Chaos bei Ajax: Mislintat nach Derby-Blamage entlassen – Van Gaal sagt ab

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Chaos bei Ajax: Mislintat nach Derby-Blamage entlassen – Van Gaal sagt ab

Aktualisiert
Van Gaal sagt Ajax ab: "Gesundheit geht vor"
Van Gaal sagt Ajax ab: "Gesundheit geht vor"Profimedia
Der frühere Bayern-Coach Louis van Gaal steht für eine Rettungsmission beim krisengeschüttelten niederländischen Fußball-Rekordmeister Ajax Amsterdam nicht zur Verfügung. "Meine Gesundheit geht vor", sagte van Gaal am Sonntagabend dem niederländischen TV-Sender NOS. Er sei "nicht mehr in der Lage, Trainer eines Klubs zu sein. Bei einem Land hängt es von vielen Faktoren ab", ergänzte der 72-Jährige.

Am Sonntag hatten Ajax-Fans mit dem Werfen und Abbrennen von Pyrotechnik für einen Abbruch des Heimspiels gegen Feyenoord Rotterdam gesorgt. Zu diesem Zeitpunkt lag Rotterdam mit 3:0 in Führung. Vor dem Stadion brachen in der Folge Tumulte aus, einige Fans legten sich mit der Polizei an und warfen mit Pflastersteinen.

Zum Match-Center: Ajax Amsterdam vs. Feyenoord Rotterdam

Die Ajax-Anhänger hatten vor dem Spielabbruch immer wieder den Namen van Gaals skandiert. Der ehemalige Bondscoach, der kurzzeitig auch als Nachfolger von Hansi Flick als Bundestrainer im Gespräch war, erstickte die Hoffnungen auf eine Rückkehr zu seinem Ex-Klub aber im Keim. Van Gaal leidet an Prostatakrebs und befindet sich in ständiger Behandlung. Erst kürzlich sei er wieder operiert worden, berichtete er kürzlich.

1995 hatte der gebürtige Amsterdamer mit Ajax die Champions League gewonnen, von 1991 bis 1997 stand er in insgesamt 281 Pflichtspielen als Trainer für Ajax in der Verantwortung. Von November 2003 bis Ende Oktober 2004 war van Gaal außerdem als Technischer Direktor des Rekordchampions aktiv.

Der ehemalige Weltklassestürmer und Ajax-Trainer Marco van Basten äußerte sich derweil erschüttert über die Ausschreitungen und den Abbruch des Klassikers zwischen Amsterdam und Feyenoord. "Hört mal mit dem Profifußball in den Niederlanden auf. Offensichtlich können wir uns nicht benehmen", sagte der frühere Bondscoach beim TV-Sender Ziggo und ergänzte: "Das meine ich ernsthaft. Denn immer wieder passiert etwas." Die Politik müsse sich dem Thema annehmen.

Zweifel an Mislintats Sosa-Transfer bleiben

Mit nur einem Punkt aus den ersten fünf Spielen hat Ajax den schlechtesten Saisonstart seit 1965 hingelegt. Stunden nach dem Tiefpunkt gegen Feyenoord wurde Sportdirektor Sven Mislintat entlassen. Grund dafür sei der "Mangel an breiter Unterstützung innerhalb der Organisation" für den früheren Stuttgarter, hieß es auf der Homepage. Auch Trainer Maurice Steijn steht in der Kritik.

Der Verein hat derweil die Untersuchungen über das Verhalten des Ex-Sportdirektors rund um den Transfer des kroatischen Verteidigers Borna Sosa (früher VfB Stuttgart) fortgesetzt. Mislintats Abschied stehe allerdings nicht im Zusammenhang mit der Untersuchung, die von einem Wirtschaftsprüfer durchgeführt wird, teilte der Klub in einer Erklärung mit.

Als Grund für die Trennung wenige Stunden nach dem abgebrochenen Klassiker nannte Interimsgeschäftsführer Jan van Halst die fehlende Zusammenarbeit. "Verschiedene Versuche, eine breitere Basis herzustellen, haben nicht zu dem gewünschten Effekt geführt, und das führt zu Unruhe in und um den Klub herum. Das kommt auch durch die enttäuschenden Leistungen", schrieb Ajax auf seiner Homepage.

In der letzten Transferperiode hat Mislintat für 109 Millionen Euro neue Spieler gekauft. Die Verpflichtungen hatten sich bisher nicht als Verstärkungen erwiesen. Am Sonntag - Mislintat durfte auf Anordnung der Ajax-Direktion nicht im Stadion anwesend sein - stellte Coach Maurice Steijn überwiegend Spieler aus dem Ajax-Jugendbereich auf. Mislintat-Transfer Sosa hatte als Verteidiger eine Mitschuld an den Gegentoren und wurde zur Pause ausgewechselt. Ajax nahm unter Mislintat allerdings durch Spielerverkäufe 156 Millionen Euro ein.

Kritiker werfen Mislintat vor, zum Teil unbekannte Spieler aus zweiten europäischen Ligen zu überhöhten Preisen erworben zu haben. Bei seinen Einkäufen habe er zu wenig Rücksicht auf die Wünsche des von ihm angestellten Trainers Steijn genommen.