Bei den Gastgebern kamen zwei Bekannte aus Fußball-Deutschland neu in die Startelf: Der ehemalige Ingolstädter Pascal Groß und Deniz Undav, der unter anderem beim SV Meppen Erfahrung in der 3. Liga gesammelt hatte, starteten im Vergleich zum 1:0-Erfolg über Manchester United am Donnerstag für Julio Enciso und Billy Gilmour.
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Auch Everton-Coach Sean Dyche wechselte zweimal: Kapitän Seamus Coleman musste verletzungsbedingt passen, für ihn begann der junge Nathan Patterson. Außerdem ersetzte Yerry Mina in der Innenverteidigung Michael Keane, der beim 2:2 gegen Leicester City in der vergangenen Woche das eine oder andere Mal unsicher wirkte. Dem ehemaligen Leverkusener Demarai Gray blieb somit ein weiteres Mal nur die Bank, Dominic Calvert-Lewin startete in der Sturmspitze.
Erste Halbzeit: Everton erstickt Brightons Druck früh
Nach der Niederlage von Leicester City beim FC Fulham wenige Minuten zuvor wusste der FC Everton, dass ein Sieg reichen würde, um die Abstiegszone vorerst zu verlassen. Und tatsächlich dauerte es exakt 34 Sekunden, bis die Toffees in Führung gingen. Calvert-Lewin hatte auf der rechten Seite zu viel Platz, drehte sich clever um Verteidiger Lewis Dunk und spielte den Ball flach in die Mitte. Dort stand Abdoulaye Doucoure genau richtig und schob locker zum 1:0 für die Gäste ein (1.).
Europacup-Anwärter Brighton & Hove Albion schien durchaus beeindruckt von dem Blitzstart des Gegners und konnte das eigene Kombinationsspiel zunächst nicht aufziehen. Der nächste Abschluss ging wieder auf das Konto der Gäste, aber Calvert-Lewins Schuss ging deutlich am Tor vorbei (16.). Die heimischen Seagulls hatten viel Ballbesitz, Everton stand defensiv in den ersten 20 Minuten aber sehr solide.
Nach vorne setzten die Gäste immer wieder Nadelstiche – und was für welche. Nach einem tiefen Ballgewinn brach Dwight McNeil über die linke Seite durch und flankte in die Mitte. Dort hatte erneut Abdoulaye Doucouré so viel Platz, dass der Abschluss nur noch Formsache war. Der Außenseiter führte mit 2:0 nach 30 Minuten.
Und damit noch nicht genug: Nur fünf Minuten später brachte der nächste Angriff für die Liverpooler den nächsten Treffer. Erneut war es der Stärkste Toffee der letzten Wochen, Dwight McNeil, der auf der linken Seite angespielt wurde. Mit Leichtigkeit ging er an Pascal Groß vorbei und spielte den Ball in die Mitte. Torwart Jason Steele war davon so überrascht, dass er den Ball am kurzen Pfosten ins eigene Tor lenkte (35.).
Brighton wirkte völlig von der Rolle, Trainer Roberto de Zerbi stand konsterniert am Spielfeldrand. Sein Team, das vor wenigen Tagen noch in einem emotionalen Spiel Manchester United geschlagen hatte, erspielte sich in der ersten Halbzeit nicht einen einzigen Torschuss. Die Gastgeber konnten sich im Gegenteil glücklich schätzen, dass Everton die letzte Konterchance nicht mehr nutzte (45.+3).
Zweite Halbzeit: Brighton läuft an, der Punch bleibt aus
Brightons italienischer Chefcoach reagierte mit sage und schreibe vier Wechseln auf die schwache Vorstellung in Durchgang eins. Tatsächlich starteten die Gastgeber auch mit Tatendrang in die zweite Hälfte. Einen Schuss von Solly March aus spitzem Winkel konnte Jordan Pickford parieren (48.), auch in den Minuten danach machten die Südengländer viel Druck auf den Strafraum der Gäste.
Gerade der eingewechselte Paraguayer Julio Enciso leitete viele Aktionen mit gekonnten Dribblings ein. Die beste Möglichkeit in der Phase nach der Pause hatte Brighton aber nach einem hohen Ball. Eine Halbfeldflanke von der rechten Seite fand den eingewechselten Evan Ferguson, dessen Kopfball aus fünf Metern Eventon-Schlussmann Jordan Pickford grandios aus der Ecke kratzte (59.).
Die Seagulls drückten weiter, doch ein Treffer wollte auch bei Solly Marchs Schuss nicht fallen, den Yerry Mina mutig mit dem Kopf abblockte (63.). Genauso wenig bei Evan Fergusons nächstem Abschluss aus dem linken Halbfeld, den Pickford mit den Fingerspitzen über die Latte lenkte (65.). Der Querbalken musste Sekunden später sogar selbst herhalten, als Weltmeister Alexis Mac Allister per Kopf am Aluminium scheiterte (66.). Knapp zehn Minuten später war wieder Pickford zu stark für den Kopfball des Argentiniers (75.).
In dieser Phase schien es eine Frage der Zeit zu sein, bis Brighton zum Anschlusstreffer kommen würde. Letztlich verpasste es der Tabellensiebte aber, diese Überlegenheit zu nutzen, und wurde auf der anderen Seite wieder bestraft. Nach einer Ecke für Brighton kam Solly March nicht hinterher, Everton konterte eiskalt und Dwight McNeil krönte seine Weltklasse-Leistung mit dem Treffer. Erst bekam er den Ball im Strafraum, aber anstatt vor Torwart Steele abzuschließen, begrüßte er drei Gegenspieler noch persönlich, ließ diese ins Leere rutschen und lief mit dem Ball und mit jubelnden Armen ins leere Tor (77.). Das 0:4 und die endgültige Entscheidung zu Gunsten der Toffees.
Immerhin: Brighton kam dann doch noch zu seinem Treffer. Nach einer Flanke von Pascan Groß beförderte zunächst Kaoru Mitoma das Leder an den Pfosten. Der Abpraller sprang Alexis Mac Allister an den Rücken, von dort kullerte die Kugel ins Tor (79.). Man ist geneigt zu sagen: Wenn Brighton an diesem Abend ein Tor erzielen konnte, dann nur so.
Brighton steckte nicht auf, das muss man ihnen lassen. Eine Direktabnahme des bemühten Mitoma bekam Teamkollege Levi Colwill zwei Meter vor dem Tor an den Kopf, der Ball flog aber über die Latte (82.). Da nun auch Pickford über sich hinauswuchs und einen platzierten Flachschuss von Ferguson aus kürzester Distanz abwehrte (88.), musste das Team von Roberto de Zerbi akzeptieren, dass es an diesem Montagabend schlicht nicht sein sollte.
Im Gegenteil: Die Kirsche auf der Sahne lieferte erneut Dwight McNeil. Auch in der 96. Minute hatte er noch genug Power, um einen Ein-Mann-Konter über die linke Seite zu fahren und den Ball aus halblinker Position knochentrocken in den linken Torwinkel zu schweißen. Der Schlusspunkt in einem denkwürdigen Spiel aus Sicht des FC Everton.
Flashscore-Spieler des Spiels: Dwight McNeil
Als Lieblingsschüler von Trainer Sean Dyche hat der 23-Jährige ohnehin einen guten Stand beim FC Everton, doch in den letzten Wochen überzeugt der Flügelspieler durch konstant starke Leistungen. An so gut wie jeder Offensivaktion war der ehemalige Burnley-Mann beteiligt, erzwang das Eigentor von Jason Steele zum 0:3 und erzielte das 0:4 und das 1:5 in fantastischer Manier selbst.