Was muss Ferrari tun um zu gewinnen? Die Herausforderungen des neuen Teamchefs Vasseur

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Was muss Ferrari tun um zu gewinnen? Die Herausforderungen des neuen Teamchefs Vasseur

Kann der neue Ferrari-Teamchef Vasseur den langersehnten WM-Titel holen?
Kann der neue Ferrari-Teamchef Vasseur den langersehnten WM-Titel holen?Profimedia
Der französische Ingenieur Fréderic Vasseur, der die Nachfolge von Binotto antritt, muss sich mit einem Auto auseinandersetzen, das er nicht kennt. Und das in einem Umfeld, in dem er nicht die volle Macht hat. Außerdem muss er die Beziehungen zu den beiden Fahrern pflegen, ohne Eifersüchteleien zu schüren. Sicherlich keine einfache Aufgabe, zumal er mit einem der beiden schon lange befreundet ist.

Die Formel 1 lässt ihre Motoren wieder aufheulen und ist bereit, am 5. März mit dem GP von Bahrain, dem ersten offiziellen Rennen der Saison 2023, auf die Strecke zurückzukehren. Eine Saison, die früh beginnen wird und mit 23 Grands Prix die längste Weltmeisterschaft aller Zeiten darstellt. Mit Spannung wird Besonders das Premieren-Wochenende in Las Vegas und die Rückkehr des Grand Prix von Katar GP – nach einjähriger Pause – erwartet. Aber die am häufigsten gestellte Frage, vor allem bei den Ferrari-Fans, lautet: Was ist der neue rote F1-Bolide imstande zu leisten? Gelingt es die Vorherrschaft von Red Bull zu untergraben oder gar zu brechen. Die Vorfreude auf diesen neuen SF-23-Einsitzer, in den die alte technische Leitung so viele Hoffnungen gesetzt hatte, ist groß. Auch auf das neue Management, dass nun dem neuen Teamchef Frédéric Vasseur anvertraut wurde.

Trete den Beweis an, dass du kein Außenseiter bist

Nach dem Motto: Wenn du sie nicht schlagen kannst, freunde dich mit ihnen an! Denn die Aufgabe, die Geschicke von Ferrari umzukehren und Red Bull zu überholen und nicht nur nahe heranzukommen wie im letzten Jahr, sollte nach den Plänen von Maranello eigentlich Christian Horner, Teamchef und "Zauberer" der Rivalen übernehmen. In einem Interview mit Motor und Sport kürzlich verriet, dass er ein Angebot von den Roten erhalten hatte, den vakanten Posten von Mattia Binotto zu besetzen, es aber abgelehnt hatte.

Fünf Konstrukteurs- und sechs Fahrermeisterschaften sprechen für den dienstältesten Teamchef der F1-Geschichte, der inzwischen 18 Saisons hinter sich hat. Horner muss niemandem etwas beweisen und hat auch keine Lust, seine Karriere mit anderen Erfahrungen zu bereichern, denn er ist zu Hause ein König und wird auch so behandelt: "Ich fühle Loyalität gegenüber Red Bull und natürlich gegenüber den Leuten, die hier arbeiten. Wenn man mit einem so fantastischen Team arbeitet, warum sollte man dann woanders hingehen", sagte er. Kurzum, danke, aber nein danke. Horner dementierte auch ziemlich unverblümt die Gerüchte über einen sensationellen Wechsel von Mattia Binotto zu Red Bull: "Ich sehe nicht, welche Rolle er hier spielen könnte. Offensichtlich war das letzte Jahr für ihn bei Ferrari schwierig. Vielleicht hat er bei einem anderen Team weiter unten in der Startaufstellung eine Chance."

Es ist klar, dass die schlechte Arbeit des ehemaligen Ferrari-Teamchefs auf der Strecke im vergangenen Jahr mit völlig falschen strategischen Entscheidungen auch von seinen Gegnern bemerkt wurde. Auch von Charles Leclerc und den Fans. Letztere starteten sogar eine Petition, um ihn vom Chefsessel zu entfernen. Am Ende zeigte Ferrari Einsicht und griff nach dem Nein von Horner auf Vasseur zurück.

Analysiere das Rennauto

Der Franzose wird nach diesem Interview nicht erfreut sein zu hören, dass er Ferraris Plan B war. Doch der neue Teamchef wird viel wichtigere Dinge zu bedenken haben. Der neue SF-23 ist in der Tat ein Projekt, das aus der technischen Struktur von Mattia Binotto hervorgegangen ist, und der französische Ingenieur kann nur hoffen, dass die Ideen, Zeichnungen und Tests des alten Teams korrekt waren. Auf sich allein gestellt kann er versuchen, das Auto vielleicht mit einigen Modifikationen noch zu optimieren. Aber vor allem die Rennen strategisch viel sorgfältiger zu planen als im letzten Jahr.

