Kommentar: Warum Josko Gvardiol der stärkste Innenverteidiger der Welt wird

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Kommentar: Warum Josko Gvardiol der stärkste Innenverteidiger der Welt wird

Aktualisiert
Viel Erfolg in jungen Jahren: Mit Kroatien gewann Gvardiol WM-Bronze in Katar
Viel Erfolg in jungen Jahren: Mit Kroatien gewann Gvardiol WM-Bronze in KatarProfimedia
Von zahlreichen Topklubs begehrt und nun im Kader Pep Guardiola: Josko Gvardiol war auf dem Transfermarkt heiß begehrt, der Forderung von RB Leipzig nach rund 100 Millionen Euro Ablöse für den Kroaten wurde am Ende nachgekommen. Flashscore erklärt euch, wieso Gvardiol nicht nur der teuerste Verteidiger der Welt, sondern auch auf dem besten Weg dahin ist, einer der besten der Geschichte zu werden. Ein Kommentar von Heik Kölsch.

Die besten Spieler gehören in die besten Vereine. Folgerichtig wechselt Josko Gvardiol zur Saison 2023/24 von RB Leipzig zum aktuellen Sieger der Champions League, Manchester City. Ein Transfer, der sich über Monate angedeutet hat.

Josko Gvardiol.
Josko Gvardiol.Opta by StatsPerform / AFP

Doch was genau bestimmt eigentlich den hohen Marktwert des Youngsters? Eine Frage, die sich zahlreiche Freunde des Fußballs stellen: Welche Anlagen, welche Fähigkeiten muss ein Verteidiger mitbringen, um derart begehrt zu sein?

Josko Gvardiol: Der komplette Innenverteidiger

Nun, um eines vorwegzunehmen: Die Beschreibung des perfekten Innenverteidigers, gleicht jener von Gvardiol fast aufs Haar. Die Maldinis und Nestas der Vergangenheit zeichneten sich durch Zweikampfstärke, Stellungsspiel, Schnelligkeit, Kopfballhoheit und Kompromisslosigkeit aus – Eigenschaften, die Gvardiol allesamt bereits in jungem Alter in Perfektion zu beherrschen scheint.

Der moderne „Centre-Back“ muss jedoch auch weitere Attribute wie Übersicht, Spielaufbau und Technik mitbringen. Und da sticht der Kroate positiv hervor.

Wurde er von seinen Landsmännern bei der EM 2021 – bei der er von Erfolgscoach Zlatko Dalic auf der Linksverteidigerposition noch ins kalte Wasser geworfen wurde – zunächst als überschätzt bezeichnet, gelang Gvardiol spätestens bei der WM 2022 in Katar der Durchbruch.

WM 2022: Ein Stern geht endgültig auf

Nicht etwa Luka Modric, sondern Josko Gvardiol war häufig der erste Name, welcher nach den Partien der Kroaten genannt wurde. Der moderne Fußballkritiker tendiert dazu, auf die „entscheidenden“ Momente und Spiele zu verweisen. Im letzten Gruppenspiel der WM gegen Belgien, als es um das nackte Überleben im Wettbewerb ging, stach Gvardiol mit neun klärenden Aktionen und 59 von 62 angekommenen Pässen hervor.

Ob das Vereiteln von Kevin De Bruynes tödlichen Pässen oder den entscheidenden Interceptions gegen Romelo Lukakus Großchancen: Gvardiol war gegen die Roten Teufel omnipräsent.

Gvardiol (r.) ist bereits eine feste Größe bei den Vatreni
Gvardiol (r.) ist bereits eine feste Größe bei den VatreniAFP

Aus der kroatischen Abwehr, die mit den „Oldies“ Domagoj Vida und Dejan Lovren in den letzten Jahren eher als Unsicherheitsfaktor galten, formte Dalic mit der Hereinnahme von Gvardiol eine neue Stärke.

Auch dank des starken Aufbauspieles und der feinen Technik des ehemaligen Spielers von Dinamo Zagreb wurde das Mittelfeld Kroatiens um Modric und Mateo Kovacic im Spielaufbau entlastet und konnte sich vermehrt um Aufgaben im letzten Drittel kümmern.

