Kroatien fliegt mit gutem Gefühl und Bronzemedaillen nach Hause - Marokko verliert knapp

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Kroatien fliegt mit gutem Gefühl und Bronzemedaillen nach Hause - Marokko verliert knapp

Kroatien fliegt mit gutem Gefühl und Bronzemedaillen nach Hause - Marokko verliert knapp
Kroatien fliegt mit gutem Gefühl und Bronzemedaillen nach Hause - Marokko verliert knappStatsPerform/AFP
Mit einem starken letzten Auftritt sicherte sich Kroatien die Bronzemedaille bei der WM 2022 in Katar. Marokko - das große Überraschungsteam des Turniers - musste sich der Erfahrung der Vatreni geschlagen geben. Bereits zur Halbzeit stand es 2:1. Im zweiten Spielabschnitt verlor Marokko die Nerven und kroch zunehmend auf dem Zahnfleisch. Luka Modrić überzeugte bei seinem letzten WM-Auftritt ebenso wie ein bis dato verborgen gebliebener Mislav Oršić.

Manche Experten wollen dem Spiel um Platz drei seine Daseinsberechtigung absprechen. Es sei eine zusätzliche Belastung für die Spieler, für den Turnierverlauf nicht mehr ausschlaggebend, schlicht und einfach nicht notwendig - das mag alles sein. Dennoch, weder Kroatien noch Marokko schienen von solchen Diskussionen etwas zu wissen. Die beiden Konkurrenten - bereits Rivalen in der Gruppenphase - kämpften im kleinen Finale am Samstag um jeden Millimeter.

Das Khalifa International Stadium bot nicht nur einigen bis hierhin kaum oder gar nicht eingesetzte Akteure wie den jungen kroatischen Innenverteidigern Josip Šutalo, Josip Stanišić oder Abdelhamid Sabiri aufseiten Marokkos die Möglichkeit, sich auf der großen Bühne zu präsentieren. Auch Kroatiens Superstar Luka Modrić betrat zum (höchstwahrscheinlich) letzten Mal eine WM-Bühne. In der Vorrunde hatten sich die Mannschaft noch mit einem faden 0:0 voneinander getrennt.

Ohne der bislang bei dieser WM so maßgeblichen Furcht vor einem verpassten Aufstieg zeigten die Akteure von Beginn weg ihr ganzes Können. Nach zehn Minuten war es bereits 1:1 gestanden, Mislav Oršić erzielte mit einem traumhaften Schlenzer kurz vor dem Pausenpfiff das entscheidende Tor. "Wir wollen diese Bronzemedaille unbedingt", hatte Zlatko Dalić vor Spielbeginn erklärt. Er bekam sie - es ist das dritte Edelmetall für die Vatreni bei einer WM nach 1998 und 2018.

Kroatien dominierte im Spiel um Platz drei den Gegner aus Marokko
Kroatien dominierte im Spiel um Platz drei den Gegner aus MarokkoOpta by Stats Perform

Erste Halbzeit: Beide Teams mit offenem Visier

Es dauerte keine zwei Minuten, da kam zum ersten Mal Torgefahr auf: Marokkos Torhüter Bono glaubte, seinen inneren Manuel Neuer gefunden zu haben - tatsächlich fabrizierte er bei seinem Versuch, das Spiel mit Bedacht zu eröffnen, beinahe ein Eigentor. Der Ball rutschte ins Aus, Marokko war ein echter Horrorbeginn erspart geblieben. Für diesen sorgte der nach einem enttäuschenden Halbfinalauftritt stark verbesserte Joško Gvardiol. Der Leipziger kehrte im kleinen Finale zu seiner persönlichen Bestform zurück und brachte die Südosteuropäer zum ersten Mal bei diesem Turnier in Führung. Amrabat hatte ein Foul knapp vor dem Strafraum verschuldet, Perišić leitete den Ball zur Mitte weiter, Gvardiol vollendete (Minute 7). 

Keine zwei Minuten später unterstrich Marokko die eigene Willenskraft. Hakim Ziyech brachte einen Freistoß zur Mitte. Dominik Livaković war nur zögerlich aus seinem Kasten geeilt - der bereits gegen Frankreich in die Startelf gerutschte Innenverteidiger Achraf Dari bestrafte Livaković für dessen Stellungsfehler und glich ebenfalls per Kopf aus. Fortan versuchte Marokko das gewohnte Spiel aufzuziehen - dichte Staffelung im Zentrum, im Umschaltspiel schnelle Kombinationen über das Starduo Ziyech-Hakimi.

