Schalke 04 "hat begonnen, an einem Strang zu ziehen": Tomas Kalas im Interview

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Schalke 04 "hat begonnen, an einem Strang zu ziehen": Tomas Kalas im Interview

Tomas Kalas spielt seit Saisonbeginn für Schalke 04.
Tomas Kalas spielt seit Saisonbeginn für Schalke 04.Profimedia
Erst wenige Monate steht der tschechische Abwehrspieler Tomas Kalas beim FC Schalke 04 unter Vertrag. In dieser kurzen Zeit hat der 30-Jährige aber schon einige Dinge erlebt. Eine Trainerentlassung, protestierende Fans und Abstiegskampf statt Aufstiegseuphorie: In Gelsenkirchen wir es nie langweilig. Immerhin verabschiedete sich der Traditionsverein mit sieben Punkten aus den letzten drei Spielern in die Winterpause. "Wir haben ein bisschen Wiedergutmachung betrieben", seufzte Kalas im exklusiven Interview mit Flashcore News.

Das Ende des Herbstes hat dich sicher gefreut. Wie kommt es, dass es bei Schalke 04 plötzlich so gut läuft?

"Das ist schwer zu sagen. Ich möchte das nicht an ein oder zwei Dingen festmachen. Es ist eher so, dass sich alles irgendwie zusammengefügt hat. Das Wichtigste war, dass die gesamte Mannschaft begonnen hat, an einem Strang zu ziehen. Plötzlich sieht man da ein Team und nicht elf Individualisten."

Schalke blieb vor der Weihnachtspause drei Spiele in Folge ungeschlagen.
Schalke blieb vor der Weihnachtspause drei Spiele in Folge ungeschlagen.Flashscore

Ist Weihnachten dadurch ein bisschen fröhlicher geworden? 

"Ich habe ein Interview gegeben, ich glaube vor der zwölften Runde. Da wurde ich gefragt, wie es ist, gegen den Abstieg zu spielen und ob ich mir Sorgen mache. Ich habe geantwortet, dass wir nicht um den Klassenerhalt spielen werden. Denn mit unserer Kader-Qualität wäre das ein gigantischer Misserfolg. Natürlich ist es nicht angenehm, wo wir in der Tabelle stehen. Aber ich mache mir keine Sorgen. Wir müssen den Blick nach vorwärts richten. Für mich ist die Hauptsache, dass ich in der Mannschaft Fortschritte erkenne."

Du stehst in Deutschland unter Vertrag, also können Sie eine kurze Winterpause einlegen. Aus England kennst du das anders. Genießt du die Feiertage ohne Fußball?

"Ich verbringe die Tage bei einem Freund in Bristol, deshalb war ich am Freitag doch bei einem Spiel (lacht). Auf Schalke haben wir 15 Tage frei, davon muss ich aber an acht Tagen laufen gehen. Es fing mit sechs Kilometern an, am nächsten Tag waren es acht. Ich weiß nicht, wie es weitergehen wird. Ich konzentriere mich immer auf den nächsten Tag."

Du wirst dir also zu Weihnachten ein Spiel ansehen? 

"Genau. Bristol City spielt am 26. Dezember zuhause und 29. auswärts. Und dann reise ich am Neujahrstag nach Deutschland, weil wir am zweiten Januar in ein Trainingslager fahren."

Kalas glaubt noch an den Aufstieg

Tomas Kalas ist optimistisch.
Tomas Kalas ist optimistisch.Opta by StatsPerform/Profimedia

Aus persönlicher Sicht musst du glücklich sein. Du bist Stammspieler bei Schalke, hast auch schon ein Tor geschossen. Wie bewertest du den Herbst?

"Es hat eine Weile gedauert, bis sich alles eingependelt hat. Schalke hat mich nach Ablauf meines Vertrags aus England geholt. Letztes Jahr habe ich nur acht Spiele gemacht! Ich wusste, dass ich zeigen muss, was ich drauf habe. Ich musste an meiner Physis arbeiten. Mein Startelf-Debüt, eine 1:3-Niederlage gegen Paderborn, war nicht so toll. Als brauchte seine Zeit. Jetzt fühle ich mich wie ein wichtiger Teil der Mannschaft.

Nach dem Transfer hast du gesagt, du willst dem Verein helfen, wieder in die Bundesliga zu kommen. Aber es sieht so aus, als wäre es schon nicht schlecht, ohne Probleme die Klasse zu halten. Oder habt ihr das große Comeback noch vor Augen? 

"Wir haben uns vorhin mit den Fans unterhalten und sie haben uns genau das gefragt. Vielleicht haben sie über meine Antwort gelacht. Aber ich habe es gesagt, dass es dumm ist, den Glauben daran aufzugeben. Solange es eine rechnerische Chance gibt, ist es realistisch, dass wir zumindest noch auf den dritten Platz vorrücken können.

Ich weiß, wo wir stehen, es gibt eine hohe prozentuale Chance gegen uns. Aber ich erinnere mich an meine Zeit in England, als Aston Villa in der englischen Championship zu einem ähnlichen Zeitpunkt auf Platz 14 stand und am Ende der Saison aufgestiegen ist. Sicher, dort werden mehr Spiele ausgetragen, also sind auch mehr Punkte im Spiel. Wahrscheinlich ist die Chance größer, dass wir im Tabellenmittelfeld landen. Aber wir müssen dieses Ziel haben und dafür kämpfen."

Schalke 04 steckt nach der Hinrunde im unteren Tabellendrittel fest.
Schalke 04 steckt nach der Hinrunde im unteren Tabellendrittel fest.Flashscore

Waren die Fans sehr kritisch? Schalke ist ein Traditionsverein und die Fans würden euch gerne woanders sehen...

"Nein, gab nicht viel Kritik zu hören. Es ging mehr darum, wie es uns geht. Wir haben sieben Punkte aus den letzten drei Spielen geholt, also haben wir ein bisschen Wiedergutmachung betrieben. Die Fans stehen hinter dem Verein. Sie wissen es zu schätzen, wenn sie Verbesserungen zu sehen bekommen."

In Deutschland findet im kommenden Jahr die Europameisterschaft statt. Es herrscht nicht gerade eine ruhige Atmosphäre, die Nationalmannschaft liefert keine guten Ergebnisse. Wie erlebst du das mit?

 

"Sie haben kein einziges Qualifikationsspiel bestritten und seit zwei Jahren kein Pflichtspiel mehr gehabt. Und dann müssen sie plötzlich die Europameisterschaft zu Hause austragen. Da ist klar, dass es ihnen nicht gut geht. Aber ich glaube, dass sie sich erholen können. Ich habe das Gefühl, dass die Atmosphäre nicht gerade ideal ist. Aber sobald sie Erfolge feiern, sind die Fans bereit, sie wie Könige zu feiern.

Weißt du schon, wo du die EM genießen wirst? 

"Ich habe keine Ahnung. Niemand weiß sicher, ob er zur Europameisterschaft fahren darf."

Die Tschechische Republik bekommt bald einen neuen Nationaltrainer. Fragst du dich insgeheim, was er von dir halten könnte? 

"Ich habe Einladungen zur Nationalmannschaft nie abgelehnt und werde das auch künftig nicht tun. Bei der Europameisterschaft zu spielen, ist eine große Motivation, dafür verzichtet man gerne auf den Urlaub. Und das wäre auch so, wenn wir zum Beispiel in Japan spielen müssten. Kommt der neue Trainer auf mich zu, werde ich sicher nicht ablehnen."