Vor dem Topspiel: Wie Wolfsburg und Stuttgart die Bundesliga überraschten

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Vor dem Topspiel: Wie Wolfsburg und Stuttgart die Bundesliga überraschten

Der Meistertitel des VfL Wolfsburgs kam für viele überraschend.
Der Meistertitel des VfL Wolfsburgs kam für viele überraschend.Profimedia
Ganze 15 respektive 17 Jahre ist es mittlerweile her, dass der VfL Wolfsburg und der VfB Stuttgart die Bundesliga gewannen. Es waren noch ganz andere Zeiten. Zeiten, vor der ewigen Bayern-Dominanz und Zeiten, die in zwei Dortmunder Meistertiteln ihr Ende fanden. Flashscore blickt zurück auf zwei Meisterschaften, die vor den Saisons, nicht zwingend zu erwarten waren.

VfL WolfsburgSaison 2008/2009

Zwei Punkte sollten den VfL Wolfsburg und den FC Bayern München am Ende der Saison trennen. Mit genau diesem Vorsprung gingen die Wölfe auch schon in den letzten Spieltag: Den Titel bereits in einer Hand, musste ein Sieg gegen Werder Bremen aber dennoch her, wenn man kein Risiko eingehen wollte.

Doch wie brachte man sich überhaupt in diese Situation? Nach zwei Beinahe-Abstiegen in den Jahren 2006 und 2007 war die Qualifikation für den UEFA-Cup im Jahr 2008 schon eine Riesen-Überraschung. Der Vater des Erfolgs: Felix Magath. Der ehemalige Trainer des FC Bayern kam bereits mit dem Spitznamen „Quälix“ Magath in die niedersächsische Landeshauptstadt und krempelte seinen Kader gewaltig um. Wer nicht mitzog, blieb zurück.

Der Vater des Erfolgs hieß Felix Magath (r.).
Der Vater des Erfolgs hieß Felix Magath (r.).Profimedia

Einen Titel gewinnt man als Trainer aber noch nicht alleine, da kann man seine Spieler noch so sehr quälen. Denn am Ende kommt es darauf an, mehr Tore zu schießen als seine Gegner. Zwei Spieler konnten dies in dieser Saison wie kaum andere: Grafite und Edin Dzeko. Dass der Brasilianer, der mit seinen 28 Toren Torschützenkönig wurde, hat man sich in Wolfsburg zwar erhofft, aber gezeigt, hatte es Grafite bis dato nicht. 12 Tore für Le Mans in der französischen Ligue 1 waren bis zur Saison 2008/2009 sein persönlicher Bestwert.

Für Edin Dzeko war das Meisterjahr 2009 sein ganz großer Durchbruch. 2007 aus Tschechien nach Deutschland gewechselt, deutete der Bosnier sein Talent früh an und überzeugte in grün und weiß auf ganzer Linie. Seine 26 Tore in der Bundesliga-Saison sollte Dzeko bis zum Ende seiner Zeit in Wolfsburg noch weiter ausbauen. Bei seinem Wechsel 2011 zu Manchester City standen ihm 85 Tore in 142 Spielen auf dem Konto. Es folgte eine Weltkarriere in England, Italien und aktuell der Türkei.

Neben Dzeko und Grafite haben aber auch zahlreiche weitere Spieler ihren Anteil am Erfolg: Andrea Barzagli verpasste nicht eine Minute, der aktuelle Geschäftsführer Sport Marcel Schäfer nur 31. Weitere Stars wie Christian Gentner, Diego Benaglio, Sascha Riether und Josue taten ihr Übriges.

Mit zusammen 54 Toren sind Dzeko und Grafite eines der besten Duos der Bundesliga-Geschichte.
Mit zusammen 54 Toren sind Dzeko und Grafite eines der besten Duos der Bundesliga-Geschichte.Profimedia

Springen wir aber nochmal zurück zum Saisonfinale: Zeitgleich wurde der Fernkampf um den Titel angepfiffen. Der VfL Wolfsburg hatte es mit dem späteren Pokalsieger Werder Bremen zu tun, der FC Bayern traf im Spitzenspiel auf den Tabellen-Dritten VfB Stuttgart. Realistisch ist der VfL bei einem Punktgewinn Meister – und sie ließen von Anfang an nichts anbrennen: Nach Toren von Zvjezdan Misimovic und Grafite, sowie einem Eigentor von Sebastian Prödl stand es bereits nach einer halben Stunde 3:0. Diego verkürzte auf Seiten der Bremen zwar nochmal, aber vergebens: Das Sturm-Duo Grafite/Dzeko beendet das 5:1 stilecht als Einheit.

Und seitdem? Der VfL Wolfsburg wurde zur Wundertüte der Bundesliga. Nach dem Meistertitel verpasste man Europa in den vier folgenden Jahren, wurde 2015 Vizemeister und stürzte einmal mehr ab. 2017 und 2018 konnte man erst in der Relegation die Klasse halten und qualifizierte sich im Jahr drauf plötzlich für die Europa League. Im aktuell unberechenbaren Mittelfeld der Bundesliga ist dieses Jahr noch alles möglich.

