Nach Jahren der Enttäuschung: Ägypten-Star Salah und die Jagd nach dem großen Triumph

Mohamed Salah während eines Freundschaftsspiels gegen Usbekistan
Mohamed Salah während eines Freundschaftsspiels gegen UsbekistanAHMED AWAAD / NURPHOTO VIA AFP

Seit mehr als einem Jahrzehnt ist Mohamed Salah das Gesicht des ägyptischen Fußballs. Nun richtet der Superstar seinen Blick erneut auf das große Ziel, das ihm bislang verwehrt geblieben ist: den Gewinn des Afrika-Cups. Beim AFCON 2025 in Marokko will Salah ungeachtet aller Spekulationen um seine Zukunft beim FC Liverpool endlich Geschichte schreiben.

Hinter dem 33-Jährigen liegt eine bewegte Woche. Nach dem spektakulären 3:3 von Liverpool bei Leeds United sorgten seine offenen Worte für weltweite Schlagzeilen. Sportlich folgte jedoch prompt die Antwort: Beim 2:0-Erfolg gegen Brighton kehrte Salah zurück in die Startelf und bereitete ein Tor vor.

Nun gilt der volle Fokus der ägyptischen Nationalmannschaft. Am 22. Dezember starten die „Pharaonen“ gegen Simbabwe in den Afrika-Cup. Für Salah ist es ein weiteres Kapitel einer langen Reise, die von Hoffnung, Enttäuschung und unerschütterlichem Ehrgeiz geprägt ist.

Jahre des Wartens und verpasste Chancen

Salah debütierte 2011 für die A-Nationalmannschaft, musste jedoch bis 2017 auf seine erste Afrika-Cup-Teilnahme warten. Ägypten verpasste die Qualifikation für die Turniere 2012, 2013 und 2015 – eine harte Zeit, insbesondere angesichts der goldenen Ära zuvor, in der die Pharaonen zwischen 2006 und 2010 drei Titel in Serie gewonnen hatten.

An Salahs Einsatz lag es nie. In seinen ersten 46 Länderspielen erzielte er 29 Tore und trug sein Team praktisch im Alleingang. Beim AFCON 2017 in Gabun führte er Ägypten schließlich bis ins Finale. Dort scheiterte man denkbar knapp an Kamerun. Mit zwei Toren und zwei Vorlagen gehörte Salah dennoch zu den herausragenden Spielern des Turniers und schaffte es ins CAF-Team des Wettbewerbs.

Salah (links) im Einsatz für Ägypten 2013
Salah (links) im Einsatz für Ägypten 2013KHALED DESOUKI / AFP

Der Wechsel zum FC Liverpool im Sommer 2017 markierte den nächsten Karriereschritt. Nach einer überragenden Debütsaison ging Salah als Hoffnungsträger zur Weltmeisterschaft 2018 nach Russland, doch eine Schulterverletzung aus dem Champions-League-Finale ließ ihn das Auftaktspiel verpassen. Zwar traf er später gegen Russland und Saudi-Arabien, am punktlosen Vorrundenaus konnte er jedoch nichts ändern.

Beim Heim-Afrika-Cup 2019 galt Ägypten als Favorit. Nach einer starken Gruppenphase folgte jedoch das frühe Aus im Achtelfinale gegen Südafrika – eine der größten Enttäuschungen der jüngeren Turniergeschichte.

Salahs unvollständiges Vermächtnis

Auch 2021 in Kamerun blieb Salah der große Triumph verwehrt. Als Kapitän führte er sein Team erneut bis ins Finale, doch im Elfmeterschießen hatte Senegal das bessere Ende für sich. Den entscheidenden Strafstoß verwandelte ausgerechnet Salahs Vereinskollege Sadio Mané. Ein Jahr später besiegelte Mané per Elfmeter auch das WM-Aus Ägyptens.

Der Afrika-Cup 2023 brachte den nächsten Rückschlag: Salah verletzte sich nach zwei Spielen am Oberschenkel und musste abreisen. Ohne ihren Kapitän schied Ägypten im Achtelfinale aus.

Trotz aller Rückschläge ist Mohamed Salah in seiner Heimat eine Ikone. In bislang 109 Länderspielen erzielte er 63 Tore und wurde 2017 sowie 2018 zu Afrikas Fußballer des Jahres gewählt. Nur fünf Treffer fehlen ihm noch, um den ewigen Torrekord von Hossam Hassan zu brechen.

Und doch fehlt etwas Entscheidendes: ein Titel beim Afrika-Cup. Gerade weil Salah auf Vereinsebene nahezu alles gewonnen hat und regelmäßig zu den besten Spielern der Welt zählt, wird ihm dieses fehlende Puzzlestück immer wieder vorgehalten.

Die letzte große Chance?

Ein AFCON-Triumph würde nicht nur Diskussionen beenden, sondern Salah endgültig in eine Reihe mit ägyptischen Legenden wie Mohamed Aboutrika, Ahmed Hassan oder Essam El-Hadary stellen.

Eines ist sicher: Mohamed Salah sollte niemand abschreiben. Immer wieder hat er bewiesen, dass er aus Rückschlägen neue Kraft schöpfen kann. Trotz seines Alters (im kommenden Jahr wird er 34) überzeugt er weiterhin mit außergewöhnlicher Fitness, Disziplin und Ehrgeiz.

Salahs aktuelle Statistiken
Salahs aktuelle StatistikenFlashscore

Vielleicht steht der größte Moment seiner Nationalmannschaftskarriere noch bevor. Ein lang ersehnter Afrika-Cup-Titel in Marokko wäre der perfekte Abschluss einer außergewöhnlichen, aber bislang unvollendeten Geschichte.

Danny Clark
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