Kasper Hjulmand pustete erleichtert durch, schüttelte dann aber energisch den Kopf und schmunzelte. "Ähm, das haben wir nicht trainiert", scherzte der neue Trainer von Bayer Leverkusen, der nach seinem eigentlich gelungenen Einstand einen klitzekleinen Makel ausmachte: Angesichts der beiden Platzverweise gegen sein Team spreche er eher ungern von einem "perfekten Start".
Werkself beweist "starken Charakter"
Unverkennbar war dennoch, dass der charismatische Coach der wankenden Werkself binnen kürzester Zeit neues Leben eingehaucht hat. Hjulmand sei "mit einer gewissen Deutlichkeit reingekommen, hat direkt die Prioritäten gesetzt, die für ihn sehr wichtig sind als Grundlage. Die haben wir sehr gut umgesetzt", lobte Torhüter Mark Flekken nach dem 3:1 (2:0) gegen Eintracht Frankfurt. Die ersten drei Punkte seien da, "das gute Gefühl ist da. Und darauf können wir aufbauen."
Hjulmand schwärmte vor allem vom "starken Charakter" seiner Mannschaft, die sich trotz der Gelb-Roten Karten gegen Kapitän Robert Andrich (59.) und Debütant Equi Fernández (90.+2) über die Zeit gerettet hatte. Die Spieler, die unter dem in Rekordzeit entlassenen Vorgänger Erik ten Hag seltsam leblos aufgetreten waren, sprühten plötzlich vor Energie. Wohl auch, weil Hjulmand ihnen "viel Selbstvertrauen" mitgegeben hatte, wie Nathan Tella verriet.
Seinem Ruf als Menschenfänger scheint der frühere Trainer Dänemarks jedenfalls umgehend gerecht zu werden. Hjulmand präsentiert sich als nahbarer Mensch, einer, der nahezu jede seiner Botschaften mit einer tieferen Bedeutung aufzuladen vermag. Einer, der die erhoffte Klarheit ausstrahlt. Für einen Spieler sei es "sehr wichtig, die Freiheit zu spüren", sagte Hjulmand: "Sie müssen zeigen, wer sie sind, wir müssen jedes Mal zeigen, wer wir sind."
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Sonderlob für Grimaldo
Beim ersten Teil der Kurskorrektur überfrachte der neue Coach seine Spieler nicht, nach nur zwei Trainingstagen setzte er auf eine simple Herangehensweise, die schnell Feuer entfachte. Zauberfuß Alejandro Grimaldo blühte mit seinen sehenswerten Freistößen (10./90.+8) wieder auf, Tella lieferte sein vielleicht bestes Spiel im Bayer-Trikot. Die Energie, die Moral, der Kampfgeist, vieles von dem, was Leverkusen zuletzt gefehlt hatte, kam nun zum Vorschein.
"Das hört sich so an, als ob ich über Jugendfußball rede", sagte Flekken: "Aber wenn die Sachen nicht stimmen, dann wird es schwierig." Sie stimmten gegen harmlose Hessen jedoch - und dennoch sah Hjulmand reichlich Luft nach oben. "Man sucht immer danach, dass es 'klick' macht", betonte der Däne. "Man sucht jeden Tag danach, in jeder Trainingseinheit, jede Minute denkt man darüber nach." Aber wann es passiert? "Als Trainer weiß man das nie."
Vielleicht ja schon am kommenden Donnerstag (18.45 Uhr/DAZN) in der Champions League beim FC Kopenhagen. Seine erste Dienstreise führt den früheren dänischen Nationalcoach ausgerechnet zurück in die Heimat. Seine Hoffnung? Vermutlich erst einmal keine weiteren Platzverweise.
Ein Sonderlob erhielt Zauberfuß Alejandro Grimaldo, der mit seinen beiden sehenswerten Freistößen (10./90.+8) maßgeblich am Sieg beteiligt war. "Aus dieser Position ist das für ihn wie ein Elfmeter", sagte Angreifer Patrik Schick bei Sky: "Er hat diese Topspin-Technik und macht es perfekt."
Hjulmand "hat uns viel Selbstvertrauen gegeben"
Einen Anteil am deutlich lebendigeren Auftritt der Werkself besaß nach Ansicht der Spieler aber auch Hjulmand, der auf den nach zwei Ligaspielen entlassenen Erik ten Hag gefolgt war. "Er hat uns viel Selbstvertrauen gegeben", sagte der starke Nathan Tella. Flekken lobte: Hjulmand sei "mit einer gewissen Deutlichkeit reingekommen, hat direkt die Prioritäten gesetzt, die für ihn sehr wichtig sind als Grundlage. Die haben wir heute sehr gut umgesetzt."
Der erste Saisonsieg sorgte für Erleichterung, gänzlich zufrieden war Hjulmand aber noch nicht. "Nein, ich möchte es nicht als perfekten Start bezeichnen - nachdem wir zwei Rote Karten bekommen haben", sagte der neue Bayer-Coach mit einem Grinsen im Gesicht. An seinen beiden bisherigen Trainingstagen in Leverkusen habe er das Verteidigen mit nur neun Spielern schließlich nicht einstudieren lassen. Nach den Platzverweisen gegen Kapitän Robert Andrich (59.) und Debütant Equi Fernández (90.+2) rettete Bayer den erlösenden Erfolg aber über die Zeit.
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