Schlimmer hätte der Einstieg in die Footballliga kaum laufen können. Dass der Spross von Deion "Primetime" Sanders, der NFL-Legende, zwischendurch auch noch Opfer eines Scherzanrufs wurde, ist da fast schon egal. Der Sohn des Defensive Coordinators der Atlanta Falcons hatte durchgeklingelt, sich beim Prank als GM der New Orleans Saints ausgegeben und gesagt: "Sorry, du wirst ein bisschen länger warten müssen." Zu allem Übel übertrug Sanders den "großen Moment" im Livestream.
Sieben Monate später ist das nicht vergessen, doch Sanders hat es den Spöttern gezeigt, auch denen, die ihn bei der Verteilung der Talente ignorierten. In seinem ersten Spiel in der Startformation führte der 23-Jährige Cleveland bei den Las Vegas Raiders zu einem 24:10, ein Sieg bei der Premiere als Regisseur der Browns war zuletzt Eric Zeier 1995 gelungen.
"Viele Leute wollen, dass ich scheitere. Das wird nicht passieren", sagte Sanders am Sonntag voller Genugtuung - und voller Selbstbewusstsein. Ähnlich hatte er sich schon vor dem Kickoff geäußert. "Ich bin derjenige, nach dem sie gesucht haben", meinte der Newcomer gewohnt großspurig. Dabei war seine Premiere in der Vorwoche kräftig schiefgegangen.
Sanders war im Duell mit den Baltimore Ravens nach der Pause für den angeschlagenen Dillon Gabriel reingekommen, hatte nur vier von 16 Würfen angebracht, eine Interception geworfen und zwei Sacks kassiert. Wasser auf die Mühlen derer, die ihn kritisieren.
Trump schaltet sich ein
Denn den Denkzettel am Draft-Wochenende gab es nicht grundlos, Sanders soll in den Interviews mit den Teams laut Medienberichten arrogant und unprofessionell aufgetreten sein, sich dazu bei Klubs, zu denen er nicht wollte, bewusst schlecht verkauft haben.
Die Konsequenz beim Draft sorgte für reichlich Wirbel, nach Runde eins hatte sich sogar Donald Trump zu Wort gemeldet. "Was ist mit den NFL-Besitzern los, sind sie dumm?", fragte der US-Präsident, Sanders habe wegen seines Vaters doch "phänomenale Gene".
Nächste Bewährungschance am Wochenende
Denn Deion Sanders (58) glänzte in der NFL als Cornerback, Returner und Wide Receiver, spielte parallel in der Major League Baseball (MLB). Er gewann den Super Bowl mit den San Francisco 49ers (1995) und den Dallas Cowboys (1996), trat dabei extrovertiert auf. Heute ist er Cheftrainer der Buffaloes an der University of Colorado in Boulder.
Sanders umarmte seinen Sohn am Sonntag im Spielertunnel, nachdem dieser eine lange Serie beendet hatte. Vor ihm waren gleich 17 Browns-Quarterbacks bei ihrem Debüt gescheitert. Auf seine nächste Chance muss er jetzt nicht lange warten: Wie Headcoach Kevin Stefanski am Montag bekannt gab, wird Sanders auch am kommenden Wochenende gegen die San Francisco 49ers spielen.
