Bundesliga: Bayern scheitern auch in Mainz – Hertha und Bochum kassieren Klatsche

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Bundesliga: Bayern scheitern auch in Mainz – Hertha und Bochum kassieren Klatsche
Mainz gewann gegen Bayern München mit 3:1
Mainz gewann gegen Bayern München mit 3:1Profimedia
Erneut lieferten die Bayern nicht ab. Trotz 1:0-Halbzeitführung gab der deutsche Rekordmeister das Spiel in Mainz aus der Hand, man kassierte drei Gegentreffer. Neben den Bayern rutschte auch Hertha BSC trotz neuen Trainers tief in die Krise. Köln gewann 3:1 bei der TSG Hoffenheim, Bochum kassierte im Heimspiel gegen Wolfsburg fünf Gegentreffer. Alle Spiele der Samstagskonferenz in kompakter Zusammenfassung.

Mainz 05 vs. FC Bayern 3:1

Thomas Tuchel ließ schon vor dem Anpfiff mit einigen Überraschungen aufhorchen – und zwar mit Dreierkette, Josip Stanisic in der Innenverteidigung, Sadio Mané als Sturmspitze neben Raumdeuter Thomas Müller. Mainz wollte sich von diesem Personalaufgebot zunächst nicht beeindrucken lassen. Bayern startete mit viel Elan, war sichtlich bemüht, rasch das erste Tor zu erzielen. Doch der FSV verdichtete konsequent das Zentrum und trug die Kugel nach gewonnenem Ballbesitz ohne Zögern nach vorn, um Entlastung zu schaffen.

Die Folge: viel Ballbesitz für die Münchener, aber erst in Minute 15 eine Großchance. Sadio Mané fing einen schwachen Rückpass von Barreiro ab. Anstatt selbst abzuschließen, suchte der Senegalese Thomas Müller – der Pass war nicht gut gespielt, Müller scheiterte. Nur eine Minute später machte es Mané selbst besser. Außenristlupfer über Zentner, Ball hinter der Linie. Das erlösende 1:0? Noch nicht. Felix Zwayer entschied auf Abseits, seine Entscheidung wurde vom VAR bestätigt.

Erst in der 29. Minute führte ein Torwartfehler zum Führungstreffer für die Gäste: Eine Flanke von Joao Cancelo wurde länger und länger. Kollektiver Tiefschlaf beim FSV, Robin Zentner langt nicht zu, Sadio Mané trifft per Kopf. Wenngleich der FCB bis zur Halbzeit alles im Griff hatte – weitere Treffer sollten erst nach dem Seitenwechsel folgen.

Allerdings auf der falschen Seite. Zumindest aus Sicht von Tuchels Bayern. Aaron Martin fand mit einer Freistoßflanke Lee Jae-sung. Der scheiterte an Yann Sommer – im Gegensatz zu Ludovic Ajorque. Der Franzose verwertete mühelos. 1:1 – ein Zwischenstand, mit dem offensichtlich weder die Gäste noch die Mainzer zufrieden waren. Anstatt sich im eigenen Drittel einzuigeln, suchte der FSV die Konfrontation. Man zwang die Bayern häufig durch aggressives Pressing zur Rückwärtsbewegung.

Thomas Tuchel bekam im zweiten Durchgang eine unterirdische Leistung seiner Mannschaft zu sehen
Thomas Tuchel bekam im zweiten Durchgang eine unterirdische Leistung seiner Mannschaft zu sehenAFP

Und dann? Schlugen Bo Svensson und Mainz 05 nochmals zu. Leandro Barreiro belohnte sich für eine bärenstarke Leistung. Ajorque machte einen hohen Ball fest, Karim Onisiwo legte zur Mitte ab. Barreiro an Ort und Stelle. Der Mainzer Wirbel hielt nicht still: Martin zog vom Strafraumrand aus ab, sein abgefälschter Schuss fand den Weg ins Netz (81.) – das 3:1 für die Heimmannschaft! Das Vorjahres-Ergebnis derselben Paarung war wiederholt. Wie schon damals war die Stimmung in der Mewa Arena grandios. Die Bayern stecken bis zum Hals in der Krise.

Eine Steilvorlage für Borussia Dortmund. Gelingt dem BVB im Abendspiel gegen Eintracht Frankfurt ein Heimerfolg, stehen die Schwarz-Gelben wieder an der Tabellenspitze. Allmählich glitscht den Münchenern die Meisterschale aus den Händen, zum ersten Mal seit der Bundesliga-Saison. 2011/12.

