Ein echtes Laufwunder
Mo Fuseini hat sich rasch als einer der schnellsten Fußballer weltweit etabliert. In einem Ligaspiel gegen Anderlecht hat er die erstaunliche Höchstgeschwindigkeit von 37,58 km/h erreicht. Schneller war in der belgischen Liga noch kein Profi.
Zum Vergleich: Usain Bolt hat dieselbe Durchschnittsgeschwindigkeit erreicht, als er 2009 den 100-Meter-Weltrekord (9,58 Sekunden) aufstellte. In der UEFA Champions League 2023/24 war Nuno Mendes (PSG) mit 37,2 km/h der schnellste Spieler.
Im Gespräch mit Flashscore spricht Fuseini über seinen Weg zum Publikumsliebling bei Union SG: "Als ich in der Akademie sehr jung war, habe ich viel gedribbelt. Aber dann haben mir meine Trainer gesagt, dass ich schnell bin und ich mein Tempo nutzen soll. Da habe ich herausgefunden, dass ich sehr, sehr schnell bin."
Wegen seiner rasanten Geschwindigkeit kämpft Fuseini mit einem gängigen Klischee. Schnelle Spieler - so heißt es - haben oft Probleme bei der Entscheidungsfindung. Der 22-jährige Ghanaer ist sich dem bewusst und arbeitet aktiv daran, Ruhe zu bewahren, wenn er das Spielgerät auf den Füßen hat: "Man muss nachdenken, wenn man den Ball hat. Du kannst nicht immer nur rennen. Wenn du zu schnell läufst, kannst du nicht mehr so viel nachdenken. Du muss also sicherstellen, ruhig zu bleiben, wenn du läufst, und darüber nachdenken, wohin du läufst - mit und ohne Ball."
Auf die Frage, mit welchem Spieler sich Fuseini gerne ein Laufduell liefern würde, antwortet er lachend: "Mbappe!"
Rotsperre in der Europa League
Ein Duell, auf das der Angreifer noch einige Zeit warten muss. Saint-Gilloise hat die Qualifikation zur diesjährigen Ligaphase der Champions League verpasst, stattdessen ist der belgische Erstligist in der Europa League aktiv: "Es ist ein großartiger Wettbewerb", so Fuseini, der im ersten Spiel gegen Fenerbahce (2:1-Niederlage) wegen einer Rotsperre aussetzen musste: "Ich war sehr traurig, als ich von der Tribüne aus zusehen musste."
Fuseini zeigt Reue, spricht davon, dass die Rote Karte im CL-Quali-Spiel bei Slavia Prag ein großer Fehler gewesen sei: "Gegen Fenerbahce zu spielen, wäre ein großer Test für mich gewesen. Aber alle Dinge passieren aus einem bestimmten Grund. Ich muss einfach aus meinen Fehlern lernen und weitermachen."
Auch im Heimspiel gegen Bodö/Glimt am Donnerstag (21 Uhr) muss Fuseini seine Sperre noch absitzen.
Drittes Saisontor gegen Kortrijk
In seiner Freizeit spielt der ehemalige Profi von Sturm Graz gerne Call of Duty, das Leben in Belgien gefällt dem Afrikaner. Er holt sich in einem ghanaischen Laden regelmäßig etwas zu essen: "Nach Belgien zu kommen war eine der besten Entscheidungen, die ich getroffen habe, weil ich wusste, dass ich hier Freunde und neue Menschen treffen würde."
Fuseini hat in der laufenden Spielzeit drei Treffer in acht Einsätzen erzielt, jüngst scorte er auch beim 3:0-Sieg gegen Kortrijk. Zuvor war Royale Union fünf Pflichtspiele in Folge sieglos geblieben: "Ich denke, dass wir in den letzten Partien gut gespielt haben - aber es hat uns einfach an Toren und Präzision gefehlt."
Die Stürmer haben in den Tagen vor dem Match gezielt an "Abschlüssen" gearbeitet: "Das kam dann im Spiel zum Tragen. Wir hatten unsere Chancen und haben sie genutzt."
Fuseini trägt das Stürmer-Gen in sich, weiß aber auch, dass er seine Mannschaft nicht nur durchs Toreschießen unterstützt: "Vielleicht schaffe ich durch einen Lauf einen Raum für einen Mitspieler. Und dann schießt derjenige ein Tor oder ähnliches." Dass nicht jeder seiner Abschlüsse im Netz landet, "gehört dazu. Man kann nicht in jedem Spiel treffen."
Seine Rolle als Mittelstürmer interpretiert Fuseini äußerst modern, er lässt sich gerne auf den Flügel fallen, um ins Dribbling zu gehen: "Für mich geht es darum, ein Gleichgewicht zu finden. Ich bin mal im Zentrum, mal auf dem Flügel. Ich kenne meine Qualitäten."
"Jeder geht seinen eigenen Weg"
Dass bei Union SG in der Vergangenheit große afrikanische Spieler unter Vertrag standen - etwa Simon Adingra und Victor Boniface - macht Fuseini stolz. Auch er freut sich, eines Tages den nächsten großen Schritt zu machen, aber "jeder geht seinen eigenen Weg."
Er möchte sich auf seine aktuelle Aufgabe "konzentrieren und darauf, mehr Spiele zu machen, mich als Spieler zu entwickeln. Das ist mein größtes Ziel. Dann möchte ich der Mannschaft dabei helfen, dorthin zu gelangen, wo sie hingehört."
Trotz seiner guten Form hat Fuseini noch kein Länderspiel für Ghana bestritten. Dennoch bleibt er "geduldig" und optimistisch, denn: "Ich bin mir sicher, dass ich zum richtigen Zeitpunkt einberufen werde. Dann muss ich nur noch bereit sein."