PL: Ödegaard und Haaland im Vergleich — der Spieler der Saison kommt wohl aus Norwegen

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PL: Ödegaard und Haaland im Vergleich — der Spieler der Saison kommt wohl aus Norwegen

Im FA Cup trafen Ödegaard (li.) und Haaland (re.) bereits aufeinander
Im FA Cup trafen Ödegaard (li.) und Haaland (re.) bereits aufeinanderProfimedia
Zwei norwegische Ausnahmekönner sind in dieser Saison über sich hinausgewachsen. Martin Ödegaard ist Kapitän bei Arsenal und befindet sich mit den Gunners mitten im Titelrennen — Erling Haaland auf der Gegenseite pulverisiert etliche Premier-League-Rekorde und brachte sogar Pep Guardiola dazu, wieder auf eine klassische Neun zu vertrauen. Beide sind in ihren Teams unverzichtbar, beide kämpfen am Mittwoch (20:30 Uhr, live auf Sky und im Flashscore Audioreport) um die Tabellenführung. Im Hintergrund läuft ein weiteres Duell: jenes, um die Auszeichnung als bester Spieler der Saison. Ödegaard und Haaland befinden sich diesbezüglich in der Pole Position.

Mit drei Zählern Vorsprung liegt Arsenal zurzeit an der Spitze der Tabelle, obwohl die Londoner zu diesem Zeitpunkt ein Spiel weniger ausgetragen haben, als die Citizens. Am Mittwoch treffen die beiden Titelkandidaten zum ersten Mal im direkten Duell aufeinander. Es handelt sich um ein Nachtragsspiel, ursprünglich war das Duell im Emirates für September 2022 angesetzt gewesen. Gleichwohl duellierten sich die beiden Teams in der laufenden Spielzeit bereits einmal: Ein unspektakuläres Aufeinandertreffen im FA Cup gewann Manchester City knapp mit 1:0. Weder Artetas noch Guardiolas Team lieferte eine sonderlich starke Leistung ab.

Abwehrspieler Nathan Aké sorgte mit einem flachen und platzierten Abschluss für den einzigen Treffer des Spiels. Ungewöhnlich, denn bislang standen sowohl Arsenal als auch City für viel Spektakel. Einen großen Anteil an der ansehnlichen Spielweise und beeindruckenden Dominanz haben zwei Norweger. Martin Ödegaard als Spielmacher auf Seiten der Gunners, Erling Haaland als eiskalter Vollstrecker bei den Skyblues. Den letzten Meldungen zufolge ist Haaland die Reise in die britische Hauptstadt mit angetreten, trotz eines gegen Aston Villa erlittenen Schlages. Somit könnte es zum direkten Duell der großen norwegischen Hoffnungsträger kommen. Mit ihren jeweiligen Stärken könnten sie beide zum entscheidenden Faktor im Titelrennen werden.

Zurzeit sieht einiges danach aus, als wären die Landsmänner nicht nur im Kampf um die Meisterschale Konkurrenten. Wenn am Saisonende die FA die Auszeichnung an den besten Spieler der abgelaufenen Spielzeit verleihen wird — befinden sich Ödegaard und Haaland abermals in einem Kopf-an-Kopf-Rennen. Von Marcus Rashford vielleicht abgesehen, drückte kaum ein Akteur in der Spielzeit 22/23 seiner Mannschaft so sehr den eigenen Stempel auf.

Tormaschine Haaland: einfach nur ein brillanter Spieler

Noch bevor er in Manchester gelandet war, hatte ganz England intensive Debatten über Haalands Rolle in Guardiolas System geführt. Die Diskussionen, ob er das Team besser oder schlechter macht, wollen kein Ende finden. Obwohl 25 Premier-League-Treffer (Stand Februar!) sämtliche Auseinandersetzungen längst zu einem Ende setzen hätten müssen. Was wir sicher wissen: City musste den eigenen Spielstil an Haaland anpassen. Führungsspieler Ilkay Gündogan bestätigte das kürzlich in einem Interview mit dem TV-Sender Sky: "Wer 25 Tore in 20 Spielen schießt, der passt zu einer Mannschaft! Unser Spiel ist durch Erlings Qualitäten ein bisschen anders geworden. Sowohl er als auch die Mannschaft müssen sich darauf einstellen."   

Eine Trefferrate wie jene Haalands gab es wohl niemals zuvor in einer europäischen Top-Liga. Schon gar nicht in jener, die durch eine hohe Qualitätsdichte und gut dotierte Fernsehverträge als stärkste der Welt gilt. Die Öffentlichkeit öffnet schnell den Mund, wenn es darum geht, Haaland Schuld für die zwischenzeitliche Misere (Ligacup-Niederlage gegen Southampton, Derby-Niederlage gegen United) zuzuschieben. Was innerhalb der Diskussionen außer Acht gelassen wurde: Das Mittelfeld und die Abwehrreihe von City haben das ihrige zu den holprigen Leistungen beigetragen.

