Daum im Interview zum 70. Geburtstag: Leverkusen-Titel als "Belohnung" der Arbeit von 1996

Anzeige
Anzeige
Anzeige
Mehr
Anzeige
Anzeige
Anzeige

Daum im Interview zum 70. Geburtstag: Leverkusen-Titel als "Belohnung" der Arbeit von 1996

Christoph Daum hat kurz vor seinem 70. Geburtstag auf seine lange Karriere zurückgeblickt.
Christoph Daum hat kurz vor seinem 70. Geburtstag auf seine lange Karriere zurückgeblickt.AFP
Trainerlegende Christoph Daum drückt seinem Ex-Verein Bayer Leverkusen im Titelrennen der Fußball-Bundesliga fest die Daumen. "Ich wünsche mir nichts mehr", sagte Daum im SID-Interview am Tag vor seinem 70. Geburtstag, "als dass das, was wir 1996 begonnen haben mit Rudi Völler, Rainer Calmund und tollen Spielern, jetzt wirklich vollendet wird und mit dem Erreichen der Deutschen Meisterschaft seine Belohnung findet."

Zwar sei die Werkself, die Daum von 1996 bis 2000 trainierte, jahrelang "beneidet worden, um das, was wir da erarbeitet haben", es habe aber "irgendwo das i-Tüpfelchen gefehlt". Die Prognose für den Rest der Saison? "Im Augenblick sage ich, die Meisterschaft führt nur über Leverkusen. Ich sehe keine Mannschaft, die besser ist."

Auch die Entwicklung bei seinem Herzensklub 1. FC Köln verfolgt Daum genau, Trainer Steffen Baumgart leiste "hervorragende Arbeit", die Probleme liegen woanders: "Wenn du solche Abgänge hast und auch einem Sparkurs unterliegst, kannst du noch so viel unterstützen, dann fehlt einfach die notwendige Qualität", sagte Daum in Bezug auf die personellen Veränderungen im vergangenen Sommer.

Er hätte sich als Außenstehender gewünscht, "dass man sagt, wir gehen nochmal ins Risiko und investieren in einen Stürmer nochmal eine gewisse Summe". Abgewanderte Spieler wie Jonas Hector (Karriereende) oder Ellyes Skhiri (zu Eintracht Frankfurt) seien "nicht einfach durch ein gutes Training zu kompensieren".

Dem VfB Stuttgart, mit dem Daum 1992 deutscher Meister wurde, sprach er ebenfalls ein großes Lob aus: "Ein Kompliment, mit welcher Ruhe, mit welcher klaren Vorgabe Sebastian Hoeneß seinen Weg geht und seinen Matchplan dort einbringt", adelte der 69-Jährige den überraschenden Tabellenzweiten.

Der furiose Saisonstart sei auch ein Ergebnis aus der schwachen Vorsaison, als die Schwaben erst in der Relegation die Klasse hielten. Eine derartige Erfahrung setze manchmal "besondere Kräfte frei, um mit dem Abstieg und den unteren Plätzen überhaupt nichts zu tun zu haben", sagte Daum.

Konfliktlösung mit Hoeneß als Vorbild

Es ist einer der berühmtesten Konflikte der Bundesliga-Geschichte, doch für den Fußballlehrer ist sein Zwist mit Uli Hoeneß längst aus der Welt. Darum hofft, dass die offene Versöhnung der beiden einen Vorbildcharakter einnimmt. "Das ist für mich und Uli ein wichtiges Signal an die Öffentlichkeit", sagte der 70-Jährige im SID-Interview, "dass wir uns zusammen präsentiert haben und damit auch klar dokumentieren: 'Leute, sprecht miteinander, räumt Missverständnisse aus und baut Brücken!'".

Hoeneß hatte Daum im Jahr 2000, als dieser vor einem Engagement als Bundestrainer stand, in einem Interview des Kokainkonsums beschuldigt ("der verschnupfte Daum"). Der Test einer Haarprobe bestätigte die Anschuldigung damals, sowohl Daums bereits unterzeichneter Vertrag beim DFB als auch sein Kontrakt beim Bundesligisten Bayer Leverkusen wurden aufgelöst.

Heute betrachtet der Meistertrainer des VfB Stuttgart die Kokain-Affäre und den Streit reflektiert: "Es war mein Fehler, und nicht der Fehler von Uli Hoeneß. Dann im Nachgang zu sagen: 'Hätte, wenn und aber', das ist auch nicht mein Ding", sagte er und ergänzte: "Ich fange lieber bei mir selber an, bevor ich dann mit dem Finger irgendwie auf andere zeige."

Im Gespräch mit Hoeneß damals haben die beiden "unheimlich viel aus der Vergangenheit angesprochen, sind aber nicht zu sehr ins Detail gegangen. Wir sind mit uns im Reinen", berichtete Daum.