Stimmen zur DFB-Krise: Völler will rasche Lösung – Lahm schwärmt von Van Gaal

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Stimmen zur DFB-Krise: Völler will rasche Lösung – Lahm schwärmt von Van Gaal
Aktualisiert
Rudi Völler hat sich auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Frankreich zur Trainersuche geäußert.
Rudi Völler hat sich auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Frankreich zur Trainersuche geäußert.Profimedia
Der neue Bundestrainer der deutschen Fußball-Nationalmannschaft soll bis zur US-Reise im Oktober feststehen. "Wir wollen in den nächsten dreieinhalb Wochen den richtigen Trainer präsentieren", sagte Sportdirektor Rudi Völler, der die DFB-Auswahl am Dienstagabend in Dortmund gegen den Vize-Weltmeister Frankreich gemeinsam mit Hannes Wolf und Sandro Wagner "einmalig" betreuen wird. In diesem Artikel sammeln wir alle Stimmen zur Trainersuche des DFB.

Innerhalb des Verbandes habe es nach der Trennung von Hansi Flick als Folge der Blamage gegen Japan (1:4) "schon Gespräche" gegeben, bestätigte Völler: "Natürlich gibt es Namen, die infrage kommen. Diese werde ich aber nicht kommentieren." Julian Nagelsmann bezeichnete der 63-Jährige dann aber doch als einen "absoluten Top-Trainer". Allerdings schob Völler hinterher: "Wie viele andere auch."

Zum Match-Center: Deutschland vs. Frankreich

Entscheidung vor USA-Reise das erklärte Ziel

Die Zeit drängt. In neun Monaten steht die Heim-EM an. Neben Nagelsmann wurden zuletzt auch Oliver Glasner, Stefan Kuntz, Louis van Gaal und Matthias Sammer gehandelt. Sammer steht nach SID-Informationen allerdings nicht zur Verfügung. 

Das DFB-Team trifft im Oktober in Hartford auf Gastgeber USA und in Philadelphia auf Mexiko. Bis dahin sei "es wichtig, dass wir einen Trainer finden, der es mit Leib und Seele macht", so Völler.

Ein Gutes hat der Trainerwechsel beim DFB: Der französische Nationaltrainer Didier Deschamps freut sich auf das Wiedersehen mit Rudi Völler. Völler habe ein "freudiges Temperament", er schätze ihn menschlich sehr, sagte der 54-Jährige vor dem Länderspiel gegen die DFB-Auswahl am Dienstag (ab 21 Uhr live in der ARD und in der Flashscore-Audioreportage) in Dortmund.

Deschamps und Völler haben 1993 mit Olympique Marseille die Champions League gewonnen. "Rudi war ein großer Torjäger, er hatte auf dem Spielfeld diesen Elan und diese Dynamik, die er immer noch hat", sagte Deschamps und ergänzte: "Er kam aus Rom zu uns und hatte südländische Lebensfreude. Er ist jemand, den ich sehr wertschätze. Es ist eine große Freude für mich, dass ich ihn am Dienstag erneut treffen werde."

Lahm wünscht sich Van Gaal - der glaubt nicht an seine Chance

EM-Turnierdirektor Philipp Lahm hat von einem möglichen Trainer-Kandidaten geradezu geschwärmt. "Louis van Gaal steht als Trainer auf dem Platz für Disziplin, Ordnung und Struktur in der Spielweise seiner Mannschaften. Er vermittelt dies stets durch eine sehr klare Ansprache", sagte Lahm der Bild-Zeitung.

Der Weltmeister von 2014 hat mit dem Niederländer schon beim deutschen Rekordmeister Bayern München zusammengearbeitet. "Beim FC Bayern war es der richtige Mann, der den Verein zum richtigen Zeitpunkt mit seiner Spielidee geprägt hat", lobte Lahm. Der 72-Jährige sei "eine sehr starke Persönlichkeit mit sehr viel Erfahrung, die er im internationalen Spitzen-Fußball als Vereins- und Nationaltrainer gesammelt hat".

Van Gaal selbst glaubt aber nicht, dass er große Chancen auf die Nachfolge von Hansi Flick hat. "Ich fühle mich geehrt, dass ich als einer der Kandidaten genannt werde. Aber es wurde noch nie ein Ausländer für den Posten des Bundestrainers in Deutschland ausgewählt", sagte er Sky.

Matthäus plädiert für langfristige Lösung

Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus hat sich indes gegen eine Übergangslösung als Nachfolger von Hansi Flick ausgesprochen. "Ich wäre dafür, dass man schon jetzt einen Trainer findet, der den Job auch nach der EM und über Jahre hinaus macht", schrieb Matthäus in seiner Sky-Kolumne.

Eine Zwischenlösung könne der 62-Jährige "nur verstehen, wenn man nach der EM Jürgen Klopp bekommt. Wenn man auf Klopp wartet, würde man jedoch den Spielern schon wieder eine Ausrede geben, wenn der Trainer vielleicht nur bis zum nächsten Sommer da ist."

Unter den gehandelten Namen seien laut Matthäus "einige, die nicht den Kuschelkurs fortführen würden, wie Matthias Sammer oder Jürgen Klopp. Die Frage ist, ob Klopp bereit ist, sich aus Liverpool zu verabschieden und Deutschland aus der Krise zu führen?"

Ein Julian Nagelsmann wäre zwar "sofort verfügbar, aber man weiß nicht, ob er in seinen jungen Jahren Nationaltrainer werden oder lieber im Tagesgeschäft bei einem Verein arbeiten will".

Was Matthäus aber sehr wohl weiß: "Ich habe bereits gesagt, dass der Posten des Bundestrainers für mich nicht infrage kommt."

Berti Vogts bezweifelt Nagelsmann-Eignung – Kommt Klinsmann?

Die angebliche DFB-Wunschlösung Nagelsmann überzeugt Ex-Bundestrainer Berti Vogts nicht. Eine Verpflichtung des ehemaligen Bayern-Trainers als Nachfolger des entlassenen Hansi Flick "wäre risikoreich", sagte der Europameister von 1996 der Rheinischen Post. 

Die deutsche Nationalmannschaft benötige "einen erfahrenen Mann als Bundestrainer, der die Spieler und die Menschen begeistern kann", sagte Vogts. Er nannte dafür Jürgen Klopp, der aber in der Saison des FC Liverpool nicht zu bekommen sein wird, oder den derzeitigen Nationaltrainer Südkoreas und früheren Bundestrainer, Jürgen Klinsmann.

Jürgen Klinsmann ist als Nationaltrainer Südkoreas noch ohne Sieg.
Jürgen Klinsmann ist als Nationaltrainer Südkoreas noch ohne Sieg.Profimedia

Generell sähe der Weltmeister von 1974 auch mit einer guten Lösung noch einige Probleme beim Deutschen Fußball-Bund: "Viele Dinge laufen in die falsche Richtung. Ein neuer Bundestrainer allein wird da nicht reichen."