Sollte Haaland weiterhin so treffen, wie er es bisher getan hat, wird er den Rekord für die meisten Tore in einer Premier-League-Saison mit 38 Partien locker übertrumpfen (Mo Salah 2017/17 mit 32 Toren). Sowohl Alan Shearer (94/95 für die Blackburn Rovers) als auch Andy Cole (93/94 für Man United) war es zwar einst gelungen, 34 Tore zu erzielen, das aber noch zu Zeiten, als 42 Runden pro Saison ausgetragen wurden. Wenngleich die sich rasch wechselnde Realität des Fußballs wohl anders aussehen wird — hochgerechnet käme Haaland bis zum Ende der Spielzeit auf 43 Volltreffer. 10 Tore in den verbleibenden 16 Partien würden ihm bereits genügen, um Shearer und Cole zu überholen.

Haaland führt die Torschützenliste fast konkurrenzlos an
Haaland führt die Torschützenliste fast konkurrenzlos anStatsPerform/AFP

Klar ist: sollte es Erling Haaland gelingen, diese Marke zu überbieten, wäre er der einzig logische Anwärter für die Auszeichnung zum Spieler der Saison. Unabhängig davon, ob City sich die Meisterschaft holen würde oder nicht. Natürlich: eine heftigere Verletzung könnte dieser Prognose ein jähes Ende bereiten — was aber nicht heißen würde, dass der Spieler der Saison am Ende nicht doch aus Norwegen kommt.

Der Magier: Martin Ödegaard

Ein Blick auf die Gegenseite offenbart, dass fußballerische Leistung nicht bloß durch Tore erfasst werden kann. Der Einfluss eines Spielers bemisst sich auch aus anderen Faktoren — und nicht alle davon, finden auf dem Rasen statt. Martin Ödegaard führt Arsenal als Kapitän durch eine glorreiche Spielzeit, hievte die Londoner an die Spitze der Tabelle. Doch er trägt nicht nur die Schleife, sondern ist — neben Bukayo Saka — der wohl beste Spieler im Kader. 

Mit acht Treffern ist er bester Torschütze seines Teams, zusätzlich brachte er es auf fünf Torvorlagen. Weitere erwähnenswerte Statistiken: er produzierte zehn Großchancen für seine Mitspieler, brachte 15 Steilpässe und 47 Flanken zum Mitspieler. Wenn bei Arsenal vorne Betrieb ist, hatte kurz zuvor Ödegaard meistens seinen starken linken Fuß im Spiel. Nun könnte man argumentieren: Wer der beste Spieler des besten Teams ist — müsste doch auch der beste Spieler der Liga sein. Das mag auch stimmen, doch es gibt einen Haken, und der heißt Erling Haaland. Ödegaards Landsmann verfügte über ein so unfassbares Potenzial, dass er diese ganz natürlich Überlegung mit einem Schlag (und vielen Treffern) zunichtemachen könnte.

Martin Ödegaard prägt die Traumsaison von Arsenal
Martin Ödegaard prägt die Traumsaison von ArsenalProfimedia

Um die großartigen Leistung von Martin Ödegaard in einen Kontext zu setzen: vor Saisonbeginn hatte niemand — absolut niemand — Arsenal als ernsthaften Titelkandidaten auf dem Zettel. Mit dem vorneweg marschierenden Ödegaard und imposanten Leistungen entwickelte man sich aber zum souveränen Tabellenführer. Ein Blick in die Vergangenheit: Mikel Artetas Mannschaft schloss die Liga zweimal hintereinander als Achter ab, Platz fünf in der abgelaufenen Spielzeit war das höchste der Gefühle. Selbst ein Platz unter den besten Vier schien vor Saisonbeginn eher Wunschtraum, als ein realistisches Ziel zu sein. 

Der positive Einfluss, den Ödegaard auf dieses Team ausgeübt hat, macht ihn definitiv zu einem ernsthaften Kandidaten auf den Titel als Spieler der Saison — neben Erling Haaland selbstredend.

Unser Urteil

Die Spielzeit ist noch nicht zu Ende, der weitere Saisonverlauf wird auf diese Detailfrage einen ebenso großen Einfluss haben, wie die Treffsicherheit von Erling Haaland. Bricht er den Allzeitrekord von Shearer und Cole, wird der Ligaverband keine andere Möglichkeit finden, wird Haaland zum Spieler der Saison küren müssen. Selbst, wenn City nicht die Meisterschaft gewinnen sollte. Bereits Mo Salah war diese Anerkennung nach seinen 32 Treffern zuteilgeworden — obwohl 2018 nicht der FC Liverpool, sondern Manchester City Meister wurde.

Andererseits: sollte Arsenal tatsächlich die Sensation schaffen, zum ersten Mal seit fast 20 Jahren Meister werden — wäre das ein unglaublicher Pluspunkt für Ödegaard. Und es wäre wohl unfassbar unfair, seinen großen Einfluss auf das Siegerteam nicht mit in die Bewertung einfließen zu lassen. 

Allem Anschein nach braucht es wohl das direkte Duell am Mittwoch, dieses unfassbar wichtige Spiel, um nicht nur im Meisterschaftsrennen, sondern auch im Kampf um diese individuelle Auszeichnung etwas klarere Verhältnisse zu schaffen.