Primoz Roglic und Bora - hansgrohe: Ein perfekter Fit mit höchsten Ambitionen

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Primoz Roglic und Bora - hansgrohe: Ein perfekter Fit mit höchsten Ambitionen
Primoz Roglic will mit Bora - hansgrohe den Tour Sieg angreifen
Primoz Roglic will mit Bora - hansgrohe den Tour Sieg angreifenAFP
Man muss kein Primoz Roglic-Fan sein, um sich an den 1. September 2020 zurückzuerinnern. Es ist die vorletzte Etappe der Tour de France 2020, ein Einzelzeitfahren von Lure zur La Planche des Belles Filles über gut 36 Kilometer. Man muss auch kein Roglic-Fan sein, um sich den Schmerz vorzustellen, den der Slowene mental durchmachen musste, als er seinen scheinbar sicheren Vorsprung von 57 Sekunden auf eben jener letzten Hürde vor dem größten Triumph seiner Karriere, dem Gesamtsieg bei der Frankreich-Rundfahrt, ausgerechnet in seiner Paradedisziplin, dem Zeitfahren, völlig überraschend noch einbüßte.

Es hätte die märchenhafte Krönung eines beispiellosen Aufstiegs des Ausnahmesportlers sein können, der noch vor 12 Jahren professionell von der Skisprung-Rampe flog. Für viele hätte es das sogar sein müssen. Doch es kam alles anders.

Ausgerechnet sein Landsmann, Tadej Pogacar, stahl ihm die Show, gewann besagte Zeitfahr-Etappe und anschließend die Gesamtwertung des prestigeträchtigsten Radrennens der Welt. Es kündigte sich ein Duell der Giganten zwischen ihm und Roglic für die nächsten Jahre an.

Roglic ohne Glück bei der Tour de France

Denn auch Roglic seinerseits schien den Rückschlag abgeschmettert zu haben. Nur wenige Wochen später gewann er mit Wut im Bauch die Vuelta a Espana. Es sollte die zweite von drei Siegen in Folge beim drittgrößten Rennen des Sports sein. 

Doch in Frankreich blieb ihm das große Glück verwehrt. Auch, weil Roglic mit Stürzen und Verletzungen zu kämpfen hatte. Verletzungen, die einem Teamkollegen die Chancen gab, sich ins Rampenlicht zu fahren. Und das tat er. Die Rede ist natürlich von Jonas Vingegaard, der nun seinerseits zweimal in Serie die Tour de France gewinnen konnte.

Vingegaard das neue Alpha-Tier - Roglic bleibt nur die Flucht

Und Roglic? Der mittlerweile 33-Jährige schmetterte zwar einen Sieg nach dem anderen in den Frühjahres-Rennen aus seinem Repertoire, gewann 2023 auch erstmals den Giro d’Italia. Doch auf der größten Bühne kam stets etwas dazwischen: Stürze, Verletzung, Form, Krankheit – oder eben Vingegaard.

Die Hackordnung bei Jumbo - Visma hatte sich spätestens seit diesem Jahr endgültig zugunsten des Dänen gewendet, Roglic wäre bei der Tour de France nur noch Edelhelfer gewesen. Nun hat ihm auch noch der eigentliche Edelhelfer Sepp Kuss mit dem Sieg bei der Vuelta, „seiner“ Vuelta a Espana, ein Schnippchen geschlagen. Es kam zum lang erwarteten Bruch mit dem Team.

Die Konsequenz? Will Roglic sich den großen Traum vom Tour-Sieg doch noch erfüllen, so muss er sich ein neues Team suchen, bei dem er unangefochtener Kapitän ist. Dieses hat er jetzt in Bora – hansgrohe, einer deutschen Mannschaft, gefunden.

Bora - hansgrohe peilt die großen Rundfahrten an

Der richtige Schritt für beide? Ich glaube ja! Das Team hat sich in den letzten Jahren vermehrt in Richtung Rundfahrten orientiert. Mit Emanuel Buchmann, Jay Hindley und Alexander Vlasov hat man drei solide Rundfahrer, die beim Giro und der Vuelta um das Podium mitfahren können. Hindley gewann 2022 sogar die Italien-Rundfahrt. Diese Ambitionen werden die drei eventuell aufgeben müssen. Für ein größeres Ziel: Den Sieg bei der Tour de France.

Aber hat es Roglic noch in sich? Das wird die Zukunft zeigen. Pogacar und Vingegaard waren in den vergangenen beiden Jahren auf einem eigenen Level und ohne Konkurrenz. Doch kamen bei Roglic eben stets die Stürze in den Weg. Auf vergleichbaren Etappen-Profilen konnte er in anderen Rennen mit beiden mithalten, oder sie sogar übertrumpfen. Genau wie Pogacar und Vingegaard ist Roglic auch oder gerade im Zeitfahren und auf mittelschweren Etappen brandgefährlich – und sprintstark.

Ohne Stürze und Verletzungen: Roglic kann die Tour 2024 gewinnen

Sollte Roglic seine Form nochmals optimal auf Juli abstimmen können und von Stürzen verschont bleiben, könnte er durchaus mit den beiden Gladiatoren mithalten. Qualitativ wird er nicht auf die Unterstützung setzen können, die er bei Jumbo – Visma genoss. Das niederländische Team präsentierte sich in den vergangenen Jahren als unangefochten, vor allem in den schweren Bergetappen.

Bora – hansgrohe verfügt dennoch über einen hervorragenden Kader, der zudem vielfältig ist und sich mit dem Profil von Roglic perfekt ergänzen könnte. Neben den drei genannten Fahrern hat man für 2024 mit Daniel Felipe Martinez einen weiteren Hochkaräter für das Hochgebirge von Ineos losgeeist.

Roglic (r.) beim Giro di Lombardia
Roglic (r.) beim Giro di LombardiaAFP

Mit 33 Jahren befindet sich der Mann aus Seger an der Sau im besten Radsportalter. Zur Erinnerung: Mit Bradley Wiggins (32 Jahre zum Zeitpunkt seines Sieges), Cadel Evans (34) und Carlos Sastre (33) feierten in den vergangenen 15 Jahren gleich drei Fahrer in ähnlichem Alter ihre Toursieg-Premieren.

Radsportfans dürfen jeweils gespannt auf Primoz Roglic bei Bora - hansgrohe – und vielleicht wird ja bei der Tour de France 2024 aus einem Zweikampf tatsächlich ein Dreikampf, mit einem Hauch deutscher Beteiligung.

Kommentar von Heik Kölsch
Kommentar von Heik KölschFlashscore