Marokko dank Erfolg gegen Kanada als Gruppenerster ins Achtelfinale

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Marokko dank Erfolg gegen Kanada als Gruppenerster ins Achtelfinale
Marokko dank Erfolg gegen Kanada als Gruppenerster ins Achtelfinale
Marokko dank Erfolg gegen Kanada als Gruppenerster ins AchtelfinaleAFP
Dank einer starken Leistung gegen Kanada - insbesondere in Halbzeit eins - zieht Marokko als Gruppenerster ins Finale ein. Eine gut koordinierte Abwehrleistung wirkte gegen den kanadischen Ansturm im zweiten Durchgang wahre Wunder, Ziyech und En-Nesyri hatten bereits in der Anfangsphase die Weichen auf einen vollen Erfolg gestellt. Zum ersten Mal seit 1986 nehmen die Nordafrikaner an der K. o.-Runde einer Weltmeisterschaft teil.

Die Verhältnisse waren bereits vor dem Anpfiff durch Schiedsrichter Raphael Claus geklärt: Die spielstarken Marokkaner benötigten zumindest einen Punkt, dann wäre das zweite Mal in der nationalen WM-Historie der Aufstieg in eine K. o.-Runde fixiert gewesen. Gegen das noch unerfahrene Kanada rechneten sich die Löwen vom Atlas ausgezeichnete Chancen aus, diese Mindestanforderung zu erfüllen. Von der ersten Spielminute weg überzeugte das Team von Walid Regragui mit ebenso großer Spielfreude wie Spielintelligenz. In Halbzeit zwei kämpfte sich John Herdmans Team gut zurück und stellte Marokko vor einige Probleme.

Die Partie verlief enger als zunächst angenommen
Die Partie verlief enger als zunächst angenommenOpta by Stats Perform

Erste Halbzeit: Marokko profitiert von Torhüterfehler

In der dritten Minute leitete Amrabat den ersten gefährlichen Angriff ein, die Kanadier hatten Sofiane Boufal auf der linken Seite sträflich alleine gelassen. Doch Boufal verstolperte das Zuspiel, der Ball ging ins Seitenaus. Nur eine Minute später sprach darüber niemand mehr. Einen schwachen Rückpass spitzelte Kanadas Torhüter ohne Not zu Hakim Ziyech. Eine leichte Übung für den Chelsea-Star, aus großer Entfernung schoss er das Kunstleder ins verwaiste Tor. Der frühe Treffer verfehlte seine Wirkung nicht. Ein ums andere Mal brachte ein Marokkaner nun den Ball in die gefährliche Zone, nur mit Mühe konnten die kanadischen Abwehrspieler diesen klären.

Wenn die Kanadier ihrerseits Gefahr erzeugten, dann dank der enorm flinken Offensivspieler. Nach einer Viertelstunde kamen die Maple Leafs erstmals gefährlich vor Bonos Tor. Zunächst setzte sich Stürmer Cyle Larin dank großer körperlicher Wucht gegen drei Gegenspieler durch, anschließend brachte er das Spielgerät gefährlich an den langen Pfosten - trotz seiner enormen Geschwindigkeit verpasste Tajon Buchanan knapp. Ziyech schien unterdessen Blut gerochen zu haben - in den Zweikämpfen präsentierte sich der Kreativgeist ungewöhnlich fleißig, in der Offensive dribbelte er Kanadas Außenverteidiger Sam Adekugbe richtiggehend schwindelig.

Ziyech war vorne wie hinten präsent
Ziyech war vorne wie hinten präsentOpta by Stats Perform/AFP

Auch Superstar Achraf Hakimi wusste seine Qualitäten einzusetzen. Eben, als Kanada besser ins Spiel zu finden schien, zauberte der PSG-Star einen traumhaften Lochpass aus dem Fußgelenk. Die kanadischen Abwehrspieler hechelten Marokkos Sturmspitze Youssef En-Nesyri hinterher, der in dieser Spielzeit bei Sevilla wenig treffsichere Angreifer bezwang mit einem wuchtigen Schuss den erneut schwach aussehenden Milan Borjan. 23 Minuten waren gespielt, die Entscheidung quasi schon gefallen.

Ziyech und En-Nesyri brachten Marokko früh auf die Siegesstraße
Ziyech und En-Nesyri brachten Marokko früh auf die SiegesstraßeAFP

Das Team von John Herdman ließ bei eigenem Ballbesitz die nötige Genauigkeit vermissen, um mit den starken Marokkanern mitzuhalten. Häufig wurden die schnellen Außenspieler Buchanan und Davies gesucht - doch selbst deren Tempo genügte nicht, um die ungenauen Zuspiele vor dem Weg ins Out zu bewahren.

