den idealen Kader noch nicht zusammen, viel Geld geht derzeit noch an Spieler, die nicht zum Muslic-Fußball passen. Gerne würde er schon im Winter den ein oder anderen gegen einen Neuen eintauschen, der nicht nur "in den nächsten sechs Monaten", sondern auch "mittel- und langfristig" weiterhilft. Den Vorwurf, auf dem Transfermarkt zu defensiv zu sein, weist er zurück: "Wir sind schon im Sommer ins Risiko gegangen, im siebenstelligen Bereich über dem Budget."

Man wolle "ruhig, sachlich und nüchtern" bleiben, auch wenn die Fans "euphorisch" seien. Und nach zahlreichen Verletzungen kämen auch "interne Neuverpflichtungen" im neuen Jahr hinzu. Ob er sich manchmal wünsche, dass jetzt schon Mai wäre, wird Baumann gefragt. Er sei "im Hier und Jetzt", antwortet er - und außerdem "ist es für den Mai wirklich noch zu kalt".

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