Frauen-WM 2023: Gruppe H mit Deutschland in der Analyse

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Trainerfuchs und Wunderkind: Das sind Deutschlands Gegner bei der Frauen-WM

Yi, Pedros und Caicedo: Das DFB-Team trifft schon in der Vorrunde auf spannende Gegner.
Yi, Pedros und Caicedo: Das DFB-Team trifft schon in der Vorrunde auf spannende Gegner.Profimedia
Drei Gegner von drei verschiedenen Kontinenten: Die Gruppenphase ist für die DFB-Damen die erste große Herausforderung. Bei der Frauen-WM 2023 in Australien und Neuseeland trifft das Team von Bundestrainerin von Martina Voss Tecklenburg auf Südkorea, Kolumbien und Marokko. Alles Teams, die gegen Mitfavorit Deutschland als Außenseiter gelten. Auf die leichte Schulter sollte aber niemand genommen werden.

Jede Mannschaft bringt ihre ganz eigenen Qualitäten und Fähigkeiten mit. Wir analysieren die deutschen Gruppengegner, und achten dabei besonders genau darauf, was die Teams gefährlich macht und was sie auszeichnet. 

Marokko (Montag, 24. Juli)

Es ist noch nicht lange her, da war Frauenfußball in Marokko vollkommen verpönt. Die Spielerinnen wurden nicht einmal als Amateurinnen anerkannt. Das restriktive Frauenbild in der arabischen Welt machte es ihnen schwer, als Sportlerinnen wahr- und ernst genommen zu werden. 

Die Wende kam mit dem Afrika-Cup 2022. Marokko wurde zum Gastgeber ernannt, das Frauen-Team wurde erstmals explizit gefördert und trainiert seitdem im selben Trainingszentrum wie die Männerauswahl. Ausgestattet mit einer modernen Infrastruktur und enormem Teamgeist möchten die Marokkanerinnen es den Herren gleichtun und bei der Frauen-WM 2023 für Furore sorgen.

Reynald Perros (mit Mütze) und seine Spielerinnen
Reynald Perros (mit Mütze) und seine SpielerinnenFederation Royale Marocaine de Football

Trainer Pedros als X-Faktor

Geleitet wird die Operation K.-o.-Runde von Reynald Pedros. Der ehemalige französische Nationalspieler betreut Marokko seit 2020 und führte die Atlas-Löwinnen erstmals in ihrer Geschichte zu einer Weltmeisterschaft. Zuvor feierte Pedros bereits große Erfolge mit Olympique Lyon, wo er zweimal die Champions League gewann und als Welttrainer ausgezeichnet wurde.

Pedros präferiert eine ausgeglichene Herangehensweise. Eine solide Verteidigung und eine effektive Offensive haben denselben Stellenwert in Pedros' taktischer Vision. Schwierige Testspiele gegen die Schweiz und Italien endeten jeweils 0:0, eine starke Defensive kann man also bereits vorweisen. Taktisch muss sich Marokko vor niemandem verstecken. 

Auf dem Platz gibt Ghizlane Chebbak den Ton an. Die Stürmerin ist das Herzstück des Teams und wurde beim letztjährigen Afrika-Cup zur Spielerin der Gruppenphase gekürt, nachdem sie in jeder Partie getroffen hatte. Und auch in Bezug auf die Frauen-WM ist die 32-Jährige vom marokkanischen Serienmeister AS Far ambitioniert: "Wir fahren nicht zur Weltmeisterschaft, um einfach nur dabei zu sein. Wir wollen uns erfolgreich mit den besten Mannschaften des Turniers messen."

Realistisch betrachtet, ist Marokko noch ein gutes Stück von der Weltspitze entfernt. Defensive Qualität, ein hervorragendes Coaching und beispielloser Teamgeist machen die Atlas-Löwinnen aber zum gefährlichen Underdog. 

Zum Match-Center: Deutschland vs. Marokko

Kolumbien (Sonntag, 30. Juli) 

Positive Schlagzeilen produzierte die kolumbianische Nationalmannschaft in den vergangenen Tagenkeine. Im letzten Testspiel vor der WM trafen die Südamerikanerinnen auf Irland – und sorgten für einen mittleren Skandal. Aufgrund übertriebener Härte musste das Spiel abgebrochen werden. Irlands Denise O'Sullivan war schwer verletzt worden.  

"Wir haben um die Körper der Spielerinnen gefürchtet", bilanzierte die irische Trainerin Vera Pauw. Das DFB-Team muss gegen Kolumbien also von Anfang an Courage zeigen und darf sich nicht einschüchtern lassen. 

