"Un partido canon": Ganz große Fußball-Oper zwischen Real und City im Bernabeu

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"Un partido canon": Ganz große Fußball-Oper zwischen Real und City im Bernabeu
Auch die beiden Trainer sprachen im Nachhinein von einem großen Spiel.
Auch die beiden Trainer sprachen im Nachhinein von einem großen Spiel.Profimedia
Das vibrierende Spektakel der atemlosen Giganten verzückte die Fußball-Welt - nur Toni Kroos hatte nach der Fußball-Oper von Madrid keine Lust auf Jubel-Arien. "Ich bin gefühlt nicht so zufrieden", sagte der deutsche Weltmeister zerknirscht: Diese Traumtore, die "selbst Manchester City" sonst nicht gelingen, die "tun natürlich weh. Wir müssen es in England deutlich besser machen als letztes Jahr."

Doch zunächst, es muss wirklich sein: Ein Blick auf dieses Spiel. Dieses Spiel, dieses 3:3! "Un partido canon", schrieb die Sportzeitung AS, in der die immer noch geflashten Fans am Mittwochmorgen in den Cafes des Stadionbezirks Chamartin raschelten: Ein Spiel wie eine donnernde Kanonenkugel.

Manchester City, die ballfressende Passmaschine, tick, tack, tock, minutenlang. Und dann: Kawumm! Drei Fernschusstore einer Mannschaft von Pep Guardiola, Erling Haaland dabei ohne jeden Einfluss, was auch Antonio Rüdiger zu verdanken war - wann hat man das schon mal gesehen?

Real andererseits, ruhig geduldig, macht ihr mal, uns reichen die 38 Prozent Ballbesitz. Aber wehe, ihr verliert ihn! Dann nämlich setzten Kroos, Rodrygo, Eduardo Camavinga oder Vinicius junior in Raketengeschwindigkeit ein fulminantes, unaufhaltsames, allerdings viel gradlinigeres Konterspiel auf die Schiene. Stefan Ortega, der dennoch überglücklichen neuen Nummer eins bei City, zischten die Bälle um die Ohren.

Netflix-Fußball statt Taktikschlacht

So entstand ein Hochamt des Fußballs, in dem Störfaktoren wie Erschöpfung oder technische Unzulänglichkeiten beinahe außer Kraft gesetzt schienen. Es war auf Perfektion getunter Netflix-Fußball, mehr Las Vegas als Madrid, mehr Entertainment als Gefühl. "Das Dach flog davon", schrieb der englische Guardian; Reals Brahim Diaz nannte es "ein wunderbares Spiel für Menschen, die Fußball lieben".

Toni Kroos aber liebt Ergebnisse. Sein ordnender Fuß, den er wieder brillant für seine Pässe in die vorletzte Linie einsetzte, ist eigentlich nicht gemacht dafür, wenn auf dem Platz ein irres kreatives Tohuwabohu ausbricht. Wenn, wie eine Zeitung schrieb, "die europäischen Schwergewichte in einem chaotischen Klassiker ringen".

0:1, 2:1, 2:3, 3:3, ein Tor schöner als das andere. Was soll da im Rückspiel noch kommen? Vor einem Jahr waren "wir dann ja relativ chancenlos", mahnte Kroos. "Wir wissen, dass City zu Hause noch mal ein Niveau stärker ist. Wir müssen dort mit der gleichen Persönlichkeit auftreten wie im eigenen Stadion."

Der Fußball kann sich darauf freuen - davon sprachen auch die Fans, die nach Mitternacht vor den Bocadillo-Bars ihr Bier zum Serranoschinken-Baguette aus Plastikbechern tranken. Werden am Mittwoch im Etihad Stadium durch ein frühes Tor alle Fesseln gelöst, kann Magie entstehen.

"Das Bernabeu ist das Bernabeu", sagte auch Guardiola, der mit dem FC Barcelona dort einige Schlachten geschlagen hat. "Es war ein fantastisches Spiel." In einem umgeformten Stadion, das mit seinen fünf Rängen für 80.000 Zuschauer tatsächlich wie ein großes Theater ist, aber auch noch einige bröselnde Baulücken hat.

Das Spiel hingegen war wie aus einem Guss. "Das Ergebnis nehmen wir gern", sagte Guardiola. Toni Kroos wird das nicht gerne gehört haben.

Zum Match-Center: Real Madrid vs. Manchester City