Eskalation im Investorenstreit: "Weg finden, damit das aufhört"

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Eskalation im Investorenstreit: "Weg finden, damit das aufhört"

Tennisbälle im Berliner Olympiastadion.
Tennisbälle im Berliner Olympiastadion.Profimedia
Wieder Proteste und fast ein Spielabbruch: Der Streit um den Investoren-Deal der Deutschen Fußball Liga (DFL) sorgte in der Fußball-Bundesliga erneut für Wirbel. Klub-Vertreter fordern einen Dialog und eine Lösung.

Erst die "letzte Warnung" über die Stadionlautsprecher bremste den Protest. Noch ein Tennisball auf dem Rasen, noch eine Störung des Spielverlaufs - und die Eskalation im Investorenstreit zwischen den Ultras und der Deutschen Fußball Liga (DFL) hätte ihre Maximalstufe erreicht.

Der unmittelbar bevorstehende Spielabbruch im Bundesliga-Duell zwischen Union Berlin und dem VfL Wolfsburg am Samstag (1:0) wurde am Ende gerade noch verhindert. Die Botschaft, die am Wochenende nicht nur aus der Kurve im Stadion An der Alten Försterei an die Liga-Bosse gesendet wurde, war dennoch (erneut) eindeutig. Der reibungslose Ablauf der Spiele im deutschen Profifußball liegt in den Händen der Fans. Und sie sind sich dieser Macht bewusst.

Die Gräben sind tief, die Rufe nach einem Dialog und einer gemeinsamen Lösung werden lauter. "Ich finde, irgendwann sollten wir schon einen gemeinsamen Weg finden, damit das aufhört. Wir können nicht jedes Mal 30 Minuten länger spielen", sagte Wolfsburgs Trainer Niko Kovac, der grundsätzlich Verständnis für Proteste zeigte, am Samstagabend in Berlin.

In Köpenick waren die Proteste am heftigsten ausgefallen. Die einzigen waren es nicht. Auch das Spiel zwischen Borussia Mönchengladbach und Darmstadt 98 (0:0) musste längere Zeit unterbrochen werden. "Es hilft nichts, sich jetzt gegenseitig Vorwürfe zu machen, sondern man muss reden", sagte Gladbachs Sportdirektor Roland Virkus. In Gladbach sei man schon in einem sehr guten Austausch mit der aktiven Fanszene.

Immer mehr Funktionäre signalisieren Gesprächsbereitschaft.
Immer mehr Funktionäre signalisieren Gesprächsbereitschaft.Profimedia

Über Grenzen hinweg ...

Das Topspiel zwischen Bayer Leverkusen und Bayern München (3:0) startete mit rund achtminütiger Verspätung, weil Gegenstände auf den Rasen flogen. Am Freitag hatte es beim Nordduell zwischen dem Hamburger SV und Hannover 96 (3:4) Grenzüberschreitungen gegeben, als Plakate mit Porträts in Fadenkreuzen auftauchten, darunter der Kopf von Hannovers Geschäftsführer Martin Kind.

Kind spielt eine zentrale Rolle in der Auseinandersetzung zwischen einem Teil der Fans und der DFL. Der Geschäftsführer der Profiabteilung in Hannover soll entgegen der Anweisung seines Vereins bei der DFL-Mitgliederversammlung im Dezember für den Einstieg eines Investors gestimmt haben. Ohne Kinds Stimme wäre der Deal gescheitert. Seitdem dreht sich die Eskalationsspirale.

Neuabstimmung?

Auffällig ist dabei, dass sich der Widerstand durch fast alle Fanszenen zieht. Traditionalisten von Union Berlin stimmen Anti-DFL-Wechselgesänge mit dem Anhang des ungeliebten und als Kommerzklub verschrieenen VfL Wolfsburg an. Alle Lager einte der Protest mit Spruchbändern.

Eine zentrale Forderung der Fans ist, dass die Abstimmung über einen Investoreneinstieg bei der DFL wiederholt wird. Einige Klub-Bosse wie Claus Vogt (VfB Stuttgart) oder Dirk Zingler (Union Berlin) sehen das ähnlich.

Zahlreiche Fanlager fordern eine Neuabstimmung des Investorendeals.
Zahlreiche Fanlager fordern eine Neuabstimmung des Investorendeals.AFP

Einigkeit herrscht unter den Vereinen nicht. Vorstandschef Jan-Christian Dreesen von Bayern München kritisierte in der Welt am Sonntag die Auswüchse der Proteste. Es gehe in "einigen Ultra-Szenen (...) nicht mehr um den Fußball, sondern in erster Linie um Machtdemonstration". Diese "unlautere" Beeinflussung des Spiels, betonte das Mitglied des DFL-Präsidiums, werde "nichts ändern an der grundsätzlichen Einstellung der Mehrheit der 36 Bundesligaklubs".

Ein Kompromiss scheint derzeit schwer erreichbar. Die Proteste dürften fortgesetzt werden.