Nürburgring-Eröffnung 1984: Retortenkurs statt "grüner Hölle"

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Nürburgring-Eröffnung 1984: Retortenkurs statt "grüner Hölle"

Sebastian Vettel bei einem Gastspiel am Nürburgring im Herbst 2023.
Sebastian Vettel bei einem Gastspiel am Nürburgring im Herbst 2023.Profimedia
Ein Blick in die Motorsport-Historie: Am 12. Mai 1984 feierte der Nürburgring seine Wiedergeburt. Acht Jahre nach Niki Laudas fatalem Feuerunfall war die legendäre Nordschleife Geschichte, der neue Retortenkurs sollte vor allem die Formel 1 zurück in die Eifel holen.

Die Nürburgring-Nordschleife galt schon damals als veraltetes Relikt aus einer anderen Zeit. Adäquate Sicherheit für Leben und Gesundheit der Fahrer war keinesfalls garantiert. 22,8 Kilometer führte die Berg- und Talbahn durch die grünen Hügel der Eifel - vor allem für die Formel 1 ein lebensgefährlicher Ritt auf der Rasierklinge.

Als am 1. August 1976 beim Großen Preis von Deutschland eine weithin sichtbare Rauchsäule aufstieg, schien das Schicksal der Nordschleife besiegelt. Im Streckenabschnitt Bergwerk brannte ein roter Ferrari lichterloh. Darin saß Superstar Niki Lauda, der um sein Leben kämpfte. 42 Tage später saß er wieder in einem Rennwagen - aber das ist eine andere Geschichte.

Die Formel 1 fuhr nach dem Desaster nie wieder auf der Nordschleife. Doch die Organisatoren wollten den glitzernden PS-Zirkus unbedingt in die Eifel zurückholen. Als auch andere Rennserien damit drohten, künftig einen großen Bogen um die "Grüne Hölle" zu machen, fiel die Entscheidung für den Bau einer "modernen" Rennstrecke.

Neuer, entschärfter Kurs

Mit einer Länge von gut 4,5 km, geräumigen Auslaufzonen und kurzen Rettungswegen entsprach der neue Nürburgring bei seiner vielbeachteten Eröffnung den üblichen Standards. Vom alten Kurs blieb nur die Start-Ziel-Gerade. Vorbei die Zeiten, in denen Passagen mit den Namen Schwedenkreuz, Fuchsröhre, Karussell oder Schwalbenschwanz fahrerische Höchstleistungen erfordert hatten.

Am 12. Mai 1984 erfolgte die feierliche Einweihung der neuen Grand-Prix-Strecke mit einem hochkarätig besetzten Showrennen. Neun Formel-1-Weltmeister gaben sich die Ehre im Wettstreit von identischen Mercedes-Benz 190-E-Tourenwagen. Der Sieg ging an einen jungen Brasilianer namens Ayrton Senna. Auch das ist eine andere Geschichte. Mit einem traurigen Ende.

Good bye Königsklasse!

Der neue Ring konnte nicht an die große Historie der Nordschleife anknüpfen. 1986 wurde der Große Preis von Deutschland wieder in Hockenheim gefahren. Erst der Hype um Michael Schumacher brachte die Formel 1 ab 1995 noch insgesamt 16-mal an den Nürburgring. Nach wie vor zeugt das Schumacher-S von der tiefen Verbundenheit zu dem legendären Kerpener.

Zuletzt kehrte die Formel 1 im Coronajahr 2020 zurück, zuvor hatte sie 2013 den vorläufig letzten Zwischenstop in der Eifel eingelegt. Bis dahin war der Nürburgring für einen dreistelligen Millionenbetrag um eine "Erlebniswelt" erweitert worden - und erlebte ein wirtschaftliches Fiasko.

Besser steht es mittlerweile um die alte Nordschleife. Das 24-Stunden-Rennen ist ein weltweit beachtetes Event, zudem wurde die Strecke mit ihrem weltweit einmaligen Profil zunehmend von Hobbyfahrern erobert. Der Mythos lebt - auch wenn er sich im Laufe der Jahre stark verändert hat.