Schließlich war der F1-75, das Farzeug von 2022, ein konkurrenzfähiges Auto, das nur einige Zuverlässigkeitsprobleme und einen mangelnden Abtrieb aufwies. Dieser SF-23 sollte nach den Plänen von Maranello die letzte Evolutionsstufe sein. Ferrari beschloss gegen Ende der Saison die Verbesserungen am Fahrzeug von 2022 einzustellen, um sich auf das neue Modell zu konzentrieren. Insbesondere auf die Verwendung von den Reifen, die beim alten F1-Boliden stark kritisiert wurden.

Anpassung an die Umgebung

Vasseur wird sich auch stark auf die Unterstützung des Renndirektors Laurent Mekies verlassen müssen, ohne volle Befugnisse anzustreben, die ihm als Außenstehender kaum eingeräumt werden. In der Tat ist es niemandem entgangen, dass er als "Teamchef" und "Generaldirektor" bezeichnet wurde, während Binotto "Geschäftsführer" war. Er hatte also mehr Befugnisse und Möglichkeiten, innerhalb des Organigramms etwas zu veranlassen und rückgängig zu machen, während Vasseur ein Mann der Strecke sein wird.

Daher ist es kein Zufall, dass es viele Treffen zwischen den beiden gegeben hat. Doch es bleibt abzuwarten, wie Mekies die Ankunft des Franzosen letztlich aufgenommen hat, da er sich eine Beförderung zum Stellvertreter Binottos erhofft hatte. Aber gerade dieser wesentliche Unterschied in den Aufgaben zwischen dem neuen und dem alten Teamchef dürfte dem ad Benedetto Vigna, der zusammen mit John Elkann die Wahl des Draveil-Ingenieurs mittrug – aber nun mit Spannung den ersten Ergebnisse entgegensieht – mehr Macht in Maranello geben.

Vasseur sagte jedoch, er habe kein Problem damit, die Leitung mit einem Werbemanager zu teilen. Allerdings machte er in einem Interview mit RacingNews365 deutlich, dass er selbst entscheiden wird, wie er das Team weiterführt: "Die Situation ist klar, das Team ist Teil der großen Organisation Ferrari. Es gibt einen Geschäftsführer, aber das ist keine neue Situation für mich, bereits letztes Jahr bei Sauber musste ich mich an den Präsidenten der Gruppe wenden – man hat immer einen Chef. Aber ich werde die Befugnisse haben, das Team zu führen und ich werde es so machen, wie ich es für richtig halte."

Vermeidung von Eifersucht

Ein weiteres Problem für Vasseur könnte sich aus dem Fahrermanagement ergeben. Ferrari kann sich in der Tat glücklich schätzen, zwei gute Fahrer zu haben, die beide gleich gut sind – ohne dass es eine erste oder zweite Wahl gibt. Auch wenn Leclerc ein wenig vor seinem Kollegen Carlos Sainz startet. Der Monegasse hat übrigens einen Vertrag bis 2024 und für manche böse Zungen war die Wahl des französischen Ingenieurs auch ein kleines Bonbon für Charles. Er beendete die Saison verärgert über die Fehler bei der Boxenstrategie, durch die er häufig benachteiligt wurde. Für ihn muss es auch ein Jahr der Erneuerung werden, nach fünf Saisons im Cavallino. Und was könnte besser sein, als einen Teamchef an der Boxenmauer zu haben, der ihn gut kennt?

Die beiden kennen sich seit seiner Zeit bei Alfa Romeo, Leclercs ersten F1-Station. Charles hat in Interviews deutlich gemacht, dass er sich freuen würde, wenn Vasseur zum Teamchef gewählt würde. Das sollte ihm die Ruhe geben, an der es ihm ohnehin mangelt und die im vergangenen Jahr aufgrund vermeidbarer Fehler völlig gefehlt hat. Aber es liegt jetzt an ihm, zu zeigen, dass er den nächsten Schritt machen kann, das Rennen besser zu managen. So wie er es in Abu Dhabi mit den Reifen gemacht hat.

Doch gerade die alte Freundschaft zwischen den beiden könnte natürlich Sainz verärgern. Ein Fahrer, der es gar nicht mag zum zweiten Fahrer degradiert zu werden. So sehr, dass er 2021 vor seinem Teamkollegen ins Ziel kam und sich im vergangenen Jahr, benachteiligt durch den Rennwagen sah, der nicht zu seinem Fahrstil passte. Dennoch erwies er sich als intelligent genug, um zu verstehen, wie man den Boliden "zähmen" kann. Es gelang ihm im Finale den richtigen Rhythmus zu finden. Sainz – der übrigens im Gegensatz zu Charles ein sehr gutes Verhältnis zu Binotto hatte – sieht sich nun plötzlich in die entgegengesetzte Situation katapultiert.