Daten lügen nicht: Xabi Alonso ist der Meistertaktiker von Leverkusen - eine Analyse

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Daten lügen nicht: Xabi Alonso ist der Meistertaktiker von Leverkusen - eine Analyse
Xabi Alonso (r.) mit Alejandro Grimaldo
Xabi Alonso (r.) mit Alejandro GrimaldoProfimedia
Dass Xabi Alonso ein "Taktik-Fuchs" ist, wie Ex-Bundestrainer Joachim Löw es liebevoll betitelte, weiß man nicht erst seit fünf weiteren Siegen im Februar, darunter ein souveräner Triumph über Titelrivalen Bayern München (3:0), und der Rekord von 33 Bundesligaspielen in Folge ohne Niederlage. Flashscore analysiert mit Hilfe von 11Hacks, was den Spanier in den letzten Wochen so stark gemacht hat.

In diesen hat Alonso nämlich nicht nur sein taktisches Gespür unter Beweis gestellt. Sondern auch die Fähigkeit, seine Mannschaft zu Leistungen zu motivieren, die die Erwartungen von Fans und Experten gleichermaßen übertreffen. In einer großartigen Demonstration seiner Trainerfähigkeiten bot er gegen den größten Rivalen im deutschen Titelrennen, den FC Bayern, ein neuartiges System auf, das seinen Gegenüber Thomas Tuchel verblüffte und seinem Team zu einem letztlich klaren und verdienten 3:0-Sieg verhalf.

Bayer Leverkusen: Die Grundtaktik

Um zu zeigen, wie Alonso seinen Hauptkonkurrenten überlistet hat, ist es wichtig, zunächst seinen Plan in "normalen" Ligaspielen zu verstehen. Auf dem Papier kommt Leverkusens Formation nämlich zunächst wie ein 3-4-3 daher. Beim Umschalten in den Angriff rückt jedoch der rechte Außenverteidiger Jeremie Frimpong auf den Flügel, und der rechte Innenverteidiger, meist Josip Stanisic oder Odilon Kossounou, verschiebt auf die rechte Außenverteidigerposition. So entsteht ein aggressivs 4-2-4-Format, bei der die freien 10er zwischen den Linien hinter einem Stürmer agieren, während Frimpong das Spiel auf der rechten Seite ausdehnt.

Leverkusens Standardaufstellung
Leverkusens Standardaufstellung11Hacks

Dies führt zu mehreren Vorteilen, vor allem im Ballbesitz: Die Mannschaft kontrolliert den Ball aufgrund ihrer Struktur auf der linken Seite des Mittelfelds und kann dann Frimpong suchen, der auf der rechten Seite oft reichlich Platz zum Lauf in den Raum hat. Die Schlüsselspieler in diesem System sind die Außenverteidiger Alejandro Grimaldo und eben Frimpong.

Bundesliga: Alonso überlistete Tuchel

Tuchel und Bayern versuchten, diese Formatio von Alonsos System zu durchbrechen. Daher standen Joshua Kimmich, Raphael Guerreiro und Thomas Müller nicht in der Startformation. Darüber hinaus wechselte Tuchel von seiner traditionellen 4-2-3-1-Formation zu einem 3-4-3, um sich auf das Spiel der Werkself einzustellen.

Während Tuchel jedoch einige kreative Spieler zugunsten von Defensivspielern wie Sacha Boey und Aleksandar Pavlovic opferte, um Bayers Spielplan zu kontern, las Alonso genau diese Absichten und wechselte zu einem völlig anderen System. Er nahm mit Patrik Schick den einzigen Stürmer aus der Startelf und beraubte seine Mannschaft damit nominell den torgefährlichste Spieler. Außerdem setzte er Frimpong und Jonas Hofmann auf die Bank. Die beiden letztgenannten sind im zuvor erklärten System entscheidende Säulen.

Vier-gegen-Zwei im Mittelfeld
Vier-gegen-Zwei im Mittelfeld11Hacks

Vor allem die Personalie Grimaldo erwies sich dann als wichtiger Aspekt des neuen Taktik-Plans, da dieser von der linken Außenverteidigerposition nach innen rückte, um Pavlovic und Leon Goretzka im Mittelfeld zu überspielen. Darüber hinaus ließ sich Florian Wirtz, den Eric Dier nicht in den Griff bekommen konnte, ebenfalls in den zentralen Bereich fallen. Durch diese Zweikampfbewegungen entstanden Vier-gegen-Zwei-Situationen im Mittelfeld, die es Leverkusen leicht machten, ins letzte Drittel vorzudringen und aus fast jeder Ballbesitzphase Chancen zu generieren.

Bayer mit Flexibilität zur Meisterschaft?

In der Praxis gilt es tatsächlich als sehr schwierig, von einer Standardtaktik, die jede Mannschaft von Spiel zu Spiel anwendet, auf ein völlig neues System umzustellen - vor allem gegen einen hochkarätigen Gegner. Die Umsetzung von Alonsos neuem Plan war jedoch hervorragend. Bei nur 38% Ballbesitz erreichte Leverkusen 1,0 mehr erwartete Tore (xG) und auch sieben Schüsse mehr als die Bayern in diesem Spiel.

In Alonsos noch junger Trainerkarriere war dies ein deutlicher Beweis dafür, wie viel Potenzial er aus taktischer Sicht hat. Er hat Tuchel in diesem Kampf um den Titel übertrumpft und gezeigt, dass er perfekt versteht, welche Strategie seiner Mannschaft in einem solchen Spiel helfen kann. Außerdem hat er es geschafft, im wichtigsten Spiel der Saison seine Aufstellung und sein System mit Erfolg neu anzupassen. Das sagt viel über die Fähigkeit des Spaniers aus, der , so scheint es, es versteht, seinen Schützlingen seine Ideen optimal zu übermitteln.

Leverkusen hat nun eine Reihe von Spielen gegen Gegner außerhalb der aktuellen Top sechs und befindet sich auf dem besten Weg zur ersten Meisterschaft der Vereinsgeschichte. Zwar muss der Tabellenführer noch mindestens einen Monat auf Top-Torjäger Victor Boniface verzichten, der sich einen Muskelfaserriss zugezogen hat. Doch Schick hat sich inzwischen als bewährter und exzellenter Ersatz erwiesen. Und dann ist da natürlich noch Alonso selbst.