VfB StuttgartSaison 2006/2007

Ganze drei Spieltage beendete der VfB Stuttgart an der Spitze der Bundesliga. Nach einer kurzen Tabellenführung am 12. Spieltag, waren es schließlich die Spieltage 33 und 34, an denen man in Stuttgart jubelte. Doch genau auf diese Spieltage kommt es nun mal an. Im Fernduell mit Schalke 04, sah man sich zwischenzeitlich mit nichts als Blechmetall um den Hals.

Doch auch hier die Frage: Wie kam der VfB Stuttgart überhaupt in diese Situation? Schaut man ein paar Jahre zurück sieht man, dass der Erfolg nicht ganz aus dem nichts kam. Unter Felix Magath erreichte man in zwei Jahren den Sprung aus dem Keller in die europäischen Regionen der Tabelle. Nach kurzen Amtszeiten von Matthias Sammer und Giovanni Trapattoni kam dann der spätere Meistertrainer Armin Veh nach Baden-Württemberg – und wurde direkt erfolgreich.

Für Armin Veh bleibt die Meisterschaft bis heute der einzige Titel.
Für Armin Veh bleibt die Meisterschaft bis heute der einzige Titel.Profimedia

In einer Saison, in der kein Spieler die Bundesliga zerschoss, konnten sich die Schwaben aber auf zwei Stürmer verlassen: Mario Gomez und Cacau. Hört man diese Namen in Stuttgart, kommen Gefühle von Nostalgie hoch. Denn diese Namen werden im Zusammenhang der Meisterschaft immer wieder gerne hervorgeholt. Gomez wechselte kurz vor seinem 16. Geburtstag in die Jugend des VfBs und zerschoss die Jugendmannschaften der Reihe nach. Schließlich dann der Sprung in die A-Mannschaft, wo der spätere deutsche Nationalstürmer zum Star reifte, mit seinen 14 Toren maßgeblich zum Titel beitrug und schließlich nach München wechselte.

Zur Vereinslegende wurde Cacau nicht nur wegen seiner 13 Tore im Meisterschaftsjahr, sondern auch wegen seiner elf Jahre beim Verein. An seine Torausbeute aus der Saison 2006/2007 konnte er aber nur einmal anknüpfen.

Aber wie wird man Deutscher Meister, ohne Tore zu schießen? Die Antwort lautet unter anderem: Timo Hildebrand. Der siebenfache deutsche Nationaltorhüter blieb in 33 Spielen 13-mal ohne Gegentor. Dass er so wenig zu tun bekam, lag aber auch an einigen seiner Vorderleute: Pavel Pardo verpasste wie Hildebrand nur ein Spiel, dazu kommen Matthieu Delpierre und Roberto Hilbert, die ebenfalls kaum Minuten verpassten.

Cacau (2.v.l.) und Mario Gomez (2.v.r.) beim Torjubel.
Cacau (2.v.l.) und Mario Gomez (2.v.r.) beim Torjubel.Profimedia

Der Showdown der Saison fiel auch hier am letzten Spieltag, allerdings war von Anfang an klar: Der FC Bayern kann seinen Titel nicht verteidigen. Die Entscheidung sollte zeitgleich zwischen dem VfB Stuttgart (gegen Energie Cottbus) und dem zwei Punkte hinterher rennenden FC Schalke 04 (gegen Arminia Bielefeld) fallen. Und schnell sah es nach der großen Überraschung aus: Stuttgart kassierte in der 19. Minute das Gegentor durch Sergiu Radu – Zeitgleich führte Schalke bereits 2:0 durch Lincoln und Halil Altintop und sprang in der Live-Tabelle an die Spitze. Doch Thomas Hitzlsberger schoss in der 27. Minute den Ausgleich und brachte die Schwaben wieder auf Rang eins.

Bei einem Unentschieden Stuttgarts war klar: Schalke benötigt einen Vier-Tore-Vorsprung. Aber so sehr man sich bemühte, das Tor fiel nicht. Nach der Stuttgarter Führung durch Sami Khedira war dies aber auch nebensächlich. Der VfB Stuttgart feiert seinen ersten Meistertitel seit 15 Jahren.

Bis heute sollte es der letzte bleiben, denn es folgten dunkle Zeiten: Nach vier europäische Qualifikationen in den nächsten fünf Jahren stürzte man erst in den Tabellenkeller und schließlich in die 2. Bundesliga ab. Nach dem direkten Aufsteig, dem nächsten Abstieg und dem nächsten direkten Wiederaufstieg, spielte man in den letzten Jahren erneut gegen den Abstieg und rettete sich im Vorjahr nur durch die Relegation. Diese Saison ist man jedoch eine der Überraschungen der Saison: Serhou Guirassy und Deniz Undav schießen den VfB derzeit nach Europa. Das neue Duo Gomez/Cacau?