Schon im Vorjahr hatte Christian Streich in einem Gespräch mit dem Fußball-Magazin "11 Freunde" einen bevorstehenden Abschied angedeutet: "Ich spüre, dass ich älter werde. Die Kraft schwindet." Doch damals reichte sie noch für eine letzte Vertragsverlängerung. Im Frühjahr 2023 wurde die Zusammenarbeit um ein weiteres Jahr ausgeweitet. Der langjährige Cheftrainer sollte noch einmal die Früchte seiner Arbeit ernten.
Im Vorjahr war der SC Freiburg haarscharf an der erstmaligen Qualifikation für die UEFA Champions League vorbeigeschrammt. Stattdessen nahm man ein weiteres Mal an der Europa League teil - und überstand die Gruppenphase mit Bravour, trotz harter Konkurrenz. Einer von vielen Höhepunkten in der Ära Christian Streich: 2022 etwa führte er den Sport-Club überraschenderweise ins Finale des DFB-Pokals.
Fast 500 Spiele als Freiburg-Coach
Doch auch die Tiefen des Geschäfts kennt der ehemalige Angreifer in- und auswendig. 2014/15 konnte er den Abstieg in die 2. Bundesliga nicht verhindern. Dennoch hielt der Verein an Streich fest. Für diese unkonventionelle Maßnahme sollte man rasch belohnt werden. Bereits im Folgejahr gelang die Rückkehr ins deutsche Oberhaus. Bislang coachte er die Freiburger in 476 Pflichtspielen, acht Partien werden bis Saisonende hinzukommen.
Insgesamt war er 29 Jahre lang beim Sport-Club als Trainer aktiv. "Dieser Verein ist mein Leben", sagte Streich in einem offiziellen Statement am Montag: "Aber jetzt ist der richtige Zeitpunkt, Adieu zu sagen."
Er habe lange überlegt "und viele Gespräche geführt, aber ich glaube, nach 29 Jahren ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um Raum zu geben für neue Energien, neue Leute und neue Möglichkeiten. Es war mir schon in der Vergangenheit sehr wichtig, dass ich den Zeitpunkt nicht verpasse, zu dem ich glaube, dass es richtig ist, zu gehen“, so Streich.
Vorstand Jochen Saier betonte: "Wir waren in den vergangenen Wochen in einem intensiven, sehr vertrauensvollen und emotionalen Gedankenaustausch mit Christian - an dessen Ende eine Entscheidung steht, die wir bedauern, aber in vollem Maße respektieren und nachvollziehen können." Streichs Ära bezeichnete er als "besondere Zeit" und betonte, dass "die gemeinsame Reise hier und heute nicht zu Ende ist." In den ausstehenden Bundesligaspielen gebe es noch "viel zu erreichen."
Der Südbadener hatte in den vergangenen Spielzeiten seinen Kontrakt jeweils im Frühjahr immer um ein Jahr verlängert. Seine Spieler warben bis zuletzt um eine weitere Zusammenarbeit. "Die Hoffnung stirbt zuletzt. Wir werden seine Entscheidung respektieren und mittragen", hatte SC-Kapitän Christian Günter am Sonntag gesagt: "Er ist ein herausragender Trainer und ein herausragender Mensch, für den es mehr gibt als Fußball."