Hertha BSC vs. Werder Bremen 2:4

Mit Spannung war erwartet worden, für welche Aufstellungsvariante sich Pal Dardai entscheidet. Gemäß seinen Prinzipien warf er mit Sohn Marton Dardai (21), Derry Scherhant (20) und Jessic Ngankam (22) drei junge Eigengewächse ins kalte Wasser. Von Sandro Schwarz war zuletzt die Dreierkette favorisiert worden – Dardai setzte auf seine bevorzugte Grundordnung, das Stabilität versprechende 4-2-3-1. 

Die Stimmung im ausverkauften Berliner Olympiastadion war großartig. Tausende Bremer hatten die Reise in die Hauptstadt und machten ebenso Stimmung, wie die – dem Abstiegskampf zum Trotz – blau-weißen Heimfans. Zunächst schien die Hertha davon angestachelt und präsentierte sich giftig in den Zweikämpfen. In Führung gehen sollten jedoch die Gäste. In der 6. Minute blieb Lucas Tousart nach einem Zweikampf im Mittelfeld liegen. Jens Stage schaltete schnell um, die Hertha verteidigte die Tiefe unzureichend – feiner Pass von Stage, kein Abseits, sauberer Abschluss von Marvin Ducksch

Dreifachtorschütze Marvin Ducksch war gegen die Hertha der überragende Bremer
Dreifachtorschütze Marvin Ducksch war gegen die Hertha der überragende BremerProfimedia

Viele Einzelgespräche, Fußballtennis in der ersten gemeinsamen Trainingseinheit, fast penetranter Stallgeruch: Änderten nichts an einer enormen, ständig spürbaren Verunsicherung der Herthaner. In der 27. Minute erzielte Ducksch seinen zweiten Treffer. Flanke an den ersten Pfosten, nicht genügend Gegenwehr von den Berlinern. Werder sollte noch im ersten Durchgang etliche Chancen auf das 3:0 vorfinden. Maximilian Philipp in der 30. Minute und Ducksch in der 41. Minute machten aus den Hochkarätern zu wenig.

Zur Halbzeit nahm Pal Dardai einen Dreifachwechsel vor. Doch auch mit Kevin-Prince Boateng, Suat Serdar und Agustin Rogel änderte sich das Bild anfangs nicht: Und Marvin Ducksch fixierte seinen ersten Hattrick in der Bundesliga – Jung mit einer langen Flanke, Bremens Stürmer mit viel Zeit am Ball. Nach einem Horror-Rückpass des eingewechselten Rogel war Torhüter Christensen auf verlorenem Posten. Mitchell Weiser funkte dazwischen und machte sein zweites Saisontor perfekt (63.).

Ein Weckruf für die Hertha. Viel zu spät. Jessic Ngankam in der 68. Minute mit einem Tempolauf in die Tiefe, er wurde ideal von Suat Serdar bedient und erzielte das 1:4 – elf Minuten später wurde Ngankam von Milos Veljkovic nieder gegrätscht, Strafstoß für die Berliner. Dodi Lukebakio verwandelte eiskalt. Ein kräftiges Lebenszeichen, von dem man sich zum jetzigen Zeitpunkt nichts kaufen kann.

Kein gelungener Auftakt für die Ära Dardai III
Kein gelungener Auftakt für die Ära Dardai IIIProfimedia

Die Reise nach Berlin hat sich für Werder hingegen gelohnt. Man entledigte sich durch einen souveränen Auswärtserfolg endgültig der eigenen Abstiegssorgen. Sorgenfreiheit ist Trainer Dardai und seiner (sehr) Alten Dame nicht vergönnt. Liefert man auch in der Relegation eine ähnlich schwache Leistung wie in den ersten 60 Minuten gegen Bremen ab, wäre man wohl auch in einer möglichen Relegation chancenlos. Und die müsste ohnehin erst erreicht werden. Düstere Zeiten im Westend.

TSG Hoffenheim vs. 1. FC Köln 1:3

Wenn Skhiri fit ist, dann muss Skhiri spielen. Darum kehrte er nach Gelbsperre selbstverständlich in die Startelf zurück, Dejan Ljubicic – Kölns Torschütze beim 1:1 gegen Mainz – wich von der Sechserposition auf den rechten Flügel aus.

Köln investierte von der ersten Minute an viel, nahm Hoffenheim mit hohem läuferischen Aufwand das Spiel aus der Hand. Immer wieder gelang es den Geißböcken, mit gezielten langen Bällen das Spielfeld zu überbrücken. So wurde in der 15. Minute Linton Maina freigespielt. Seine Flanke landete am Arm von John Anthony Brooks. Elfmeter? Nein. Sondern eine dreiminütige VAR-Unterbrechung. Schiedsrichter Braun am Monitor, viel Fantasie, noch mehr Kleinlichkeit. Und dann erst Elfmeter. Eine heftige, regeltechnisch aber korrekte Entscheidung. Florian Kainz bedankte sich, verwandelte staubtrocken.