Luka Modrić spielte auch im Spiel um Platz drei überzeugend
Luka Modrić spielte auch im Spiel um Platz drei überzeugendAFP

Modrić bewies noch einmal sein ganzes Können, zauberte nicht bloß enorm intelligente Pässe aus dem Fußgelenk, sondern überzeugte auch mit starkem Kampfeinsatz und gutem Gefühl für die Dynamik des Spiels. Er überzeugte mit eben jenen Qualitäten, durch die er in den vergangenen 15 Jahren weltweite Bekanntheit erlangt hatte - und trug sich beinahe in die Torschützenliste ein. Bono rettete gegen einen Fernschuss des 37-jährigen Mittelfelddirigenten stark, Marokko-Stoßstürmer Youssef En-Nesyri verpasste auf der Gegenseite den Torerfolg zweimal knapp.

Besser machte es da Mislav Oršić: als es so aussah, als hätte Kroatiens Majer den Ball bereits vertändelt, kam der Ball zum 29-jährigen Dinamo-Flügel. Oršić störte der komplizierte Abschlusswinkel überhaupt nicht - er zirkelte den Ball traumhaft ins lange Eck, Bono blieb ohne jede Abwehrchance (Minute 44). Kroatien stellte kurz vor der Halbzeit die Weichen auf Sieg.

Zweite Halbzeit: Kroatien verwaltet, Marokko kämpft mit den Nerven

Die zweite Hälfte wurde für die erfahrenen Kroaten (Altersdurchschnitt im WM-Kader 27,4 Jahre) zu einem glorreichen Endspurt. Während die ersatzgeschwächten Marokkaner zunehmend am Zahnfleisch krochen, agierten die Kroaten im Stile eines Spitzenteams. Dass lange keine weiteren Topchancen entstanden, lag häufig an leichten Konzentrationsschwächen. En-Nesyri hatte nicht seinen glücklichsten Tag erwischt, Marko Livaja auf der Gegenseite verarbeitete die etlichen Zuspiele von Lovro Majer nie zu voller Zufriedenheit.

Joker Nikola Vlašić nahm sich in Minute 71 ein Herz. Sein Hammerschuss zischte aber klar über den marokkanischen Kasten. Wenig später kam es zum großen Aufreger der zweiten Halbzeit. Innenverteidiger Gvardiol hatte Blut geleckt, war weit aufgerückt und motiviert, sein zweites Tor zu erzielen. Der bestens gelaunte Oršić bediente seinen Teamkollegen mustergültig per Steilpass. Sofyan Amrabat erwischte Gvardiol klar an der Ferse (74.). Trotz VAR war den Feurigen ein klarer Strafstoß vorenthalten geblieben. 

Amrabat hatte Gvardiol eindeutig zu Fall gebracht
Amrabat hatte Gvardiol eindeutig zu Fall gebrachtAFP

Während der Vize-Weltmeister von 2018 von Schiedsrichterdiskussionen absah, begann nun Walid Regraguis Team, jede Entscheidung des grundsätzlich starken katarischen Schiedsrichters Al-Jassim zu hinterfragen. Mateo Kovačić scheiterte ebenso knapp an der Vorentscheidung (87.), wie En-Nesyri wenige Sekunden vor Ende der Nachspielzeit.

Kroatiens goldene Generation belohnte sich mit einem letzten starken Auftritt und Edelmetall für eine weitere herausragende WM. Marokko präsentierte nach Spielende die Schattenseite einer ausgelassenen Mentalität - Selim Amallah attackierte den Schiedsrichter mit Vehemenz und konnte von seinem Trainer nur mit Mühen vom Unparteiischen ferngehalten werden. Auch dem Sieger zu gratulieren, verpassten die meisten marokkanischen Spieler. Menschliche Schwächen, die aber die sportlich herausragenden Erfolge der Löwen vom Atlas kaum trüben. 

Spieler des Spiels: Mislav Oršić

Oršić erzielte das entscheidende 2:1 und sorgte laufend für Unruhe
Oršić erzielte das entscheidende 2:1 und sorgte laufend für UnruheOpta by Stats Perform/AFP

Feinschmeckern sind die Qualitäten von Mislav Oršić bestens bekannt. Bei Dinamo Zagreb zählt der beidfüßige Flügelangreifer seit Jahren zu den prägendsten Figuren. Der Sprung in eine Topliga war dem ehemaligen Korea-Legionär aus unbekannten Gründen verwehrt geblieben. Auch drei Treffer gegen Tottenham im März 2021 gaben keinem europäischen Spitzenverein Anlass zu einer Verpflichtung. Zlatko Dalić hatte ihm vor dem Spiel um Platz drei nur 73 Einsatzminuten ermöglicht. Umso schöner, dass der 29-Jährige die Bühne nutzte - und mit einem Traumtreffer und etlichen starken Aktionen bewies, ein Mann für die ganz besonderen Momente zu sein.