Caicedo lässt Kolumbien träumen

Abseits aller körperlichen Härte sind "Las Cafeteras" aber auch in der Lage, ansehnlichen Fußball zu spielen. Der Beweis: Die Südamerika-Meisterschaft 2022, als man erst im Finale an der Übermacht Brasilien scheiterte. Dieser zweite Platz berechtigte zur insgesamt dritten WM-Teilnahme, bei der Kolumbien – wie 2015 – das Achtelfinale erreichen will. "Wir fliegen mit großer Zuversicht zu diesem Turnier und wollen dort möglichst weit kommen", so Trainer Nelson Abadia.  

Um dieses Ziel zu erreichen, wird vor allem eine Spielerin abliefern müssen: Linda Caicedo. Die Stürmerin gewann mehrfach die kolumbianische Meisterschaft, wird in der Heimat als Superstar gefeiert, steht bei Real Madrid unter Vertrag – und ist erst 18 Jahre alt. Richtig gehört, 18! Trotzdem ist sie seit vier Jahren Nationalspielerin und sorgt mit ihrer wieselflinken sowie trickreichen Spielweise für viel Zuversicht in ihrer fußballbegeisterten Heimat.

 "Linda ist außergewöhnlich", schwärmt Trainer Abadia. Caicedo kann den Unterschied machen, aber auf den schmalen Schultern einer Teenagerin ruht schon jetzt ein enormer Druck. Sollte die Schlüsselspielerin abliefern, kann das – kombiniert mit einer harten Herangehensweise – für einige Gegner bei der Frauen-WM 2023 richtig unangenehm werden. Auch und besonders für Deutschland. 

Zum Match-Center: Deutschland vs. Kolumbien

Südkorea (Donnerstag, 3. August)

Kansas, 22. Oktober 2022: Südkorea erkämpft sich im Testspiel gegen die USA ein heldenhaftes 0:0. Seit diesem Spiel ist bei den "Taegook Ladies" eine klare Aufbruchsstimmung zu erkennen. Technisch, taktisch, physisch und mental hat sich der südkoreanische Frauenfußball in den letzten Jahren enorm entwickelt.

Diese Entwicklung führt die Vize-Asienmeisterinnen nun zur vierten WM-Teilnahme nach 2003, 2015 und 2019. Das Ziel in Neuseeland und Australien ist es, zum zweiten Mal nach 2015 die K.-o.-Runde zu erreichen. Besonders im Fokus werden dabei der Trainer und seine Topstürmerin stehen. 

Trotz guter Entwicklung fehlt Südkorea die Qualität

Trainer Colin Bell ist in Deutschland kein Unbekannter: Zu Spielerzeiten war der Engländer in der 2. Bundesliga unterwegs und als Trainer gewann der 61-Jährige mit dem FFC Frankfurt die Champions League.

Seit 2019 betreut Bell Südkorea und hat in dieser Zeit den Frauenfußball vor Ort enorm vorwärtsgebracht. Vor seiner Zeit war selbst der ungeliebte Nachbar Nordkorea den Taegook Ladies voraus. Mittlerweile zählt Südkorea in Asien zu den Spitzenteams – was der zweite Platz bei der Asienmeisterschaft 2022 verdeutlicht.

Colin Bell gewann 2015 mit dem FFC Frankfurt die Champions League
Colin Bell gewann 2015 mit dem FFC Frankfurt die Champions LeagueFIFA

 Trotzdem ist noch viel zu tun. Vorne fehlt es an Qualität im Abschluss und hinten erinnert man bei zu viel Gegnerdruck eher einem Hühnerhaufen als einer Abwehrkette. Das ist auch Bell bewusst: "Wir müssen ein Level erreichen, das wir nie zuvor hatten. Sonst wird das nicht funktionieren."

Gehobene Klasse verkörpert nur Stürmerin So-Yun-Ji, die vor ihrer dritten WM-Teilnahme steht. Die 32-Jährige spielte acht Jahre lang beim FC Chelsea und gewann dort viermal die englische Meisterschaft. Diese Erfolge und ihre sportlichen Qualitäten brachten Ji in der Nationalmannschaft eine herausragende Stellung ein. Zudem ist sie Rekordtorschützin des Teams.

In der Heimat wird sie als "weiblicher Heung-Min Son" bezeichnet. Dementsprechend groß sind auch die Träume von So-Yun Ji: "Ich möchte eine Chance bekommen, den WM-Pokal anzufassen." Realistisch ist das nicht, schon das Überstehen der Gruppenphase wäre ein riesiger Erfolg.

Zum Match-Center: Deutschland vs. Südkorea

Flashscore-Prognose für Gruppe H

1. Deutschland

2. Kolumbien

3. Marokko

4. Südkorea