Großherzogtum in Aufruhr: Fußballzwerg Luxemburg will "Geschichte schreiben"

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Großherzogtum in Aufruhr: Fußballzwerg Luxemburg will "Geschichte schreiben"

Leandro Barreiro möchte mit seinem Land zur EM in Deutschland.
Leandro Barreiro möchte mit seinem Land zur EM in Deutschland.Profimedia
Luxemburgs Fußballhelden können es kaum erwarten. Kurz nach Ostern ist es soweit. "Wir sind mächtig stolz", sagte Verbandsmanager Bob Fries. Denn: Am 4. April kommt das Sammelalbum mit Bildchen von Kapitän Laurent Jans und seinen Mitspielern auf den Markt. Ein UEFA-Stickerheft mit Luxemburger Fußballern - das hat es noch nie gegeben. Mit dem historischen EM-Ticket wollen sich die "Roude Leiw" schon vorher unsterblich machen.

Mit Siegen in den Play-offs am Donnerstag in Tiflis gegen Georgien und am Dienstag in einem möglichen Endspiel gegen Griechenland oder Kasachstan wäre das Team von Trainer Luc Holtz am Ziel. Luxemburg erstmals bei einer EM, das ultimative Fußball-Märchen wäre perfekt.

"Jeder meiner Spieler, die Verantwortlichen im Verband, ich selbst: Wir fiebern der Partie gegen Georgien entgegen", sagte Holtz: "Wenn man so nah dran ist, will man auch zur EM. Wir sind davon überzeugt, das Unmögliche möglich zu machen und sportliche Geschichte zu schreiben." Und Verbandspräsident Paul Philipp betonte bei RTL: "Das Georgien-Spiel hat einen völlig anderen Wert als alles, was wir bisher kannten."

Match-Center: Georgien vs. Luxemburg

Seit 14 Jahren arbeitet Holtz an dem Wunder, das nun Wirklichkeit werden kann. Lange wurden der frühere Nationalspieler und sein Team belächelt, nun, anno 2024, finden zum Play-off-Halbfinale in ganz Luxemburg Public-Viewing-Veranstaltungen statt. Das ganze Großherzogtum ist in Aufruhr, in dem kleinen Land mit seinen rund 660.000 Einwohnern herrscht plötzlich eine Fußball-Euphorie. Das spürt Holtz am eigenen Leib.

Von Pfiffen zu Autogrammen

"Auf den Straßen werde ich mittlerweile regelmäßig erkannt und um Autogramme gebeten. Vor kurzem kam beim Einkauf ein älterer Herr auf mich zu und sagte ganz laut: 'Das ist er, unser Trainer.' Wir mussten beide lachen. Die Stimmung hat sich gewandelt", erzählte Holtz kürzlich im Transfermarkt-Interview. Er kann sich noch an Zeiten erinnern, "da wurden wir ausgepfiffen. Es entsteht etwas in Luxemburg. Die Mannschaft, die Fans, die Zuschauer, der Verband, wir entwickeln uns zu einem großen Team."

Seine (neuen) Qualitäten bewies die Luxemburger Mannschaft in der bisherigen Qualifikation. In Gruppe J gewann die Mannschaft um den Mainzer Bundesligaprofi Leandro Barreiro fünf Spiele, unter anderem gegen Bosnien und Herzegowina sowie gegen Island. Vor dieser Qualifikation hatte Luxemburg von 117 Spielen in den Euro Qualifiers ganze acht gewonnen.

Für Holtz liegen die Gründe für den Höhenflug auf der Hand. Der Verband mit seinen gut 37.000 Aktiven (zum Vergleich: der DFB zählt über sieben Millionen Mitglieder) habe eine eigene Fußballschule ins Leben gerufen, "wo die Jugendspieler unter der Woche zusätzlich zum Vereinstraining trainieren können", berichtet der 54-Jährige. Zudem würden viele Jugendspieler frühzeitig den Sprung ins Ausland wagen, vermehrt nach Deutschland. "Sie profitieren hier von anspruchsvollen Spielen sowie intensiven Trainingseinheiten."

Deutschland beliebt bei den Nationalspielern

Galt Ex-Bundesligaprofi Jeff Strasser seinerzeit als Exot, verdient inzwischen ein Großteil des Kaders sein Geld im europäischen Ausland. Barreiro ist nur ein Beispiel von vielen. So kickt etwa Christopher Martins Pereira bei Spartak Moskau, Rekordschütze Gerson Rodrigues (20 Tore in 59 Länderspielen) in der Slowakei und Kapitän Jans (Waldhof Mannheim) wie acht weitere Spieler des aktuellen Kaders in Deutschland. "Als ich mein Amt angetreten habe, waren die Vorzeichen ganz andere", sagt Holtz: "Wir hatten lediglich einen Profi, der im Ausland tätig war, der Rest spielte in Luxemburg."

Dieser Tage gilt die volle Konzentration dem Spiel gegen Georgien. Vor dem Team um Trainer Willy Sagnol und 55.000 lärmenden Fans hat Holtz Respekt. "Das wird ein harter Brocken. Sie werden uns nichts schenken", sagt er, versichert aber: "Ebenso wenig, wie wir ihnen!"