Personell hatte Deutschlands Trainer Christian Wück schon vor der Partie eine wichtige Wahl zu treffen und entschied sich auf der Torhüterposition für den eigentlichen Ersatzmann Konstantin Heide, der im Halbfinale gegen Argentinien einspringen musste und im Elfmeterschießen zum Helden avancierte.
Der Schlussmann der SpVgg Unterhaching hatte in der ersten Halbzeit aber ohnehin wenig zu tun, denn die im Vergleich zum Halbfinale unveränderte deutsche Mannschaft kontrollierte das Spiel und verteidigte konzentriert. In der Offensive hätte Paris Brunner die Wück-Elf beinahe schon nach wenigen Minuten in Führung gebracht, doch bei der Vorlage von Max Moerstedt stand der Dortmunder klar im Abseits.
Besser machte es der trickreiche Angreifer dann wenige Minuten später vom Elfmeterpunkt. Nach einem Schuss von der linken Seite konnte der französische Torwart Paul Argney noch parieren, doch beim Nachschussversuch wurde Bilal Yalcinkaya gefoult. Nach einer Video-Überprüfung, ob zuvor eine Abseitsposition vorgelegen hatte, entschied sich Schiedsrichter Espen Eskas aus Norwegen zurecht für einen Strafstoß. Brunner verwandelte souverän unten links und brachte die DFB-Elf in Führung (29.).
Im weiteren Verlauf der ersten Hälfte wirkten die Franzosen geschockt und konnten sich keine Möglichkeiten erspielen, sodass die Führung zur Halbzeit absolut in Ordnung ging.
Nach der Pause bot sich den Zuschauern im ausverkauften Manahan Stadium in Surakarta aber ein völlig anderes Bild. Die Halbzeitansprache des französischen Trainers Jean-Luc Vannuchi zeigte Wirkung und sein Team übernahm das Kommando. So kam es durchaus überraschend, dass es wieder die deutsche Mannschaft war, die nach einem Konter und einer tollen Einzelleistung von Max Moerstedt durch Spielmacher Noah Darvich auf 2:0 erhöhte (51.).
Ein Tiefschlag für die Bleuets (dt. „die kleinen Blauen“), doch die ließen sich nicht unterkriegen und schlugen direkt im Gegenzug zurück. Der auffällige Saimon Bouabré dribbelte sich über die linke Seite durch und schloss trocken in die untere rechte Ecke ab (53.).
Frankreich kam gut in die Schlussphase
In der Folgezeit lagen die Spielanteile klar bei den Franzosen. Insbesondere ab der 69. Minute, als der im Turnier so starke aber bereits vorbelastete Winners Osawe mit einer Grätsche im Mittelfeld zu spät kam und vom Unparteiischen die Gelb-Rote Karte gezeigt bekam.
Nach einem Turnier mit vielen offensiv geführten Spielen musste Deutschland nun leiden und den pressenden Franzosen hinterherlaufen. Fünfzehn Minuten hielten die DFB-Junioren das durch, doch in der 85. Minute kamen die Franzosen zum Ausgleich. Ein Doppelpass auf der rechten Seite hebelte die Abwehr aus, die flache Hereingabe schob Mathis Amougou am langen Pfosten mühelos ein.
Nadelstiche gelangen den DFB-Junioren in der zehnminütigen Nachspielzeit nur selten, ein Versuch von Moerstedt aus kurzer Distanz ging über das Tor (90.+1). Ansonsten hielten sich beide Mannschaften aber zurück, sodass es wie im EM-Finale auch im WM-Finale ins Elfmeterschießen ging.
Konstantin Heide erneut der Held
Nachdem der erste Schütze der Franzosen getroffen hatte, scheiterte Eric da Silva Moreira am französischen Keeper Paul Argney. Doch auch Nhoa Sangui und Bastien Meupiyou vergaben, sodass Deutschland wie im Sommer das Elfmeterschießen drehte. Doch das Drama ging weiter, im potenziell entscheidenden Schuss scheiterte auch Paris Brunner an Argney. Konstatin Heide wuchs nun über sich hinaus und parierte auch den Elfmeter von Gomis. Almugera Kabar traf und sorgte für unbändigen Jubel in Surakarta.
Christian Wück gibt sich einfach nur beeindruck: „Wir sind Europa– und Weltmeister, diese Jungs machen sich unsterblich, ich bin so stolz, diesen Jahrgang zu betreuen. Es war unser letzter Spiel und es ist ein unglaubliches Glücksgefühl.“ Und nochmal pochte der U17-Nationaltrainer auf die tolle Moral: „Wenn man irgendwo den Charakter dieser Mannschaft kennengelernt hat, dann heute. Wieder zurückgelegen im Elfmeterschießen und trotzdem gewonnen, einfach der Wahnsinn.“
Zum Match-Center: Deutschland vs. Frankreich
Golden Ball an Paris Brunner, Frankreich Schlussmann geehrt
Bevor der Weltmeister gekürt wurde, hat noch Paris Brunner seine Auszeichnung als bester Spieler bekommen. Der Dortmunder Nachwuchsspieler hat die Mannschaft in wichtigen Momenten durch seine Torgefahr und Variabilität zum Sieg geführt. Die Auszeichnung für den besten Torhüter bekam Paul Argney, der französische Schlussmann konnte bis zu diesem Finale durchwegs gute Leistungen zeigen.
Neben der Verleihung der Final-Medaillen, war auch die Mannschaft von Mali zugegen, die sich nach ihrem Sieg gegen Argentinien überraschend zum Drittplatzierten bei dieser WM küren konnte.