"Viel Kriminalität": Fußball hat Schalkes Kurucay das Leben "gerettet"

Hasan Kurucay (r.) und Miron Muslic (l.)
Hasan Kurucay (r.) und Miron Muslic (l.)ČTK / DPA / Sebastian El-Saqqa

Mit Zweitliga-Herbstmeister Schalke 04 erlebt Verteidiger Hasan Kurucay derzeit einen Höhenflug. Der gebürtige Däne hat aber auch schon ganz andere Zeiten durchlebt. "Ohne den Fußball würde ich vielleicht heute ganz woanders sitzen", sagte der 28-Jährige im WAZ-Interview vor dem Wiedersehen mit seinem Ex-Klub Eintracht Braunschweig. Der Innenverteidiger sprach anschließend über die schwierigen Verhältnisse in seiner Kindheit im dänischen Odense.

"Dort, wo ich aufgewachsen bin, ist es schwierig, nicht auf die schiefe Bahn zu geraten. Auch ich habe damals Dinge getan, auf die ich nicht stolz bin", erzählt Kurucay, der im Sommer vom belgischen Erstligisten OH Leuven nach Gelsenkirchen gekommen war und neben der dänischen auch die türkische Staatsbürgerschaft besitzt.

"Ich war das Ghetto-Kind"

Bis zu seinem 18. Lebensjahr wohnte er bei seinen Eltern, die einst als türkische Gastarbeiter nach Odense gezogen waren. "Die leben immer noch dort. Es gibt viele Verlockungen, viel Kriminalität", sagte Kurucay. Einige seiner Freunde "sitzen im Gefängnis."

Zu seinen Jugendzeiten habe er deshalb einen schlechten Ruf gehabt. "In Dänemark war ich das Ghetto-Kind, das Probleme macht. Statt mir zu helfen, wurde von vielen Leuten verbal auf mich eingeprügelt. Ich habe damals vor 50 Zuschauern gespielt, kaum ein Klub wollte mich noch haben", so Kurucay.

Als türkischer Junioren-Nationalspieler hatte er sogar den Umweg über die dritte dänische Liga genommen, um sich im Profifußball zu etablieren.

Mittlerweile blüht der Innenverteidiger beim FC Schalke 04 als Leader auf. In 14 Zweitliga-Spielen erzielte er drei Tore. Zusammen mit den Königsblauen ist er für die mit Abstand beste Defensive der Liga verantwortlich.

Türkischer Traum

Kurucay ist stolz auf seinen steinigen Weg: "Als ich mich entscheiden musste, Mist zu bauen oder Fußball zu spielen, habe ich mich für den Sport entschieden. Der Fußball hat mich gerettet und vor großen Schwierigkeiten bewahrt", sagte Kurucay.

Sein "größter Traum" sei es, einmal "für die Türkei bei einem großen Turnier zu spielen", sagte Kurucay: "Es ist ein weiter Weg, aber ich werde immer alles geben, um es dorthin zu schaffen."

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