Marcel Hartel legt zwei Finger an die Stirn und taucht ab in eine andere Welt. Der Kreativgeist des FC St. Pauli hat gerade den Kiez mit einem gefühlvollen Heber ins Tor zum Beben gebracht - jetzt scheint er sich wie die Helden seiner Kindheit in andere Sphären zu teleportieren.
"Ich würde mich selbst als Anime-Fan bezeichnen", sagte der Überflieger des Zweitligaspitzenreiters einst über seine Vorliebe für japanische Cartoon-Serien wie "Dragonball Z". In seinem Torjubel, den er zuletzt beim 2:1-Sieg gegen den SC Paderborn zelebrierte, lässt Hartel seine Leidenschaft immer wieder aufleben - und scheint selbst ein Stück weit fußballerische Superkräfte zu entwickeln.
Der 28-Jährige ist mit 15 Toren und zehn Assists der beste Scorer der Hamburger, die scheinbar unaufhaltsam zum Aufstieg stürmen. "Cello ist von einem torungefährlichen Techniker zu einem torgefährlichen Arbeiter geworden", sagte Trainer Fabian Hürzeler. Hartel präsentiert sich längst in bundesligareifer Verfassung, er ist das Herz von St. Paulis Offensivspiel. Ob dieses aber auch nach dem wahrscheinlichen Aufstieg weiter an der Elbe schlägt, ist offen.
Für größere Aufgaben berufen
Der herausragende Akteur der Kiezkicker hat nur einen Vertrag bis zum Sommer - und sich mit seinen Leistungen längst ins Blickfeld anderer Klubs gespielt. Zwar äußerte Sportchef Andreas Bornemann zuletzt im kicker-Interview die Hoffnung, dass seine Nummer 10 verlängert. Hartel wisse, "dass die Spielidee des Trainers sehr gut zu ihm passt. Ich habe das Gefühl, dass ihm das wichtig ist", sagte Bornemann.
Hartel selbst hält sich aber bedeckt. "Ich habe schon oft genug betont, wie wohl ich mich fühle beim Verein und in der Stadt", sagte er nach dem Sieg gegen Paderborn bei Sky zwar. Dass die Verbundenheit nicht zwangsläufig zu einer erneuten Unterschrift führen muss, deutete er aber auch an. Ob er bleiben wolle? "Das werden wir dann schon sehen."
St. Pauli kann sich einen Verlust des Technikers, der beim 1. FC Köln ausgebildet wurde, mit Blick auf die Bundesliga-Planungen kaum leisten. Zu stilprägend ist Hartel für das Team von Hürzeler. Der Klub wird viel dafür tun, den Anime-Jubel in Braun-Weiß auch in die ganz großen Arenen zu bringen.
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