Die Heimmannschaft schien der Rückstand zu verunsichern. Köln wirkte fortan entschlossener, hielt die TSG konsequent vom eigenen Tor weg. Oliver Baumann verhinderte in der 31. Minute den nächsten Gegentreffer. Einen Kopfball von Davie Selke konnte er gerade noch parieren. Acht Minuten später belohnte sich Selke für eine engagierte Leistung. Scharfe Flanke von Kainz, der FC-Stürmer hielt die Rübe hin – und aus minimaler Distanz war diesmal auch Baumann chancenlos. 

Der Effzeh hatte in Sinsheim alles im Griff
Der Effzeh hatte in Sinsheim alles im GriffProfimedia

Erst jetzt drückte die TSG auf den Anschlusstreffer. In der 48. Minute kam Angelino volley zum Abschluss, Marvin Schwäbe rettete mit einer Glanzparade. Neun Minuten später musste Eric Martel einen Schuss von Andrej Kramaric wegblocken. Auch Christoph Baumgartner scheiterte mit seinem Versuch in der 62. Minute – nach schöner Hackenablage verpasste der Österreicher knapp das lange Eck. Hoffenheim investierte viel – und riskierte viel.

In der 74. Minute fiel der Ball Steffen Tigges vor die Füße, der Kölner Stürmer hatte viel Raum vor sich. Zu wenig Präzision, sein Schuss zischte Richtung Eckfahne.

In den Schlussminuten schaltete die Elf von Steffen Baumgart endgültig in den Verwaltungsmodus. Jan Thielmann besorgte nach einem gelungenen Konter in der Nachspielzeit gar noch das 3:0 für die Gäste, Kasper Dolberg erzielte nach einem Patzer von Jonas Hector immerhin den Ehrentreffer. Nach vier ungeschlagenen Spielen in Folge muss man sich im Kraichgau erneut mit dem Thema Abstiegskampf beschäftigen.

VfL Bochum vs. VfL Wolfsburg 1:5

Die Wölfe nutzten nicht nur ihre erste Torchance eiskalt. Koen Casteels leitete in der 10. Minute einen gefährlichen Angriff ein, über Kaminski kam der Ball zu Patrick Wimmer. Punktgenaue Flanke des Österreichs, Mattias Svanberg lief perfekt ein und sorgte für den ersten Gästetreffer in diesem Spiel. Bochum versuchte, Ruhe zu bewahren und die eigenen Stärken zu fokussieren. In den direkten Duellen agierte man hartnäckig, bei eigenem Ballbesitz ging es schnell nach vorn. Wahlweise wurde der 1,95 m große Philipp Hofmann als Zielspieler, mal die Tiefe gesucht.

Alles vergeblich, weil sich in der Defensive Fehler an Fehler reihte. Jakub Kaminski tauchte nach eigenem Freistoß völlig frei vor Manuel Riemann auf. Locker schob er zum 2:0 ein (21.). Bochums Torhüter leistete sich in der 32. Minute erneut ein Stelldichein mit Kaminski – welches er diesmal für sich entschied. Nur Sekunden später wieder viel Platz für Wolfsburg. Patrick Wimmer wird kaum attackiert. Dann eben der direkte Abschluss. Abgefälscht, diesmal sieht auch Riemann schlecht aus – bereits das 3:0 für die Elf von Niko Kovac.

Und im zweiten Durchgang folgte keine Besserung. 56. Minute: fürchterlicher Einwurf auf den unter Bedrängnis stehenden Kevin Stöger. Ungewöhnlicher Annahmefehler vom Bochumer Kreativposten. Mattias Svanberg reagierte am schnellsten, prüfte Riemann aus großer Entfernung und zwang ihn erneut zu einem Fehler mit Folge – von Riemanns Brust kullerte das Spielgerät hinter die Linie. 

Manuel Riemann leistete sich Patzer um Patzer
Manuel Riemann leistete sich Patzer um PatzerProfimedia

Nach einem Eckball erzielte Joker Moritz Broschinski das 1:4 aus Sicht der Heimelf (69.) – in der 77. Minute war der alte Abstand aber wiederhergestellt. Jonas Wind setzte einen berechtigten Strafstoß zunächst an die Latte, Luca Waldschmidt bugsierte den Rebound im Kasten. Bochum bäumte sich auf, kam auch zu einigen vielversprechenden Möglichkeiten. Casteels machte seine Aufgabe aber ausgezeichnet. Auch Manuel Riemann zeichnete sich aus, rettete unorthodox gegen Ridle Baku – den Nachschuss setzte Yannick Gerhardt an die Stange (90.).