Am späten Sonntagnachmittag wird es an der Anfield Road um mehr als nur Punkte gehen. Für viele Fans auf der Insel ist das Aufeinandertreffen zwischen Liverpool und United der größte Showdown im englischen Fußball. Es treffen zwei wahre Giganten aufeinander. Während Manchester englischer Rekordmeister ist, waren die Reds auf internationaler Ebene deutlich erfolgreicher unterwegs. Sechsmal gewann Liverpool die Champions League oder den Europapokal der Landesmeister. United hingegen nur dreimal.
Die Rivalität reicht weit zurück — und geht über das Geschehen am Rasen hinaus. Machtpolitik und spektakuläre Transfers stehen bei beiden Vereinen an der Tagesordnung. Die vergangenen Jahre gehörten eindeutig Liverpool. In der laufenden Spielzeit ist ManUnited aber so stark wie lange nicht mehr.
Nach einigen Startschwierigkeiten brachte der Niederländer Erik ten Hag die Red Devils wieder auf Kurs. Sein autoritärer, alles in allem aber fairer Führungsstil kam nicht bei allen Stars gut an. Dass Cristiano Ronaldo jetzt in Saudi-Arabien spielt, ist mitunter auf die Beziehung zwischen dem Trainer und dem fünffachen Weltfußballer zurückzuführen.
Die Erfolge geben Ten Hag jedenfalls recht. In der Vorwoche wurde Newcastle United im Finale des englischen Ligapokals besiegt. Wenngleich die Unkenrufe nicht zu überhören sind, der Carabao Cup sei kein wichtiger Titel: es war die erste Silberware, die United seit der Saison 16/17 (Gewinn der Europa League unter José Mourinho) einheimsen konnte. Um die Meisterschaft spricht man zwar nicht mehr mit, nach Verlustpunkten hätte man aber bereits zehn Punkte Vorsprung auf das viertplatzierte Tottenham. Manchester United ist so stark wie schon lange nicht mehr.
Die Saison des FC Liverpool ist hingegen nicht Fisch noch Fleisch. Als Jürgen Klopps Elf bereits dachte, man hätte die Kurve gekriegt, wurden sie von Real Madrid in Grund und Boden gestampft. Seitdem hat man sich mühsam aufgerappelt, sich langsam erholt. Auf ein ödes Unentschieden gegen Crystal Palace folgte ein verdienter 2:0-Sieg gegen die Wolves.
Jetzt kommt es zum Elchtest. Will man tatsächlich noch ein Wörtchen um die Top 4 und die damit verbundene CL-Qualifikation mitreden, ist ein Sieg pflichtet. Auch um das Gerede um eine mögliche Ablöse von Jürgen Klopp zu beenden, wäre ein Sieg am Sonntag notwendig. Mit drei Punkten würde der Rückstand auf die Spurs nur noch drei Punkte betragen — bei einem Spiel weniger.
Zum Matchcenter: Liverpool vs. ManUnited
Die Gäste könnten ihren Wiederauferstehungs-Prozess hingegen mit dem zweiten Sieg im zweiten Aufeinandertreffen auf die nächste Stufe heben. Das erste Spiel endete 2:1 für United, Jadon Sancho und Marcus Rashford waren die Torschützen, Mo Salah konnte für die optisch lange Zeit überlegenen Reds nur noch verkürzen. United war die wachere Mannschaft, schlug zu, wenn sich die Chance ergab.
Rashford als entscheidender Faktor
Eben jenen Rashford sollte die Defensive um Abwehrchef Virgil van Dijk besonders gut im Auge behalten. Die schwächelnde Viererkette könnte ein gefundenes Fressen für den extrem formstarken 25-Jährigen sein. In der laufenden PL-Saison kommt er auf bereits 14 Treffer. Bislang war er an 41 Prozent aller United-Tore direkt, also entweder als Schütze oder Vorbereiter, beteiligt.
Liverpools Darwin Nunez (23) kommt hingegen bei den Reds besser in Fahrt. Der hohen Ablösesumme von 75 Millionen Euro wurde der Uruguayer wurde er zwar noch immer nicht ganz gerecht — Jürgen Klopp weiß aber, wie er seinen nominellen Stammstürmer wieder aufrichten kann. Nunez bekommt die nötige Zeit, um sich einzugewöhnen. Dieses Vertrauen wird er bald in Tore ummünzen können.
Sowohl wichtigen 2:0-Sieg über Newcastle, als auch bei der bitteren Pleite gegen Real erzielte er das 1:0. Auch gegen Wolverhampton traf er, sein Treffer wurde von Referee Tierney wegen eines Foulspiels aber wieder zurückgenommen.
Seine Qualitäten als Torjäger sind am Sonntag (ab 17:30 Uhr, live und kostenfrei mitverfolgen in der Flashscore Audioreportage) jeden Fall notwendig: Jürgen Klopp hat mehrere Ausfälle zu beklagen. Luis Diaz, Thiago und Joe Gomez sind ebenso garantiert nicht mit dabei wieder junge Schotte Calvin Ramsey. Im Mittelfeld sind zudem Arthur und Naby Keita fraglich.
Manchester United muss auf Christian Eriksen, Donny van de Beek und Anthony Martial verzichten. Ob Luke Shaw und Jadon Sancho auf dem Platz stehen können, ist noch nicht sicher.
Mögliche Aufstellungen:
Liverpool (4-3-3):
Alisson — Alexander-Arnold, Konaté, Van Dijk, Robertson — Fabinho, Elliott, Bajcetic — Salah, Nunez, Jota
Manchester Utd (4-2-3-1):
De Gea — Wan-Bissaka, Varane, Martinez, Shaw — Casemiro, Fred — Antony, Fernandes, Rashford — Weghorst