Josko Gvardiol ist auch torgefährlich

Und da hört es noch nicht auf. Denn Gvardiol erweitert sein Spiel stetig, was auch auf seine beispielhafte Arbeitseinstellung zurückzuführen ist: „Ich habe mich komplett meiner Arbeit gewidmet. Ich habe alles aufgenommen und an mir selbst gearbeitet. Ich glaube, ich kann mich weiter verbessern“, hatte Gvardiol – der bereits als 18-Jähriger auf dem Wunschzettel vom Guardiola-Vertrauten Marcelo Bielsa bei Leeds United stand – verlauten lassen.

Gvardiol (oben r.) traf zum 1:1 gegen Manchester City.
Gvardiol (oben r.) traf zum 1:1 gegen Manchester City.AFP

Das Resultat reflektiert sich in seiner Spielweise, beispielsweise der Hinspiel-Partie des Champions-League-Achtelfinals 2023 im März. Dort schaltete er nicht nur Citys Erling Haaland komplett aus, sondern trug sich mit dem enorm wichtigen 1:1-Ausgleichstreffer zudem auch in die Torschützenliste ein. Zuvor hatte er bereits in der Gruppenphase gegen Real Madrid getroffen. Gvardiol kann also auch vorne für Gefahr sorgen.

Bei der WM 2023 haben wir darüber hinaus Vorstöße aus der Tiefe bestaunen dürfen, wie man sie zuletzt vielleicht von einem gewissen Lucio im Trikot von Bayer Leverkusen und Bayern München kannte.

Im Spiel um Platz 3 gegen Marokko marschierte er über den gesamten Platz, drang in den Strafraum des Kontrahenten ein und konnte dort lediglich durch ein klares Foulspiel gestoppt werden. Das wurde zwar (unerklärlicherweise) weder vom Schiedsrichter noch vom VAR als Elfmeter geahndet – es genügte aber, um seinen Namen in ein paar Notizbüchern mehr zu verewigen.

Aus Fehlern lernt Josko Gvardiol

Ein weiteres Beispiel, das in Gvardiols Profil und Mentalität passt: Im WM-Halbfinale umkurvte ihn Lionel Messi Mitte der zweiten Hälfte zweifach und leitete so das entscheidende 3:0 für die Argentinier ein. Ein Zeichen, das auch Gvardiol noch nicht perfekt ist und immer noch einfache Fehler macht.

Die herbe Kritik, die er dafür hat einstecken müssen, hat er schnellstens abgeschüttelt und nach der WM-Pause knüpfte er in Leipzig mit großartigen Leistungen genau da an, wo er aufgehört hatte.

Nächstes Mal gewinnen wir gegen Messi“, meinte Gvardiol nach der Weltmeisterschaft. Ich würde definitiv nicht dagegen wetten. Ich bin mir auch sicher, dass er aus einem einschneidenden Erlebnis wie der 0:7-Klatsche der Leipziger in eben jenem Rückspiel gegen Manchester City Schlüsse ziehen und sich weiter verbessern wird. Künftig auch unter der Anleitung von Pep Guardiola.

Warum wird Josko Gvardiol eine riesige Karriere hinlegen?

Weil er schon jetzt extrem reif und erfahren für sein Alter ist. Er versteht die Dynamik eines Spiels perfekt, kann das Spiel des Gegners lesen und hat jene Courage und Ausstrahlung, um die gegnerische Offensive mit Tacklings und Interventionen zu dominieren.

Außerdem dient ihm sein starker linker Fuß im Spielaufbau als zusätzliches Plus, sein robuster und aggressiver Spielstil verschafft ihm den nötigen Respekt beim Gegner.

Er ist technisch enorm beschlagen, kann auch offensiv 1-gegen-1-Situationen lösen und verfügt über einen unwiderstehlichen Antritt in Umschaltsituationen. Seit geraumer Zeit hat er noch dazu seinen Torriecher entdeckt.

Das Talent von Gvardiol kennt keine Grenzen –  und ich bin mir sicher, dass er eines Tages auch die Laufbahn eines Nemanja Vidic, der für viele als der beste Verteidiger in der Geschichte des Balkans gilt, in den Schatten stellen wird.