Es benötigte eine höchst ungeschickte Abwehraktion von Nayef Aguerd, um das Runde ins Eckige zu befördern. Adekugbe durfte recht unbehelligt flanken, Aguerd fälschte derart unglücklich ab, dass Torhüter Bono nur noch hinter sich greifen konnte. Der Anschlusstreffer vor der Halbzeitpause war aus Sicht Kanadas einigermaßen glücklich. En-Nesyri traf kurz vor dem Pausenpfiff, der Treffer war wegen strafbarer Abseitsposition aber zurecht aberkannt worden. Mit einer 2:1-Führung ging Marokko in die Pause.

Zweite Halbzeit: Kanada stärker, aber ineffizient

Nach Wiederbeginn hatten beide Mannschaften das Spieltempo spürbar erhöht. Insbesondere die Nordamerikaner starteten zahlreiche Sturmläufe in die Tiefe. Dass Marokko noch nichts davon wissen wollte, die knappe Führung zu verwalten und lieber den Weg vor das gegnerische Tor suchte, schien der Außenseiter bestrafen zu wollen. Sofyan Amrabat jedoch wurde seinem Status als Führungsspieler gerecht und überzeugte nicht bloß als Passgeber, sondern in kritischen Situationen auch als Abräumer. 

Tatsächlich gelang es Kanada, den Druck auf den Gegner zu erhöhen, die spielerische Leichtigkeit bei Regraguis Mannen ging langsam verloren. In Minute 58 hätte Junior Hoilett beinahe den Ausgleich erzielt. Seine Direktabnahme verfehlte das Gehäuse knapp. Auch die folgenden Zweikämpfe wurden brisanter, die zahlreichen Scharmützel hinterließen Spuren am marokkanischen Nervenkostüm. Die Ballbesitzstatistik erholte sich, selten gelangen in dieser Phase des Spiels entlastende Konter über Ziyech oder Boufal. 

Regraui reagierte, nahm neben letztgenanntem Angers-Spieler auch Abdelhamid Sabiri aus dem Spiel. Selim Amallah sollte nun zusammen mit Zakaria Aboukhlal wieder Ordnung ins Spiel des Favoriten bringen (65.). Wenngleich Aguerd und Abwehrchef Romain Saïss ihre Mitspieler mit großer Bestimmtheit dirigierten und den zahlreicher werdenden Angriffen mit gutem Stellungsspiel einiges entgegenzusetzen hatten. Trotzdem wurde die größer werdende Nachlässigkeit bei Marokko fast bestraft.

In Halbzeit zwei musste Marokko deutlich mehr Kampfgeist an den Tag legen
In Halbzeit zwei musste Marokko deutlich mehr Kampfgeist an den Tag legenAFP

Der eingewechselte Kapitän Atiba Hutchinson (39) kam nach einem Eckstoß aus zentraler Position zum Kopfball. Von der Latte klatschte "Al Rihla" auf die Torlinie, die per Chip in den Ball installierte Torlinientechnologie schlug nicht aus. Dass Alistair Johnston beim Versuch, den Abpraller zu verwerten, niedergedrückt wurde, veranlasste Referee Claus ebenso wenig zum Einschreiten (71.). Völlig unerwartet kündigte sich nun eine Abwehrschlacht an, Marokko wurde auf der Gegenseite kaum noch bedrohlich.

Unter anderem weil Joker Hamdallah in der 80. Minute viel zu eigensinnig agierte und sich am kanadischen Abwehrwall festdribbelte. Als in der Nachspielzeit der ein ums andere Mal wackelige Torhüter Borjan den Weg in den gegnerischen Strafraum suchte, fand auch ein letzter Konterversuch der Mannschaft aus dem Maghreb kein erfolgreiches Ende. Den zahlreichen marokkanischen Fans im al-Thumama Stadium wird es egal gewesen sein - überraschenderweise zieht Regraguis Team als Gruppenerster ins Achtelfinale ein.

Spieler des Spiels: Hakim Ziyech

War häufig nur durch Fouls zu stoppen: Hakim Ziyech
War häufig nur durch Fouls zu stoppen: Hakim ZiyechOpta by Stats Perform/AFP

Ziyech und En-Nesyri dominierten das Spiel. Beide Akteure machten in den entscheidenden Situationen mit ihrer individuellen Klasse den Unterschied - und legten den Grundstein für Platz eins in der schwierigen Gruppe F. Die kanadischen Abwehrspieler hatten mit seiner Handlungsschnelligkeit und trickreichen Spielweise ordentliche Probleme.